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Rechtsradikaler Veranstalter Oliver Malina hat sich zu Auflagen der Stadt nicht geäußert Hoffnung in Groß Germersleben: Geplantes Nazi-Konzert steht auf der Kippe

Von Yvonne Heyer 14.05.2013, 03:13

GroßGermersleben. Die Stadt Oschersleben hat keine Post von Oliver Malina bekommen. Der Käufer des Groß Germersleber Schlosses und Organisator von Rechtsrock-Konzerten ließ die Frist zum Beantragen der für die am 25. Mai in der Börde geplanten Veranstaltung verstreichen.

Der bekannte Neonazi Oliver Malina hat sich damit gegenüber der Stadt Oschersleben nicht fristgerecht erklärt, ob er die ihm gestellten Auflagen zur Veranstaltung des rechtsradikalen Konzertes erfüllen kann. Sollte er nicht einen wirklich triftigen Grund haben, warum er die Frist am 10. Mai, 24 Uhr, verstreichen ließ, sieht es für die Groß Germersleber so aus: Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das für den 25. Mai geplante Skinhead-Konzert nicht im hiesigen Schlosspark stattfinden. "Am Mittwoch tritt wie geplant die Sicherheitsgruppe zusammen. Dort werden wir beraten, wie wir mit der nun entstandenen Situation umgehen. Danach gibt es Klarheit", sagte am Montag Oscherslebens Bürgermeister Dieter Klenke (parteilos) auf Nachfrage der Volksstimme.

Können die Groß Germersleber und ihre Unterstützer damit einen ersten Erfolg nach ihren Aktionen gegen Rechtsrock verbuchen? Gestern Abend war auch die neu gegründete Bürgerinitiative "Groß Germersleben rechtsrockfrei" erneut zusammengekommen und wertete die anscheinend gute Nachricht aus.

Zudem hatten sich zahlreiche Dorfbewohner und Gäste aus den umliegenden Orten in der Vorwoche ein weiteres Mal in der Kirche versammelt, um gemeinsam den Film "Blut soll fließen" zu sehen. Anschließend war Gelegenheit, mit Regisseur Peter Ohlendorf, den Vertretern der Bürgerinitiative "Groß Germersleben gegen Rechtsrock", Donald Dölle und Rolf Gebauer, sowie mit den Vertretern des Vereins

"Miteinander" Martin Wessely und David Begrich, zu diskutieren.

Für den Film "Blut soll fließen" war der Journalist Thomas Kuban verdeckt in die illegale Rechtsrockszene eingetaucht und hat 40 Rechtsrockkonzerte in den neuen und alten Bundesländern gefilmt. Schockierend für die Zuschauer: die antisemitischen und volksverhetzenden Lieder, die laut gebrüllt worden und das Zeigen des Hitlergrußes. Ebenso schockierend war die Tatsache, dass die gesammelten Informationen und auch das Bildmaterial des Journalisten über die Nazi-Rechtsrockszene von der Politik auf höchster Ebene tot geschwiegen wurde, Thomas Kuban lange Zeit kein Gehör fand. Genauso würden sich derzeit die Menschen aus Groß Germersleben und Umgebung fühlen.

"Wir kleinen Leute müssen jetzt ausbaden, was die große Politik verzapft hat", so ist der Tenor der Diskussionen, seit bekannt ist, dass das Groß Germersleber Schloss bei einer Zwangsversteigerung an den in der Szene bekannten Neonazi Oliver Malina verkauft worden war. Nur durch das Versagen der Politik sei es möglich, dass die Rechtsrockkonzerte von Ort zu Ort wandern können und nun in Groß Germersleben angekommen seien. Die Bürger des kleinen Ortes fragen sich immer nachdrücklicher: Wo bleiben die Politiker? Wo bleibt die Unterstützung? Von Einwohner David Begrich kam der Rat, sich an die Landesregierung mit einer Petition zu wenden, Minister und Ministerpräsident einzuladen.

Nach dem Film stellte sich den Bürgern vor allem eine Frage. Wer kontrolliert die Auflagen des Konzertes und können diese überhaupt beispielsweise hinsichtlich der Liedtexte kontrolliert werden? Wer dokumentiert die Verstöße gegen Auflagen oder Straftaten während des Konzertes? Wer setzt Sanktionen tatsächlich durch?

Aber der gezeigte Film machte auch deutlich: Der Widerstand lohnt sich, auch wenn dafür ein langer Atem gebraucht werde, wie Peter Ohlendorf in der Diskussion deutlich machte.

Die Groß Germersleber indes sind auch nach dem scheinbaren Erfolg weiterhin im Kampf gegen das Rechtsrock-Konzert aktiv. Sabine Dehnert beispielsweise hat die ersten Plakate entworfen, Jutta Happich bastelte Sticker. Alles Aktionen gegen das Konzert.