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Vorbereitung Vor der Katastrophe Kontakt pflegen

Das Kreisverbindungskommando Stendal besichtigte den Flugplatz in Borstel und bereitet sich auf Großeinsätze vor.

Von Thomas Pusch 20.04.2018, 18:10

Stendal l So lange ist der letzte Einsatz der Bundeswehr für den Katastrophenschutz im Landkreis Stendal nicht her. Als im Sommer 2013 der Pegelstand der Elbe immer höher wurde, Deiche mit Sandsäcken verstärkt werden mussten und auch nachdem der Deich bei Fischbeck gebrochen und der Fluss über seine Ufer getreten war, war die Bundeswehr im Einsatz. Doch so ein Großeinsatz lässt sich nicht von einem Moment auf den anderen organisieren.

Das Scharnier zwischen Bundeswehr und zivilem Katastrophenschutz ist das Kreisverbindungskommando. In jedem Landkreis und in den kreisfreien Städten gibt es so ein Kommando, auch im Landkreis Stendal. Am Donnerstag besichtigte es den Flugplatz Borstel im Rahmen der jährlich stattfindenden Reservedienstleistung.

„Wir wählen immer bestimmte Themengruppen aus“, erklärte Michael Schneider, Sachgebietsleiter Brand- und Katastrophenschutz beim Landkreis Stendal. So sei die Wehrgruppe Quitzöbel schon einmal das Ziel gewesen, auch das Feuerwehrtechnische Zentrum bei Arneburg.

Beim diesjährigen Besuch standen zunächst die Stadtwerke Stendal auf dem Programm. „Dort war es sehr informativ“, lobte Andreas Rist, Oberstleutnant der Reserve. Thomas Bräuer hatte ausgeführt, wie die Stadtwerke auf einen Stromausfall in Stendal vorbereitet sind, der zunächst die Versorgung lahmlegen würde.

„Wir haben in der Vergangenheit auch leidvolle Erfahrungen machen müssen“, sagte Pressesprecher Rolf Gille gegenüber der Volksstimme, „sei es wegen der Elbeflut oder auch wegen stärkerer Stürme.“ Die Anschaffung von zwei größeren Stromaggregaten war eine der Lehren daraus.

Am Donnerstagvormittag führte Michael Schneider aus, wie der Landkreis Stendal für einen Massenanfall von Verletzten präpariert ist, was er bei einer solchen Katastrophe vorhält. Mittags ging es dann zum Flugplatz, der beim Hochwasser 2013 auch für die Bundeswehr ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt war. Dort wurden damals Sandsäcke gefüllt, dann mit Militärhubschraubern zu den Deichen geflogen. Auch außerhalb von Katastrophen sind die Uniformierten dort regelmäßig zu Gast, etwa wenn die Fallschirmjäger von dort mit der Transall zu Trainingssprüngen aufbrechen oder auch wenn im Rahmen von Großübungen militärisches Gerät dort stationiert wird.

Dort ging es zunächst hinauf auf den Tower, wo die Reservisten an einem sommerlichen Tag beste Sicht hatten. Vor allem auch auf das große Areal, das bei einer Katastrophe auch wieder eine wichtige Rolle spielen kann. Vertreter der Sanität im Kreisverbindungskommando ist Dr. André Benthien. Dort allerdings nicht als Chefarzt der Orthopädie wie im Johanniter-Krankenhaus, sondern als Oberfeldarzt. „In einer Katastrophe kann ein Krankenhaus zu den Rettern oder den zu Rettenden gehören“, spannte er den Bogen zwischen seinem zivilen und seinem militärischen Leben.

Sollte das Krankenhaus wegen einer Katastrophe nicht arbeitsfähig sein, müsste ein Lazarett errichtet werden. Dafür müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden. So darf der Untergrund keine größere Neigung als drei Grad haben, muss auch die Wasserversorgung sichergestellt werden. „Strom haben wir selbst“, sagte er.

So wurde Benthien gestern von seinem Arbeitgeber freigestellt, so wie auch alle anderen Mitglieder der Besuchergruppe. Denn nicht nur Benthien und Rist sind Reservisten, sondern das gesamte Kreisverbindungskommando. „Und das ist auch nicht nur im Landkreis Stendal so, sondern in ganz Deutschland“, erklärte Rist. Daher besteht das Kreisverbindungskommando auch aus einer recht bunten Mischung von Berufen, so gibt es beispielsweise auch Lehrer und Ingenieure, Rist arbeitet als Referent im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt.

Neben dem Tower waren die beiden Hangars auf dem Flugplatzgelände eine Besuchsstation. Auch an dem historischen Gebäude dazwischen herrscht wieder Leben, Handwerker sind fleißig am Werk. Was daraus gemacht werden soll, konnte Schneider nicht sagen. Wohl aber, was dort einstmals untergebracht war. Er hatte auch eine historische Aufnahme mitgebracht. 1939 wurde dort die Feuerwehr des Flugdienstes Borstel eröffnet.