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Doktorandin Susanne Rosenthal untersuchte die Herzen von Neugeborenen auf Troponin "Werte wie bei einem Herzinfakt"

Von Bernd-Volker Brahms 27.11.2013, 02:13

Die Medizinerin der Stendaler Klinikums konnte "exorbitante Werte" bei Babys feststellen. Sie erhielt nun einen Preis der Inneren Medizin.

Stendal l Susanne Rosenthal vom Stendaler Klinikum hat vor kurzem einen ersten Preis bei einer Fachtagung zur Inneren Medizin in Sachsen-Anhalt gewonnen. Die 37-jährige Doktorandin wurde für eine Arbeit über die Herz- tätigkeit von Neugeborenen ausgezeichnet. Vergeben wurde der Preis von der Gesellschaft IMSA, Innere Medizin Sachsen-Anhalt.

"Das ist eine herausragende Leistung", sagt der betreuende Professor Ulrich Nellessen. In der Regel gehen Preise für Forschungsarbeiten an Unikliniken, von daher sei es bemerkenswert wenn auch das Stendaler Krankenhaus bei der Spitzenforschung Anerkennung finde. "Da kann man sehen, dass man auch mit wenig Geld Beachtliches leisten kann", sagte Nellessen. Seit 15Jahren werde auch in Stendal Forschung betrieben.

62 Babys und deren Mütter wurden getestet

Die gebürtige Neubrandenburgerin Susanne Rosenthal hatte 62 Schwangere und deren Neugeborene untersucht und sich deren Troponin-Werte angesehen. "Troponin ist der Indikator, mit dem Herzinfakte gemessen und festgestellt werden", sagt Nellessen. Man müsse sich die Analyse wie bei Doping-Tests vorstellen, sagt der Stendaler Mediziner. Es würden sehr geringe Supstanzen gemessen und mit Grenzwerten verglichen. Das überraschende Ergebnis der Stendaler Doktorandin war nun, dass die Neugeborenen einen sechsmal höheren Wert aufwiesen, als dies der Grenzwert für einen Normalzustand besage.

"Rein vom Wert her müsste man sagen, dass die Babys einen Herzinfakt bei der Geburt erleiden", sagt Nellessen. Dies sei defacto allerdings nicht der Fall. Während der Wert bei Neugeborenen "exorbitant hoch" sei, steige dieser bei den schwangeren Frauen nur langsam an und sei bereits am Tag nach der Geburt wieder bei einem Normalwert. Dass Babys bei der Geburt Stress hätten, sei hinlänglich bekannt. Biochemische Untersuchungen zum Herzen gebe es bisher so gut wie nicht. Dass die Troponinwerte aber dermaßen erhöht sind, sei weltweit noch nie nachgewiesen worden, sagt Professor Nellessen. Dies gelte im Übrigen für eine Geburt auf dem normalen Wege genauso wie bei einem Kaiserschnitt, so der Mediziner.

Ulrich Nellessen ist bald Magazin-Herausgeber

Neben der Auszeichnung seiner Doktorandin hat auch Professor Nellessen eine Anerkennung seiner Lehr- und Forschungstätigkeit erhalten. Er wird demnächst in das Herausgebergremium des World Journal of Cardiology aufgenommen, in dem Herzspezialisten weltweit ihre Ergebnisse publizieren. Seit zwei Jahren gehört er bereits zu den Prüfern des in englischer Sprache erscheinenden Fachmagazin.