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Volksstimme-Leser helfen Schlaganfall oder Unfall: Wenn Angehörige plötzlich Pflege brauchen

Die Eltern versorgen, wenn sie es nicht mehr können, oder selbst einmal ein Pflegefall werden – das kann jeden treffen. Der Paritätische Wohlfahrtsverband in Stendal will darauf vorbereiten.

Von Anja Reumschüssel Aktualisiert: 19.12.2023, 14:08
Die Pflege eines geliebten Menschen stellt das eigene Leben auf den Kopf. Astrid  Elling kennt sich aus und berät pflegende Angehörige in der Selbsthilfekontaktstelle in Stendal,  Osterburger Straße 4.
Die Pflege eines geliebten Menschen stellt das eigene Leben auf den Kopf. Astrid Elling kennt sich aus und berät pflegende Angehörige in der Selbsthilfekontaktstelle in Stendal, Osterburger Straße 4. Foto: Anja Reumschüssel

Stendal - Über die Pflege von Angehörigen denken die meisten Menschen erst nach, wenn es schon fast zu spät ist. Wenn die Mutter nach einem Schlaganfall plötzlich im Pflegebett liegt, wenn der Partner einen Unfall hat oder das Kind mit einer Behinderung geboren wird. Und darüber, dass man selbst einmal pflegebedürftig sein könnte, wollen ohnehin die wenigsten nachdenken.

Dabei ist Vorsorge gerade bei diesem Thema besser als Nachsicht. Astrid Elling, Ansprechpartnerin in der Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Stendal, weiß, wovon sie spricht. Ihre bis dahin rüstige Mutter kam als Pflegefall aus dem Krankenhaus, und Astrid Elling musste von heute auf morgen einen Pflegegrad beantragen, ein Pflegeheim finden und mit den eigenen Gefühlen rund um diese neue Situation klarkommen.

Auch aus ihrer Arbeit weiß sie: „Viele Angehörige haben gar keine Ahnung, woher sie Unterstützung bei der Pflege bekommen können, welche Rechte sie haben oder auch nur, wie man eine Betreuungsvollmacht aufsetzt.“ Und den Weg in die Beratungsstelle oder gar zu einer Selbsthilfegruppe gehen viele Angehörige erst, wenn sie schon völlig überlastet sind. So kam der Stendalerin die Idee, einen Infonachmittag unter dem Motto „Plötzlich Pflege – was Angehörige wissen sollten“ zu organisieren.

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Geplant ist ein Nachmittag, an dem sich Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige vorstellen, an dem Pflege-Fachleute Vorträge halten und Menschen ungezwungen ins Gespräch kommen können. Auch dann, wenn sie noch keine Angehörigen pflegen. Denn: „Man sollte sich schon mit dem Thema beschäftigen, bevor man die eigene Mutter waschen muss“, rät Astrid Elling. Und empfiehlt auch, sich Gedanken darüber zu machen, wie man selbst einmal versorgt werden will. Eine Patientenverfügung und eine Betreuungsvollmacht sollten Menschen schon in jungen Jahren aufgesetzt haben, damit wiederum ihre Angehörigen im schlimmsten Fall wissen, was sie sich wünschen.

Weil Pflege nicht immer gleich ist, gibt es unterschiedliche Selbsthilfegruppen: für Angehörige von Demenzkranken oder Wachkomapatienten, aber auch für Angehörige von Alkoholkranken. Denn Pflege fängt nicht erst bei der körperlichen Versorgung an, sondern schon dann, wenn ein Angehöriger den Alltag nicht mehr zuverlässig selbstständig bewältigen kann.

Hilfe bei Demenz und Alzheimer

„Die Pflege von Angehörigen ist eine große Herausforderung.“ Auch dann, wenn der größte Teil der Pflege in einem Heim übernommen wird. Plötzlich die Verantwortung gerade für die eigenen Eltern zu tragen, ist auch eine emotionale Last. „Man muss sich das zutrauen und genug Geduld haben“, weiß Astrid Elling. Gerade Demenz und Alzheimer, aber auch die eigene Hilfsbedürftigkeit verändern einen Menschen. Und das eigene Leben verändert sich, wenn der Vater, die Partnerin oder das eigene Kind rund um die Uhr betreut werden muss.

Sobald der Pflegegrad beantragt, ein Pflegedienst gefunden und unterstützende Sozialleistungen genehmigt sind, sollten sich pflegende Angehörige Zeit für sich selbst nehmen, um nicht auszubrennen. Auch dabei, wie sich der Pflegealltag bewältigen lässt und Pflegende wieder Zeit und Kraft für ihr Leben finden, unterstützen Selbsthilfegruppen.

Eine erste Gelegenheit, sich umfassend zu informieren, wird der Infonachmittag bieten, den Astrid Elling organisiert und der von „Volksstimme-Leser helfen“ unterstützt wird.