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Heimatgeschichte Als der Getreidespeicher brannte

Klaus Bunzel hat zum Großbrand in den Speichern des VEB DeutscheSaatgutgesellschaft recherchiert. Und ein Buch darüber geschrieben.

Von Josephine Schlüer 15.12.2020, 11:34

Klein Wanzleben l Ein Feuer, „so groß habe ich es nie wieder gesehen“, erinnert sich Klaus Bunzel an den Großbrand im VEB Deutsche Saatgutgesellschaft (DSG) in Klein Wanzleben am 31. Dezember 1959. In den Speichern XIII und XIV hatte sich ein riesiges Feuer entfacht, wobei die Ursachen nie hinreichend aufgeklärt wurden. Klaus Bunzel sah sich die Flammen als kleiner Junge gemeinsam mit dem Vater vom Balkon von Bekannter im Ort aus an. Tagelang hatten die Speicher lichterloh gebrannt.

Später arbeitete er selbst bis zur Wiedervereinigung als Elektroniker in dem Betrieb. Viele Erzählungen und Gerüchte habe er zu den Ursachen und Hintergründen während dessen mit angehört. Aus Angst vor der Staatssicherheit aber wenig Konkretes, vermutet der Klein Wanzleber. Weil Bunzel durch seine Tätigkeit als Elektroniker das Gebäude und die Technik der DSG sehr gut kannte, ergaben viele der Erzählungen für ihn wenig Sinn. „Mich hat die Geschichte um den Brand nie so wirklich losgelassen“, sagt der Heimatforscher.

Seit Anfang 2019 beschäftigt er sich aktiv mit den Hintergründen. „Nach 60 Jahren dachte ich, müsste man ja alle Auskünfte bekommen, aber Pustekuchen“, sagt Klaus Bunzel. Durch einen Personalwechsel bei der Behörde für Stasiunterlagen (BStU) sowie durch die Corona-Pandemie verzögerten sich seine Recherchen, so dass das Buch erst im nächsten Jahr erscheinen kann und nicht wie geplant zum 60. Jubiläum der Katastrophe. Von seiner Arbeit mit der BStU zeigt sich Klaus Bunzel enttäuscht. „Meine erste Ansprechpartnerin stand kurz vor der Rente, die Nachfolge gestaltete sich schwierig“, sagt der 79-Jährige. So seien die Nachforschungen nur schleppend vorangegangen. Letztendlich wälzte sich Klaus Bunzel durch die mühselig erkämpften Ermittlungsakten. „Das Buch enthält Verhöre, Beschuldigungen, Verfehlungen und Zeugenaussagen nach Originaldokumenten der BStU Magdeburg und des Landesarchivs Sachen–Anhalt“, sagt Klaus Bunzel. Auch noch lebende Zeitzeugen würden zu Wort kommen. Das Buch werde laut Bunzel Tatsachen enthalten, die der Öffentlichkeit bisher nicht bekannt sind.

Wie viele Exemplare der Autor drucken lassen wird, hänge von der Nachfrage ab. Der Preis werde je nach Gesamtbestellmenge zwischen 15 und 20 Euro betragen. Interessierte können das Buch in der Bäckerei Groth in Klein Wanzleben vorbestellen oder beim Autor selbst, Klaus Bunzel, Rabbethge Straße 23 in Klein Wanzleben. Der Heimatforscher plant in Kombination mit der Veröffentlichung einen Vortrag in der Johanniskirche. Ein Zeitpunkt könne wegen der Corona-Krise aber noch nicht bestimmt werden. Für den Druck der Bücher sucht Klaus Bunzel noch nach Sponsoren. Sollte sich aus dem Vortrag und dem Buchverkauf ein Erlös ergeben, werde dieser laut Bunzel für einen wohltätigen Zweck gespendet.