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Das Stendaler Trinkwasser im Fokus / Die Volksstimme hat beim Fachmann nachgefragt Wie gesund ist das Wasser aus der Tiefe?

27.09.2012, 01:21

Ständig werden neue Trinkwasser-Grenzwerte festgelegt. Doch wie gesund ist das Stendaler Wasser? Michael Riske, Sachgebietsleiter Wasser bei den Stendaler Stadtwerken, im Gespräch mit Volksstimme-Mitarbeiter Christoph Seemann.

Volksstimme: Herr Riske, wie gesund ist unser Trinkwasser?

Michael Riske: Ein hartes Wasser, aber sehr gesund. Alle Grenzwerte werden eingehalten. Was aus dem Hahn kommt, kann bedenkenlos getrunken werden.

Volksstimme: Es gibt also keinerlei Probleme im Trinkwasserbereich?

Riske: Nicht wirklich. Manchmal finden wir bei unseren Proben ein paar Trübungen. Vor Jahren hatten wir mal ein bakterielles Problem.

Volksstimme: Und was passiert bei so einem Problem?

Riske: Wird ein Grenzwert überschritten, startet eine 3o-tägige Ursachensuche. Wir proben überall, um undichte Stellen, die zum Beispiel durch Baumaßnahmen entstanden sind, zu finden.

Volksstimme: Häufiger als eine solche Suche unternehmen Sie Routineproben...

Riske: Ja. Alle drei Wochen kommen unsere Messsonden zum Einsatz. Wir prüfen an einigen Stellen in Stendal nach bakteriologischen und chemischen Parametern.

Volksstimme: Zum Beispiel?

Riske: Geruch, Färbung, Trübung, Geschmack, Temperatur, Leitfähigkeit. Außerdem den pH-Wert, Eisen-Anteil, Ammonium: All das wird nach den allgemeinen Grenzwerten aufs Mikrogramm genau getestet.

Volksstimme: Wo entnehmen sie die Proben?

Riske: Probestellen gibt es zum Beispiel bei einem Kindergarten, an einem Milchwerk und beim Johanniter-Krankenhaus. Die Orte vereinbaren wir mit dem Gesundheitsamt.

Volksstimme: Und wie wählen Sie diese Orte aus?

Riske: Wir müssen versuchen, in öffentlichen wie auch privaten Gebäuden zu testen, um ein sicheres Ergebnis zu liefern. Leider ist es schwierig, in Privathaushalten zu testen; das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Untersuchungen ist noch nicht so angekommen. Dabei kostet eine solche Maßnahme den Bürger nur wenige Liter Wasser.

Volksstimme: Wie streng sind die Bestimmungen für das Trinkwasser?

Riske: Sehr streng - und sie werden immer strenger. Zum Beispiel muss nach der neuesten Verordnung auch warmes Wasser auf Legionellen getestet werden, das war vorher nur bei kaltem Wasser Pflicht. Auch wurde ein neuer Grenzwert für Uran eingeführt; es gab im Harz zu hohe Anteile im Wasser. Die Aufbereitung des Wassers ist dort viel aufwendiger, weil man entsprechende Filtermaschinen braucht. In Stendal ist das kein Problem. Allerdings sollen Ende des Jahres mit der neuesten EU-Anpassung noch weitere neue Richtlinien kommen. Für uns wird aber auch diese Anpassung nur wenige Veränderungen bedeuten.

Volksstimme: Herr Riske, wo kommt das Wasser aus dem Hahn eigentlich her?

Riske: Bei uns aus den Wasserwerken Heeren und Uenglingen, und dann gibt es natürlich noch den Wasserturm.

Volksstimme: Wo nehmen die Wasserwerke das Wasser her?

Riske: Wir bohren sehr tief, bis zu 100 Meter, in die dritte Trinkwasserschicht. Andere Brunnen gehen häufig nur auf etwa 60 Meter. Auch das ist ein Grund dafür, dass das Wasser in Stendal so rein ist. Das Wasser wird mit Hilfe von Luft, von Eisen und Mangan befreit, läuft durch Filter und wird anschließend in die Stadt gepumpt.

Volksstimme: Wäre das Wasser noch reiner, wenn man noch tiefer bohren würde?

Riske: Irgendwann sind technische und finanzielle Grenzen erreicht. Wir können uns mit dem Wasser, das wir haben, sehr glücklich schätzen: In anderen Ländern kann man nicht einfach so aus dem Hahn trinken. Wir sind sehr verwöhnt in dieser Hinsicht.