Wintereinbruch Blitzeis am Morgen

Zahlreiche Unfälle auf spiegelglatten Straßen im Kreis Stendal, darunter zwei Verkehrsunfälle. Großer Andrang in der Notaufnahme in Stendal.

Von Antonius Wollmann 04.12.2020, 18:00

Stendal l Wer in Stendal in den frühen Morgenstunden sein Haus verließ, auf den wartete eine böse Überraschung. Über Nacht hatte überfrierende Nässe die Straßen und Bürgersteige in gefährliche Rutschbahnen verwandelt. Inklusive erhöhter Sturz- und Unfallgefahr. Auf der Tangermünder Straße wurde einer 60-jährigen Renault-Fahrerin die Wetterlage zum Verhängnis. Ihr Auto geriet auf der Brücke ins Schleudern, drehte sich mehrfach und stieß schließlich gegen die Leitplanke. Die Fahrerin wurde mit leichten Verletzungen ins Johanniter-Krankenhaus gebracht. Ebenfalls in stationäre Behandlung musste sich eine 76-Jährige begeben. Sie war zwischen Birkholz und Tangerhütte in Folge der Glätte von der Straße abgekommen. Ihr Fahrzeug überschlug sich. Die Feuerwehr befreite die Frau aus dem Wrack.

Konsequenzen wurden auch im öffentlichen Nahverkehr gezogen. So wurde der Busverkehr von stendalbus nach Angaben des Landkreises Stendal am Freitagvormittag zwischen 9 und 12 Uhr eingestellt. „Der Schülerverkehr wird jedoch ab dem Mittag definitiv durchgeführt. Alle Schülerinnen und Schüler werden nach dem Unterricht planmäßig abgeholt“, teilte Edgar Kraul von der Pressestelle der Kreisverwaltung am Freitagmorgen mit. Nähere Fragen lässt stendalbus bis zum Redaktionsschluss der Volksstimme unbeantwortet. Ob der Nahverkehr ab 12 Uhr wieder wie gewohnt fahren konnte und wie viele Schülertransporte gestern ausfallen mussten, ist nicht bekannt.

Auch im Johanniter-Krankenhaus in Stendal war das Blitzeis am morgen „deutlich spürbar“, wie die Pressesprecherin Claudia Klupsch auf Volksstimme-Nachfrage mitteilte. In der Notaufnahme hätte es ungefähr 60 neue Patienten am Vormittag gegeben. Ungefähr die Hälfte davon kam auf Grund von Verletzungen, die auf das Glatteis in den Morgenstunden zurückzuführen waren. Die häufigsten Blessuren seien „Knochenbrüche, Kopfverletzungen und Prellungen“ gewesen. „Die wenigsten mussten jedoch stationär aufgenommen werden“, sagt Klupsch.

Derweil arbeitete die Straßenmeisterei des Kreises daran, das Problem zu lösen. Alle zehn verfügbaren Streufahrzeuge waren seit 7.45 Uhr unterwegs. „Der Einsatz dauerte gut drei Stunden“, sagt Thomas Müller, Amtsleiter des Straßenbauamts des Landkreises Stendal. Mitarbeiter würden täglich in den frühen Morgenstunden das Regenradar beobachten, erklärt er. „Heute früh war nicht ersichtlich, dass das Regengebiet über den Landkreis zieht.“

Erst als ein Mitarbeiter Richtung Westen des Landkreises aufbrach und Nieselregen meldete, fuhren Fahrzeuge aus Tangermünde und Osterburg los. Sie streuten innerhalb von drei Stunden gut 470 Kilometer Kreisstraße. „Viel befahrene Straßen, beispielsweise von Tangermünde nach Arneburg, streuen wir zuerst“, erklärt Müller.

Insgesamt wurden am Freitagmorgen 36 Tonnen Feuchtsalz auf den Straßen verteilt. Die Kreisstraßenmeistereien verwendeten Feuchtsalz mit einer Magnesiumchlorid-Sole. „Das bleibt besser liegen als normales Streusalz und wirkt schneller“, begründet Thomas Müller. Die Mitarbeiter seien für Sonnabendmorgen in Alarmbereitschaft und hätten das Regenradar im Blick, sagt er.

Der Amtsleiter des Winterdienstes der Stadt Stendal sei gestern nicht im Dienst gewesen, teilt der Stadtsprecher Armin Fischbach mit, sodass die Anfrage nicht beantwortet werden konnte.

Auf den Bundesstraße 188 und 189 waren ab 8.30 Uhr vier Fahrzeuge der Straßenmeisterei Stendal im Einsatz. Manfred Krüger, Regionalleiter Nord des Landesstraßenbauamts Sachsen-Anhalt, konnte Freitagnachmittag noch keine Angaben zur Zahl der Streufahrzeuge im Raum Osterburg sowie zur Salzmenge machen. Heute ab vier Uhr fahren die Fahrzeuge ihr Abschnitte auf den Bundesstraßen ab und streuen dort, wo es nötig ist.