Wanzlebens Sekundarschulleiterin Bärbel Peter (63) geht nach 41 Dienstjahren in den Vorruhestand "Dirigentin" mit Taktstock und Marzipan-Torte verabschiedet
Wanzleben. In der Sekundarschule Wanzleben ist gestern im Rahmen einer Feierstunde Schulleiterin Bärbel Peter in den Vorruhestand verabschiedet worden. Die 63-Jährige war 41 Jahre als Lehrerin tätig, davon 35 Jahre lang an der Schule in Wanzleben, die heute rund 330 Kinder zählt. Das Amt der Schulleiterin hatte Peter hier seit 20 Jahren inne.
Bei der feierlichen Verabschiedung verglich Kollegin Christine Fuchs in ihrer Festrede, die sie auf Schulleiterin Bärbel Peter hielt, den Aufbau eines Orchester mit dem einer Schule. "In einem Orchester darf der Dirigent nicht fehlen. Gern möchte ich dieses Berufsbild aufgreifen, um deine langjährige Tätigkeit, vor allem als Schulleiterin, zu beschreiben. Ein Dirigent muss ein gutes Gehör haben, um den Klang seines Orchesters wahrnehmen zu können. Ob forte oder pianissimo - du hattest immer ein Ohr für beides - ob Schüler, Eltern, Mitarbeiter oder Kollegen - stets hast du dir Zeit genommen für Fragen, Sorgen und Probleme. " Ein guter Dirigent bleibe mit seinem Orchester nicht stehen, sondern suche den Kontakt zu anderen Ensembles, um sich auszutauschen, zu lernen und gelungene Praxis weiterzugeben. "Der Austausch mit der Hauptschule in Wanzlebens Partnergemeinde Augustdorf ist hier genauso zu nennen, wie die Mitarbeit im Ganztagsschulverband sowie die enge Zusammenarbeit mit vielen Institutionen in unserem Ort und der Umgebung."
Unter der Gratulantenschar war auch Klaus Mai, ehemaliger Schulleiter der Augustdorfer Erich-Kästner-Hauptschule, mit der die Wanzleber Sekundarschule seit 1990 eine Partnerschaft pflegt, zu finden. Er erinnerte sichtlich gerührt in seinem Grußwort an den, wie er fand, "tollen gemeinsamen Besuch" beim Bundespräsidenten am 2. Oktober 2001 auf Schloss Bellevue in Berlin anlässlich einer Präsentation der Initiativen "schulpartnerschaften.de" zur Förderung von Schulpartnerschaften zwischen ost- und westdeutschen Schulen. Mai schenkte ihr zur Erinnerung eine in Ton gebrannte Kästner-Karikatur sowie einen blauen Einkaufsbeutel, bedruckt mit dem Kästner-Schullogo. "Der macht sich gut beim Shoppen. Dafür werden sie ja jetzt schließlich auch mehr Zeit haben", witzelte der Augustdorfer, der selbst seit 2003 im Ruhestand ist.
Was die Vorruheständlerin mit ihrer neugewonnenen Freizeit anstellen will, konnte sie gestern noch nicht genau sagen. "Ich habe noch keine Pläne. Ich werde meinem Leben einen neuen Lebensrhythmus geben müssen, denn vorher bestimmte diesen ja die Schule. Außerdem werde ich mehr Freizeit mit meinem Mann verbringen. Zudem habe ich viele Hobbys wie die Garten- und Handarbeit. Und die Schule wird mir auch immer erhalten bleiben", sagte die Wanzleberin, deren Familie bei der Feierstunde mit von der Partie war. So auch ihr zehnjähriger Enkel Florian, der im Ort die Grundschule besucht.
So konnte sich aber noch Peters Sohn Eric gut daran erinnern und ein Liedchen davon singen, wie es als Schüler ist, wenn die eigene Mutti Schulleiterin ist.
"Wenn man am Vormittag Unfug angestellt hatte, war es mittags bekannt und wurde noch am Nachmittag ausgewertet", erzählte Eric Peter und lachte.
Mit viel Freude verfolgten die Gäste auch das Programm, bei dem die Flöten-, Sport-, Theater- und Gitarrengruppe zu erleben waren.
Das Lehrer-Kollegium sang der sichtlich gerührten Schulleiterin zum Abschied noch ein Ständchen. Christine Fuchs schloss ihre Rede mit folgendem Zitat: ",Ein Dirigent ist ein Facharbeiter, der mindestens 20 Jahre Berufsausbildung benötigt.\' Diese Ausbildung hast du mit Bravour abgeschlossen und wir verabschieden heute keine Facharbeiterin, sondern eine Meisterin ihres Faches! Liebe Bärbel, wenn du jetzt unser Haus verlässt, hinterlässt du uns ein großes Notenpaket, das neue Herausforderungen für uns bereit hält. Auch das nächste Stück soll gut werden, denn wir wissen das ein gutes Konzert nachhallt, berührt, in Erinnerung bleibt und noch lange darüber berichtet wird." Fuchs klappte daraufhin symbolisch einen Dirigentenstab zusammen und überreichte diesen Bärbel Peter. Den Taktstock für das Wanzleber Schul-Orchester, das am 1. September zum 35-jährigen Bestehen "aufspielt", wird am 1. August Roland Stankewitz, bekannt als Schulleiter der Gröninger Sekundarschule, übernehmen. Bärbel Peter gab ihrem Nachfolger die Worte mit auf den Weg, dass sie ihm mit diesem Kollegium eine wahre Kostbarkeit übergebe. "Pflegen sie diese", sagte sie zum Abschied.