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Nautica-Rutschen sorgen offenbar nicht immer für Spaß / Eigentümer versichert geprüfte Technik Wirbel um die Wasserröhren: Ein Riss, Hautabschürfungen und eine Reihe Klagen

Von Matthias Fricke 22.10.2011, 06:20

Offenbar sorgt die weiße 100 Meter lange sogenannte "Disko-Rutsche" im Spaßbad Nautica nicht immer für pure Freude. So zog sich eine 37-jährige Magdeburgerin dort Schürfwunden zu. In anderen Fällen gab es nach zerstörter Badebekleidung Rechtstreits.

Herrenkrug l Es sollte ein perfekter Tag werden. Daniela Doil machte sich am 30. September auf in das Spaßbad Nautica. Um 14.34 Uhr, so bezeugt später der Beleg, betrat sie mit ihrem Partner, der Tochter, ihrer Freundin und einer weiteren Person das Schwimmbad. Sie haben eine Familienkarte für 33 Euro gekauft.

Nach etwa einer halben bis dreiviertel Stunde beschlossen die Badegäste das "Röhrensystem" zu nutzen. Während die anderen die blaue 80 Meter lange Turborutsche nehmen, entscheidet sich Daniela Doil für die sogenannte weiße Diskorutsche. Sie hat ihren Namen von der bunten Beleuchtung innerhalb der Röhre. Diese ist zwar 20 Meter länger als die Turbo-Rutsche, dafür aber längst nicht so steil. Daniela Doil: "Ich habe das vorher noch nie gemacht und wollte deshalb auf Nummer sicher gehen. In die blaue Röhre hätte ich mich nie getraut." Sie nahm die weiße Rutsche und erlebte dafür ihr blaues Wunder. Unten im Wasser angekommen, schmerzte ihr Allerwertester. Als sie die schmerzende Stelle untersucht, bemerkt sie einen Riss im Badeanzug. "Das gibt es doch gar nicht", meinte sie und eilt zum Bademeister. Der Tag, der Spaß bringen sollte, war für die 37-Jährige beendet. Doch auch von dem Mitarbeiter habe sie keine zufriedenstellende Antwort erhalten. Er habe ihr gesagt, dass er das dem Chef schon vor einiger Zeit gemeldet habe und dies doch nur ein bis zweimal in der Woche passiere.

Immerhin, so führte Daniela Doil weiter aus, haben sich zwei Mitarbeiterinnen anschließend bemüht, einen anderen Badeanzug aus den Fundsachen hervorzusuchen. "Da war natürlich keiner in meiner Größe dabei. Nach einer guten Stunde ohne jeden Spaß und Wasser haben wir dann unser Eintrittsgeld zurückbekommen", sagt sie weiter. Als sie dann von zwei Bekannten erfahren hat, dass auch ihre Badehosen ein Loch nach dem Rutschen aufwiesen, habe sie sich an die Zeitung gewandt.

Der Eigentümer Karlheinz Kleebaum aus Düren in Nordrhein-Westfalen erklärte, dass die Rutsche an diesem Tag nach dem Vorfall sofort untersucht worden sei und "keine Besonderheiten" festgestellt werden konnten. "Wir haben die Rutsche aus diesem Grund wieder freigegeben und bis zum heutigen Tag gab es weder Schäden noch Verletzungen", erklärte er. Sollte ein Vorfall wie dieser dem Personal bekannt werden, müsse alles getan werden, um die Ursache zu beheben. Er sagte weiter: "Wir haben aber nichts gefunden." Aus seiner Sicht sei die Rutsche in einem einwandfreien Zustand, da sie erstens regelmäßig auf Gefahrenquellen und Unebenheiten untersucht werde. Zweitens würden die Rutschen einmal im Jahr vom TüV auf Sicherheit überprüft. Drittens habe das Bad sogar schriftlich von einem durch das Landgericht Magdeburg beauftragten Gutachter den Fakt bestätigt bekommen, dass ein Wassermangel in der Röhre technisch gar nicht möglich ist.

Auch hier hatte ein Badegast wegen der "erhöhten Reibung" und entsprechender Schäden geklagt.

Allerdings, so erklärt Karlheinz Kleebaum weiter, könne es bei Nichteinhaltung der Rutschordnung zu entsprechenden Unfällen kommen, auch wenn die Technik einwandfrei ist. "Wenn natürlich mehrere Personen kurz hintereinander in der Röhre rutschen, nimmt der eine Badegast dem anderen das Wasser weg", erklärt Kleebaum.

Das Resultat könnte dann eine erhöhte Reibung sein. Es habe aus diesem Grund schon des Öfteren Klagen gegen das Bad gegeben, die aber immer zu Gunsten des Nautica ausfielen.

Aus diesem Grund soll es im nächsten Jahr auch an den Rutschen "eine lückenlose Kameraüberwachung an den Ein- und Ausstiegen" geben. Karlheinz Kleebaum: "Dann können wir nachweisen, ob wir tatsächlich schuld sind oder der Badegast einen Fehler gemacht hat. Unsere Rutschen sind vollkommen in Ordnung. Sie können mir glauben, dass es in anderen Bädern viel schlimmere Rutschen gibt. Das sind teilweise richtige Gurkenhobel."

So etwas könne sich das Nautica-Spaßbad nicht leisten, schließlich stehe das Wohl des Gastes im Mittelpunkt. 1,7 Million Euro habe sein Unternehmen erst im Jahr 2009 in die Sanierung des 1999 zur Buga erbauten Bades investiert. Wegen erheblicher Wasserschäden und Pfusch am Bau musste das Nautica bis auf den Kern saniert werden. Dass es trotz des verbauten V4-A-Stahls immer wieder zu "Flugrost" komme, sei der hohen Luftfeuchtigkeit geschuldet. "Da müssen wir fast jede Woche ran", erklärte Kleebaum.