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Zugausfälle Interregio entwickelt sich zum Sorgenkind

Der Interregioexpress soll Stendal besser an Berlin und Hamburg anbinden. Wenn er nur mal fahren würde.

Von Antonius Wollmann 14.11.2019, 00:01

Salzwedel/Stendal l Die beste Idee bringt nichts, wenn es mit der Umsetzung hapert: Zum Festpreis von 19,90 Euro fährt der Interregioexpress von Montag bis Donnerstag von Berlin nach Hamburg. Unterwegs hält er noch in den kleineren Städten Stendal und Salzwedel, um deren Anbindung an die Metropolen zu verbessern. Das Angebot existiert seit dem April 2014. Damals wollte die Bahn der boomenden Konkurrenz durch die Fernbusunternehmen etwas entgegensetzen.

Doch immer häufiger kann die zuständige Bahntochter DB Regio Nordost die Verbindung nicht mehr gewährleisten. Im Oktober fiel rund ein Drittel der Züge aus, wie zuletzt die Berliner Morgenpost berichtete. Auf Anfrage der Volksstimme bestätigte eine Sprecherin des Unternehmens die massiven Mängel. Wie viele Züge genau im vergangenen Monat ausgefallen sind, wollte sie aus Wettbewerbsgründen nicht sagen.

Bereits im Sommer hatten Fahrgäste in Salzwedel und Stendal über Unregelmäßigkeiten geklagt. Die Bahn ließ verlauten, dass man beim Interregioexpress mit dem ersten Halbjahr nicht zufrieden sein könne. Seitdem hat sich die Situation offenbar noch einmal verschlechtert. Im September fuhr eine Woche lang kein einziger Zug, ehe im Oktober die Zahl der Ausfälle drastisch anstieg.

Die Sprecherin beteuert, dass die DB Regio Nordost bemüht sei, das Problem zu beheben: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass alle Züge planmäßig fahren können.“

Der Hauptgrund für die Ausfälle: Der DB Regio Nordost fehlen Lokführer. Werden die anderen dann auch noch krank, findet sich auf die Schnelle kein Ersatz. Verschärfend kommt hinzu, dass die Interregioex press-Züge eigenwirtschaftlich betrieben werden. Im Gegensatz zu Regionalbahn und Regionalexpress, die beispielsweise von Netzbetreibern wie dem Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (Nasa) oder dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg bestellt werden.

Schafft es die DB Regio Nordost nicht, diese Strecken zu bedienen, muss sie Strafen an die Netzbetreiber zahlen. Verkehrt ein Interregioexpress nicht, fallen diese Strafzahlungen hingegen nicht an. Im Zweifelsfall werden die wenigen Lokführer in diesen Zügen eingesetzt, während auf den Interregioexpress verzichtet wird.

Allerdings liegt die Misere nicht allein an der dünnen Personaldecke. Technische Probleme spielen ebenfalls hinein. Nach Angaben der Unternehmenssprecherin stellten auch Bauarbeiten an der Berliner Stadtbahn, also der Trasse durchs Stadtzentrum, den Zugverkehr vor große Herausforderungen.