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Abi-Feier Werte als Fundament fürs Leben

Zur Zeugnisübergabe für die Abiturienten des Privatgymnasiums Stendal sprach der einstige US-Botschafter John C. Kornblum.

Von Nora Knappe 20.06.2016, 01:01

Stendal l Was Schulleiter Peter Scholz fast zum Schluss preisgab, gehört hier an den Anfang: „Alle Schüler, die zur Abi-Prüfung angetreten sind, haben die Hochschulreife bekommen.“ Und drei davon wurden während der feierlichen Zeugnisübergabe am Freitagabend im großen Sitzungssaal des Landratsamtes in besonderer Weise erwähnt: die Jahrgangsbesten. Das sind vom Stendaler Privatgymnasium Annika Soeder und Hannah Wehrmann mit jeweils der Abschlussnote 1,1 sowie für den Tangermünder Standort Marie Skupin mit der Note 1,4.

Annika Soeder kam zudem die Ehre zu, die Abschlussrede im Namen der Schülerschaft zu halten – was sie in einer guten Mischung aus nachdenklich, witzig und charmant tat. Dass sie alle noch vor ein paar Monaten „gemütlich im Unterricht“ saßen und nun auf einmal zwölf Jahre Schule vorbei seien, sei vielen wohl erst so richtig an diesem Tag bewusst geworden. Die Eltern erinnerten sich sicher noch daran, wie ihre Kinder mit vollbepackter Schultüte das erste Mal in die Schule gingen.

Jeder habe nun seine Zukunft in der Hand: „Die Welt steht uns offen. Jetzt, und nicht erst in ein paar Jahren. Es liegt an jedem selbst, wie wir den weiteren Weg gestalten, aber bis zu diesem Punkt haben uns viele Menschen unterstützt, nicht aufzugeben.“ Und diese Menschen, nämlich die Lehrer und Eltern, bekamen als wunderbare Dankesgeste von den Abiturienten jeder eine Blume oder ein kleines Bouquet überreicht – herzliche Umarmungen inbegriffen.

Doch nicht nur der Blick der Abiturienten – die schon während der Zeugnisfeier als „ehemalige Schüler“ angeredet wurden – richtete sich in die Zukunft. Zuvor hatte wieder ein prominenter Gast das Wort an die Absolventen gerichtet, wie es für die Privatschulen Stendal-Tangermünde Tradition ist. Und das war diesmal John C. Kornblum, pensionierter amerikanischer Diplomat, der in den 60er bis 80er Jahren mehrfach in Deutschland in Generalkonsulaten und Botschaften sowie als politischer Berater tätig war und von 1997 bis 2001 US-Botschafter in der BRD.

Nicht nur diese reiche politische Erfahrung, sondern auch seine eigene Biografie hatte den 73-Jährigen für seine Rede an die Absolventen inspiriert, die sich rund um das Thema Werte bewegte. Werte seien das „Fundament fürs Leben“, war Kornblums Essenz, die er anhand des Lebenswegs der Schulabgänger vor einem Jahrhundert zog. „Wenn wir hundert Jahre zurückdenken, können wir sehen, was für einen schwierigen Weg die jungen Leute damals gehen mussten.“ Sie hätten – sofern sie die beiden Weltkriege überhaupt überlebten – „sieben Verfassungen, sieben politische Systeme und immer wieder neue Wahrheiten und neue Ziele“ erlebt.

Wenngleich nicht in diesem Maße, so würden auch die heutigen Abiturienten einmal an einen Punkt kommen, „wo man nicht sicher ist, wer man ist, was man getan hat, wie es weitergehen soll“, so Kornblum, würden sich Probleme auftun, die heute noch gar nicht absehbar seien. „Und da werden es die Werte sein, die Sie in Schule und Elternhaus gelernt haben, die Sie durchbringen. Und wichtig ist, dass man an sich selbst glaubt.“

Um das zu verwirklichen, sei das „Commencement“, wie es auf Englisch heißt („Zeugnisausgabe klingt doch sehr deutsch“, so Kornblum), der beste Zeitpunkt im Leben. Denn Commencement ist nicht nur das Wort für „Zeugnisübergabe“, sondern bedeutet auch: Beginn, Anfang. Und an dem stehen die Abiturienten ja nun wiederum: „Es ist der Anfang eines neuen Lebensabschnitts, einer neuen Zeit für Sie, einer sehr aufregenden Zeit.“