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Wonungsbau Schöner wohnen - aus zwei mach eins

Die Stendaler Wohnungsbaugesellschaft investiert rund 6,5 Millionen Euro in Bauprojekte. Darunter Senioren-WG und ein Studentenwohnheim.

Von Regina Urbat 04.03.2020, 00:01

Stendal l Das Wetter wird schön. „Wir können die Gerüste aufstellen und mit dem Bauen beginnen“, sagt Daniel Jircik auf der Pressekonferenz. Grund der Einladung an die Medienvertreter in die Firmenzentrale der Stendaler Wohnungsbaugesellschaft (SWG) ist die Vorstellung der Bauvorhaben für 2020.

Der Geschäftsführer kommt gleich auf den Punkt und macht deutlich, dass die GmbH wie in den vergangenen neun Jahren erneut kräftig investieren will, diesmal sogar 6,5 Millionen Euro, „also 500.000 Euro mehr als sonst“, sagt Daniel Jircik. Alles geschehe ohne Kreditaufnahme. Darunter sei mit dem Neubau des Studentenwohnheims auch das Großprojekt für 600.000 Euro. Spatenstich ist für Ende März/Anfang April geplant, die Fertigstellung zum Beginn des Wintersemesters im Oktober 2021.

Bevor der SWG-Chef die Details der einzelnen Bauvorhaben erläutert, schon ein Fazit: „Die kontinuierlichen über Jahre erfolgten Investitionen in Sanierung und Modernisierung sind beim Gang durch die Stendaler Wohnquartiere nicht zu übersehen, ob im Stadtsee, in Nord, in der Bahnhofsvorstadt oder Altstadt.“ In diesem Sinne sollen Verschönerungen und Annehmlichkeiten für die Mieter fortgesetzt werden.

Stichwort Demografischer Wandel: Die SWG wird weiter in den Einbau von Aufzugstürmen investieren. In der Hans-Schomburgk-Straße in dem Wohnblock 27/31/35/41 entlang der Uchte sind es nochmals vier Aufzüge, nachdem zuvor schon sechs eingebaut worden waren. Die Kosten für die neuen sind mit 620.000 Euro veranschlagt.

„Es hat sich bewährt, in diesen Block zu investieren, die Nachfrage ist super. Undenkbar, dass dieser einst abgerissen werden sollte“, sagt Jircik und erinnert an ein Gespräch mit einer Mieterin. Sie würde zu gern auf dem verglasten Balkon ihren Mittagsschlaf halten und den Ausblick ins Grüne gen Stadtsee genießen.

Mit dem Einbau von Aufzugstürmen begonnen werden soll in der Scharnhorststraße 31-43. Zwei sind geplant, die Kosten belaufen sich auf etwa 450.000 Euro. „Der erste Bauabschnitt ist meist der schwierigste und teuerste. Beim Aufstemmen der Bodenplatten ist man vor Überraschungen nicht gefeit.“ Deshalb und weil den Mietern eine extrem lange Bauzeit nicht zugemutet werden soll, habe sich die SWG generell für einen schrittweisen Einbau der Fahrstühle entschieden.

Beendet wird demzufolge das Aufzugsprojekt in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße 8-12. Der Wohnblock mit der markanten Manhattan-Fassade bekommt noch zwei Fahrstuhltürme für rund 300.000 Euro. Sukzessive werden Treppenhäuser und Eingangsbereiche verschönert. Wenn Mieter ausziehen, werden die Wohnungen erst vermietet, „wenn wir sie modernisiert haben“.

Damit ist der Geschäftsführer beim nächsten Thema - der sogenannten Grundrissveränderung und Wohnungsvorrichtung. Mit 1,66 Millionen Euro der größte Posten in diesem Jahr. „Er ist uns wichtig, denn eine Wohnung aus den Jahren um 1975 lässt sich nicht mehr vermarkten.“ Fliesen, Lino-Bodenbelag, Badewanne, Papp-Türen und vieles mehr, „alles fliegt raus“.

Das Umbauen und neu Einrichten von Wohnungen „ist nicht nur eine spannende Aufgaben, sie macht auch richtig Spaß“, sagt der Geschäftsführer. Positive Beispiele gebe es in Nord. 55 Quadratmeter große Drei-Raum-Wohnungen, „die keiner mehr will“, seien in zeitgemäße Zwei-Raum-Wohnungen umgebaut worden. Aus Bad und Küche wurde ein geräumiges Bad, aus dem neun Quadratmeter großen Kinderzimmer die Küche, „auf Wunsch auch offen“, beschreibt Jircik. Junge Leute zwischen 25 bis 30 Jahren „finden unsere Wohnungen mit modernem Zuschnitt einfach cool“. Die Älteren sehen einen Vorzug vor allem bei der geräumigen Dusche. „Auch sie denken wir.“

Im Tiergarten-Hochhaus wolle die SWG die Modernisierung mit Ein-Raum-Wohnungen praktizieren. „Aus zwei wird eine Wohnung“, mit verschiedenen Varianten wie begehbarem Kleiderschank, Gäste- oder Kinderzimmer oder Büro - zuzüglich Wohnzimmer, Schlafraum, Küche und Bad sowie Balkon. „Uns ist daran gelegen, die Mieter zu halten. Meistens seien bislang die Ein-Raum-Wohnungen entweder für den Übergang gemietet oder von Leute, denen es egal ist, bezogen worden.

Zuschnitte zeitgemäß und dem Baustil der 1930er Jahre angepasst zu verändern, das soll in der Bahnhofsvorstadt geschehen. „Dort haben wir Wohnraum bis zu 130 Quadratmeter Größe, der durchaus gefragt ist“, sagt Jircik und verweist auf eine Trendwende. „Heutzutage ist Wohnraum mit Qualität wieder mehr gefragt. Dafür geben Mieter auch gern einen Euro mehr aus.“ Und da die SWG gezwungen sei, jährlich 400 Wohnungen zu vermieten, um investieren zu können, „sind wir gut beraten, marktgerechte Angebote zu schaffen“.

Dazu zähle auch das Wohnumfeld. Eine komplette Neugestaltung eines Areals ist in der Liselotte-Herrmann-Straße geplant. Vorgesehen sind eine Grünfläche mit Pavillon, Spielgeräten, von Hecken umsäumte Sitzecken, eine Fläche zum Grillen.

Zu den weiteren Investitionen gehören die Sanierung von Hausfassaden samt Wärmedämmung, in Elektroleitungen und Sanitärleitungssträngen (siehe Infokasten). Während diese Arbeiten schon seit Jahren zum Programm gehören, soll ein noch junges Projekt Früchte tragen.

„Obwohl es noch sehr zögerlich angenommen wird, wollen wir noch einmal zwei betreute Wohngemeinschaften für Senioren einrichten, erneut in der Karl-Liebkrecht-Straße 9. Jircik selbst sei davon überzeugt, dass diese Form des betreuten Wohnens die Zukunft ist.

Zum einen, weil sie preisgünstiger als ein Heim ist, zum anderen, weil sie Sicherheit und Geborgenheit biete, die sich ältere Menschen wünschen. „Machen wir uns nichts vor, viele haben Angst vor Vereinsamung.“ Auch davor, dass ihnen in einer Notlage nicht rechtzeitig geholfen wird. „In einer WG wird man an die Tür klopfen, wenn Franz nicht wie gewohnt raus kommt.“

Dann ein Blick auf 2021. Um den Leerstand von aktuell neun 9 Prozent zu minimieren, will die SWG ihren Bestand von derzeit 4000 Wohneinheiten reduzieren. Sprich, sie will abreißen lassen, was zuletzt 2013 geschah. „Doch keinen ganzen Block, sondern die Fünfgeschosser um zwei Etagen zurück bauen", sagt Daniel Jircik. Geschehen soll dies im Wohnviertel Stadtsee III, wo der Leerstand mit derzeit 20 Prozent am höchsten sei.

Die anderen Wohngebiete der Stendaler Wohnungsbaiugesellschaft "haben für einen Rückbau kein Potenzial", schätzt der Geschäftsführer ein.