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Mit mehr als 50 Gästen wurde am Sonntag die Installation der sieben Sandsteinkreuze gefeiert Domersleber Kirche hat von nun an einen "Kreuzgang"

Von Sabrina Trieger 21.09.2010, 06:20

Die Geschichte um die in der Schulmauer in der Friedensstraße ausgebauten und in der Domersleber Kirche wieder eingesetzten Sandsteinkreuze interessierte am Sonntag mehr als 50 Gäste, die zur feierlichen Übergabe der Sandsteinkreuze, die in die Nischen der Kirche eingesetzt wurden, kamen. Die Kreuze stammen aus der Spätgotik, während das siebte Kreuz - das Radkreuz - sogar aus dem 12. Jahrhundert stammen könnte.

Domersleben. Im Domersleber Kirchenzelt wurde am Sonntag Geschichte geschrieben. Kinder der Grundschule hatten bereits im Vorfeld Bilder zum Thema "Kirche und Kreuze" gemalt, die in der Zeltkirche ausgestellt waren. Eine Berliner Schauspielgruppe führte ein Kurt Tucholsky-Theaterstück auf. Der eigentliche Höhepunkt war der Vortrag von Frank Sobirey über die Geschichte der sieben Kreuze, die lange Zeit ungeachtet in einem Stück der Schulmauer in der Friedensstraße der Feuchtigkeit ausgesetzt waren. Da von einer Seite das Erdreich gegen die Sandsteinmauer drückte, drohten die Zeugen aus dem 14./15. Jahrhundert an dieser Stelle zu verwittern.

Als der Bildhauer und Hobbyhistoriker Frank Sobirey vor etwa zehn Jahren nach Domersleben zog, entdeckte er die Kreuze in der Schulmauer und dokumentierte deren stetigen Zerfall. Er meint, dass dies neben einem Fundort in Magdeburg-Cracau die größte Ansammlung gotischer Kreuze in der Region sei. Er wollte die sieben Kreuze nicht der Witterung überlassen und wendete sich an Pfarrerin Felicitas Haupt und an Domerslebens Bürgermeister Bernd Meyer. "Ich freue mich, dass man der Rettung der sieben Kreuze so offen gegenüber stand." Die Gemeinde Domersleben übernahm 2009 die Kosten für die Entnahme und Sicherung der Kreuze. Bürgermeister Bernd Meyer sagte am Sonntag gegenüber der Volksstimme: "Die Kreuze sind damit eine Dauerleihgabe der weltlichen Gemeinde an die kirchliche Gemeinde."

Frank Sobirey begleitete die Arbeiten im Sommer vergangenen Jahres ehrenamtlich. Nun sei er froh, dass die Kreuze in der Kirche – die seit den 70er Jahren ohne Dach ist - Platz gefunden haben. Vier der sieben Kreuze wurden innerhalb der ehemaligen Heizungsnischen in der Kirchenwand eingesetzt. Sie sind dort vor Witterungseinflüssen geschützt. Kreuz Nummer fünf und sechs sollen noch eine Abdeckung zum Schutz vor Regen erhalten. Das siebte Kreuz ist das Radkreuz, dass auf einem Sockel an der Wand angebracht wurde. Dieses Radkreuz soll aus dem 12. Jahrhundert stammen und nach Sobireys Meinung möglicherweise das Giebelkreuz der alten romanischen Kirche, die Mitte des 17. Jahrhunderts abgebrannt ist, gewesen sein. Auch die anderen Kreuze sollen größtenteils aus der romanischen Kirche stammen. Bei zwei Kreuzen vermutet Sobirey, dass diese frei auf dem Friedhof standen, da sie auf beiden Seiten Abnutzungserscheinungen aufweisen.

Nach dem Abriss der romanischen Kirche um 1740 sollen die Kreuze dann in die Friedensstraße gebracht worden sein, meint Sobirey, wo sie für das Stück Mauer verwendet wurden.

Der Bildhauer Frank Sobirey zeigte in einer Ausstellung weitere Fundstücke, die er bei Grabungen in seinem Garten und Renovierungsarbeiten im ehemaligen Pfarrhaus, das er seit zehn Jahren mit seiner Frau bewohnt, entdeckt hatte. Darunter ein Krug aus dem 11. Jahrhundert und eine kleine Spielzeugpuppe.