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Winckelmann-Schüler präsentieren im Landratsamt ihr künstlerisches Schaffen Unterm Hunderwasserbaum orakeln

Von Sibylle Sperling 15.03.2013, 01:19

Wer diesen Hundertwasserbaum sehen möchte, sollte sich sputen. Bis zum 22. März können Besucher im "Garten der Künstler" lustwandeln und auch auf Vincent van Gogh oder Salvadore Dali treffen.

Stendal l So viele Zeitungen auf einmal hat der 16-jährige Tim wahrscheinlich noch nie verbraten. Und überhaupt: Warum zerreißt er die Zeitungen und packt sie anschließend in einen Wassereimer, um sie danach umständlich auf der Heizung tagelang zu trocken?

Es sollten eben Früchte entstehen - für einen Baum. Denn die Kunstlehrer des Winckelmann-Gymnasiums hatten sich zu Beginn des Schuljahres an ein etwas anderes Projekt herangewagt. "Die Idee dazu hatten wir, als wir in Potsdam Babelsberg durch den Park liefen. Da standen die schönen, alten Bäume. Die haben uns inspiriert", erinnert sich die Kunstlehrerin Renate Böttcher. Und weil die Babelsberger Baumpracht eben nicht vor den Toren des Stendaler Gymnasiums zu finden ist, haben sich die Lehrerinnen einfach den "Garten der Künstler" heranorganisiert.

Mannshohe Bäume sollten im Unterricht kreiert werden, die namhaften Künstlern gewidmet sind. So bekannten Persönlichkeiten wie Vincent van Gogh, Salvadore Dali und Friedensreich Hundertwasser. Ihr Schaffen, die Kennzeichen ihrer Arbeiten sollten sich in den Gewächsen wiederfinden.

Sarah Hertel, Jasmin Lawrenz und Tim Bönsch atmeten erstmal auf, als ihre Gruppe Hundertwasser zog. Im Losverfahren wurden Gruppen gebildet, Künstler verteilt. "Sarah wollte von Anfang an Hundertwasser", erzählt die 16-jährige Jasmin und Sarah begründet: "Weil es der einzige Künstler war, unter dem ich mir was vorstellen konnte." Und dann gingen die jungen Künstler ans Werk, recherchierten, analysierten und sammelten: Hölzer und Drähte, Bambus und Papprollen, Zeitungen und Klopapier. Viel Farbigkeit, kräftige Töne und keine geraden, sondern geschwungene Linien fanden die Schüler in Hunderwassers zahlreichen Werken. Sogar einen Hundertwasserbaum hatte Jasmin im Netz entdeckt. "Der Baum hat goldene Äste, einen goldenen Stamm und sieht aus wie ein Kronleuchter."

Sehr sehr schnell ließ die Gruppe ihren Baum emporwachsen. Aus Papprollen, Drähten und Hölzern wurden Stamm, Äste und Wurzeln geformt. Tim präparierte aus alten Zeitungen riesige Kugeln, die Früchte des Baumes. Und damit die Farben auch deckend auf die Materialien aufgesprüht oder aufgetragen werden konnten, mussten einige Rollen Toilettenpapier herhalten. "Wir haben den ganzen Baum damit umwickelt", sagt Tim.

Richtig Spaß hat den Zehntklässlern das Projekt gemacht. Und Sarah findet sogar, dass der Unterricht so besser war als sonst. Es war Abwechslungsreich. Und wir konnten praktisch arbeiten." Mittlerweile stehen etwa zehn Bäume in der Bürgerhalle des Landratsamtes. Der von Dali hat Schubladen, der von Christo ist verhüllt und der van-Gogh-Baum sieht aus wie eine Zypresse. Wenn Tim an die Ausstellung denkt, ist er ziemlich stolz. "Dass wir unsere Sachen ausstellen dürfen, ist was Besonderes. Sowas nur für die Note zu machen, ist doof. Es ist viel besser sowas zu machen, wenn die Leute hinterher staunen und unsere Arbeit bewundern."

Die künstlerischen Arbeiten der Schüler aller Klassenstufen des Winckelmann-Gymnasiums sind bis zum 22. März im Landratsamt zu sehen. Die Ausstellung ist kostenlos.