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Wohnmobile Stellplatzsuche beginnt von vorn

Die Diskussion darüber, wo es künftig in Stendal Stellplätze für Wohnmobile gibt, ist wieder eröffnet.

Von Donald Lyko 07.03.2020, 00:01

Stendal l In Sachen Wohnmobil-Stellplatzanlage heißt es nun: Alles auf Anfang! „Ich finde es ideal, die Diskussion noch einmal aufzunehmen“, sagte Henning Richter-Mendau (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, bevor sich dessen Mitglieder einstimmig für eben diesen Weg aussprachen. „Der Nordwall erschien mir damals schon nicht geeignet“, erinnerte Richter-Mendau an seine Meinung vor knapp zwei Jahren. Damals hatte er zu den Stadträten gehört, die das Bauhof-Areal am Uchtewall als Standort für die Wohnmobile bevorzugt hätten.

Neben dem aktuellen Standort am Schützenplatz und dem Bauhof-Grundstück waren damals auch ein Teil des Altoa-Geländes an der Schillerstraße, ein Teil der Kleingartenfläche am Bruchweg und der am Uchtewall als Parkplatz genutzte Schotterplatz geprüft worden. Sie alle sind nun wieder im Rennen.

Warum? Weil 1.) die Umsetzung des einstimmigen Stadtratsbeschlusses vom Juli 2018, am Schützenplatz zwölf Stellflächen zu schaffen, nicht so einfach ist wie geplant, und 2.) die Kosten deutlich höher sein würden als beschlossen. Der Beschluss von vor knapp zwei Jahren sieht Baukosten von zirka 235 000 Euro vor. Nachdem ein Planer das Vorhaben durchgerechnet hat, geht die Stadt nun von einer Bausumme von zirka 600 000 Euro aus, informierte Annegret Schröder, Leiterin des Sachgebietes Tiefbau, am Mittwochabend die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses.

Die Kosten sind das eine Problem, die Umsetzung in der Praxis das andere, erklärte sie. Im Stadtentwicklungsausschuss war vor einiger Zeit festgelegt worden, dass die Bewirtschaftung der Stellplatzanlagen ausschließlich über Parkautomaten erfolgen soll. Das würde für die Nutzer zwar einen geringen Aufwand und eine gute Handhabung bedeuten und für den Betreiber eine einfache Abrechnung, auf der anderen Seite bestehe aber ein personeller Aufwand zur Kontrolle der Parkscheine, keine Regulierung des Verbrauches (Pauschalpreis statt Mengenberechnung) und leichte Missbrauchsmöglichkeiten bei der Ver- und Entsorgung speziell an diesem Standort, der auch von Zirkusunternehmen, Schaustellern und Veranstaltern mit erhöhtem Bedarf genutzt wird. Die Abrechnung gestalte sich immer schwierig, erklärte Annegret Schröder.

Eine alternative Variante wäre eine verbrauchsabhängige Steuerung. Dabei könnte der Verbrauch kontrolliert und Missbrauch vermieden werden, allerdings wäre die Bedienung etwas komplizierter und der technische Aufwand höher. Denn alle Ver- und Entsorgungseinrichtungen (Strom, Trinkwasser, Schmutzwasser) müssten separate Zähleinrichtungen bekommen, die Gebühren müssten getrennt entrichtet werden.

Zurück noch einmal zu Zirkus, Rummel und Veranstaltungen – im vergangenen Jahr zum Beispiel ein großes Street-Food-Festival –, die für mehrere Tage oder auch Wochen auf dem Schützenplatz gastieren. Teilweise wird von ihnen, vor allem von Zirkusunternehmen, der Bereich neben der geplanten Wohnmobil-Stellplatzanlage mitgenutzt. Diese Flächen würden, wenn die Stellplätze dort wie einst beschlossen eingerichtet werden, dem Zirkus verlorengehen, sagte Annegret Schröder. Für die Unternehmen stelle sich dann vermutlich die Frage, ob der Standort Schützenplatz noch attraktiv für einen Zirkus ist. Die Verwaltung führt noch einen Punkt an: Wenn Veranstaltungen auf dem Platz stattfinden, zum Beispiel Fahrgeschäfte betrieben werden, müssten die Camper mit dem Lärm leben.

„Wir stellen darum die Frage, ob es wirklich bei diesem Standort bleiben soll, ob die Pläne weiter bearbeitet werden sollen“, wandte sich die Sachgebietsleiterin an die Ausschussmitglieder: „Will der Stadtrat noch einmal darüber nachdenken, ob am Beschluss festgehalten wird?“ Die Reaktionen aus dem Ausschussrund lassen sich als Antwort „Ja“ zusammenfassen.

„Wir sollten die Diskussion über die Standorte noch einmal öffnen“, sagte der Linke/Grüne-Fraktionsvorsitzende Joachim Röxe. Im Stadtrat gebe es neue Fraktionen, die dann ihre Ideen einbringen könnten. Der Stadtrat sollte „im Sinne der Nutzer einen optimalen Standort finden, der dann finanzierbar ist“. Dabei sollte die Attraktivität des Standortes im Vordergrund stehen, ergänzte Henning Richter-Mendau, der ebenfalls auf weitere Impulse für die Diskussion hofft: „Neue Ideen der neuen Stadträte sind willkommen.“

Auf die lange Bank schieben wollen die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses die Diskussion und Entscheidung über den künftigen Standort und die Variante der Bewirtschaftung nicht. Georg-Wilhelm Westrum, Leiter des Amtes für Stadtumbau und Sanierung, bot an, nach der Sommerpause ein Papier zum Standort- und Kostenvergleich vorzulegen. Das ist den Ausschussmitglieder aber zu spät. Sie möchten es gern noch vor der Sommerpause haben. Westrum: „Wir tun, was wir können.“