1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wanzleben
  6. >
  7. Ein vielseitig interessierter Mann

EIL

5. Teil des Textes des Kloster Gröninger Heimatforschers Ralf Staufenbiel: Jürgen Friedrich Klamroth Ein vielseitig interessierter Mann

21.06.2011, 04:34

Vor 1075 Jahren wurde Kloster Gröningen zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Dieses Jubiläum wird vom 24. bis zum 26. Juni mit einem Festwochenende gefeiert. Im Vorfeld veröffentlicht die Volksstimme einen mehrteiligen geschichtlichen Text des Heimatforschers Ralf Staufenbiel. Heute Teil 5: Jürgen Friedrich Klamroth.

Von Ralf Staufenbiel

Kloster Gröningen. Jürgen Friedrich Klamroth wurde am 12. September 1899 auf dem Rittergut Britz geboren und wuchs in die Kriegszeit des 1. Weltkrieges hinein. Nach der Ausbildung und einem Landwirtschaftsstudium heiratete er schon relativ früh mit 21 Jahren. Die Ehe stand jedoch von Anfang an unter keinem guten Stern, und so wurde sie auf Betreiben von Jürgen Friedrich nach anderthalb Jahren ohne Nachwuchs geschieden.

Während dieser Zeit wohnte er mit seiner ersten Frau auf dem Schreiberschen Hof in Kloster Gröningen, wo er als Verwalter im Auftrage seines Vaters auf dem Klostergut eingesetzt war. Von hier aus unternahm er auch mit seinem Freund Hans Dettmar eine Reise nach Brasilien, wo er sich unter anderem besonders für die Viehzucht interessierte.

Nach seiner Rückkehr wurde er nach Gröningen versetzt, um von hier aus den Edelhof der Firma zu verwalten. Gleichzeitig unterstützte er seinen Vater Johannes Gottlieb bei den vielfältigsten Obliegenheiten eines so riesigen Landwirtschaftsbetriebes.

Mit den wachsenden Aufgaben kehrte auch das persönliche Glück zurück, denn im Jahr 1926 fand er in seiner Frau Charlotte Dettmar, die auch heute (2011) noch mit guter Gesundheit und geistiger Frische gesegnet ist und 108 Jahre alt wird, die Frau seines Lebens. Sie war die Schwester seines Freundes Hans Dettmar und stammte aus dem Gutshaus des Nachbarortes Krottorf.

Die kirchliche Eheschließung fand am 18. März 1926 in der Kirche zu Krottorf statt, nach der sich eine schöne, fröhliche Feier im Herrenhause anschloss. So die Erinnerungen der Dorfbewohner. Die "Bescherung" gab es dann zu Weihnachten, denn am 24. Dezember des gleichen Jahres wurde ihnen die Tochter Christa Ingeborg in Gröningen geboren. Es folgten die Töchter Sigrid (1928) und Gisela (1930).

Der gemeinsame Wohnsitz war dann vorübergehend das so genannte "Schlösschen" in Gröningen, welches unmittelbar an der Bode liegt. Durch den Wohnsitz bedingt hatte Jürgen Friedrich zunächst eine sehr große Bindung an Gröningen, was man an seinem Engagement zur 1000-Jahrfeier im Jahre 1934 erkennen konnte.

Er war einer der wichtigsten Organisatoren der Feier und besorgte die schönen historischen Kostüme aus dem Fundus des Halberstädter Theaters. Vermutlich verstärkte sich auch in dieser Zeit die innige Freundschaft zu dem bis in die heutige Zeit bekannten Kunstmaler Walter Gemm, der stets eng mit Gröningen verbunden war.

Gemeinsam malten beide leidenschaftlich an den verschiedensten landschaftlichen Motiven, wobei Jürgen Friedrich seine Bilder immer selbst in der Hinsicht bemängelte, dass sie im Vergleich zu Gemms Bildern nicht so "leben". Eine Zeichnung von Walter Gemm, mit dem als Mönch verkleideten Jürgen Friedrich Klamroth aus dem Jahr 1936 zeugt von der Freundschaft der beiden.

Jürgen Friedrich Klamroth war ein allseitig interessierter Mann, der sich auch nicht scheute, einen ganzen Tag bei der Herstellung eines Ackerwagenrades zuzuschauen. Der Gröninger Stellmacher Edgar Kamla konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie er jeden Arbeitsgang in sich aufnahm. Seinem Kompagnon Hecker war diese Nähe zum Volk ein Dorn im Auge.

"Hüte Dich vor diesen Wölfen"

In seiner politischen Haltung stand Jürgen Friedrich Klamroth dem Nazi-Regime schon sehr früh skeptisch gegenüber. Aus diesem Grund fand er den Weg zum Jungdeutschen Orden und später zur Deutschen Staatspartei.

Leider half ihm seine damalige Haltung nach dem Zusammenbruch des Naziregimes recht wenig. Er identifizierte sich schon 1932 mit dem Zitat aus dem Flugblatt zur Wahl am 14. September. "Hüte Dich vor diesen Wölfen im Schafskleide!".

Paul Müller aus Gröningen, der inzwischen leider verstorben ist, bezeichnete ihn als einen "liebenswerten, gestandenen Mann", der stets ein offenes Ohr für seine Leute hatte. Er sagte bei seinen Kontrollgängen auf dem Acker immer: "Leute wenn ich komme, da braucht ihr nicht zu arbeiten, denn dann ist Pause. Hauptsache ihr arbeitet, wenn ich wieder weg bin...".

Im Jahr 1937, kurz nach dem Tode seines Vaters Gottlieb Johannes und der Geburt seines Sohnes Jürgen Hans, zogen Jürgen Friedrich und Charlotte Klamroth auf das Klostergut. Bis zu diesem Zeitpunkt war es seinem Vater Johannes nicht möglich, sein Eigentum aus der Firma "Wiersdorff, Hecker Co." herauszulösen.

Genau am Tage der Geburt seines Sohnes Jürgen Hans, am 13. Oktober 1937, fand eine Zusammenkunft der damaligen Gesellschafter um 10 Uhr statt, bei der er freudig verkündete, dass um 6 Uhr sein Sohn geboren wurde. Er hatte jetzt einen direkten Erben und konnte somit aus dem Verbund ausscheiden. Der Geburtstag des Sohnes wurde ganz groß im Saal der Gaststätte Jakobshöhe in Kloster Gröningen gefeiert. Zur Umrahmung der Feier wurden selbst gedrehte Filme von der 1000-Jahrfeier in Gröningen und kleine Theaterstücke aufgeführt.

Mit der Eigenbewirtschaftung im Jahre 1938 übernahm Jürgen Friedrich auch die Pacht von den anderen Klamroth- schen Erben, die zum Beispiel in Halberstadt und Berlin als Kommerzienrat und Richter lebten. Insgesamt wurden laut Hofbeschreibung vom 17. Mai 1943 414,0549 Hektar bewirtschaftet. Der damalige Einheitswert für diese Fläche betrug 975100 Reichsmark. Davon entfielen anteilig 195000 Reichsmark auf den Pächter Jürgen Klamroth.

Für die Grundstücke in der Gemarkung Kloster Gröningen wurden 883140 Reichsmark und für die Grundstücke in der Gemarkung Gröningen 91960 Reichsmark vom Finanzamt Oschersleben berechnet. Bei der damaligen Grundstücks- und Flurbegehung wurden von allen landwirtschaftlich genutzten Flächen mit Hilfe eines Bohrstocks Bodenproben entnommen, um Feststellungen zur Bodenstruktur und den Kulturzustand zu treffen. Es folgten physikalische, chemische Analysen, um den biologischen Zustand genau bestimmen zu können. Im Ergebnis der Untersuchung wurde dem Betrieb ein guter Bodenzustand bestätigt. Dieser Zustand wurde auf eine förderliche Versorgung mit Humusstoffen wie Stalldünger, zurückgeführt, der in ausreichenden Mengen aus der eigenen Tierproduktion stammte.

Der Hofbeschreibung nach, wurden die Felder turnusmäßig alle drei bis vier Jahre damit gedüngt. Zur Versorgung mit Handelsdünger wurde vermerkt, dass die Kriegsjahre nur eine mittelmäßige Versorgung zuließen.