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Landwirtschaft Zwiebeln mit dem Netz geerntet

Auf den Feldern zwischen Bottmersdorf und Schwaneberg ist die richtige Zeit, Tulpenzwiebeln zu ernten.

29.07.2020, 23:01

Bottmersdorf/Schwaneberg (vs) l Es sei eine besondere Rodetechnik, die in diesen Tagen auf den Feldern von Christiane Degenhardt-Sellmann eingesetzt wird, teilt Barbara Ilse im Auftrag des Bauernverbandes Börde e.V. mit. Hier, wo im Frühjahr noch Tulpen für ein besonderes Farbenspiel sorgten, werden jetzt die Zwiebeln geerntet. Etwa zwei Wochen würde es daueren, bis die Zwiebeln aus dem Boden geholt seien.

„Die Tulpenzwiebeln sind zwischen zwei Lagen Netzen unter Erde und Stroh gewachsen“, so Barbara Ilse. „Ein spezieller Roder trennt die von einer braunen Schutzschale umhüllten weißen Tulpenzwiebeln von den Netzen.“ Es sei eine sehr staubige Angelegenheit, aber so würde eine aufwendige Wäsche vermieden, Energie und Wasser gespart und die empfindlichen Zwiebeln geschont. Die Netze werden aufgerollt, recycelt und wiederverwendet.

Jetzt werden in dem 350 Hektar großen Betrieb auf 35 Hektar Tulpen auch 10 Hektar Krokusse, 20 Hektar Gladiolen sowie Rüben, Mais und Weizen angebaut. Tulpen können nur alle vier Jahre auf einer Fläche angebaut werden. Darum ist die Planung der Fruchtfolgen sehr wichtig. Im Betrieb „Spezialkulturen Christiane Degenhardt“ arbeiten außer der Chefin ihr Mann, ihr erwachsener Sohn, fünf Festangestellte, Saisonarbeitskräfte und ihre Tochter sowie der 10-Jährige Sohn in den Ferien. Die geernteten Tulpenzwiebeln werden im Betrieb eingelagert, dann sortiert und als Stückware verkauft an die Treiberei, die Schnittblumen produziert, und an den Einzelhandel für die Kleingärtner. Die Tulpenzwiebeln von Christiane Degenhardt-Sellmann werden in ganz Deutschland und in den Niederlanden vermarktet.

Um Ostern blühen die Tulpenfelder in gelb, rot, lila und blau. Sie sind immer wieder ein viel abgelichtetes Fotomotiv. In diesem Jahr jedoch mussten wegen der einsetzenden Pandemie die Gruppenfotos vor den blühenden Feldern ausfallen. Jetzt sind die Pflanzen abgetrocknet und die langen Beete graubraun. Das Pflanzenleben findet unter der Erde statt und rüstet sich nach dem Roden in den Lagern zu neuer Kraft und Blütenpracht im nächsten Jahr.

Wenn Christiane Degenhardt-Sellmann von Tulpen erzählt, hört man die Leidenschaft für diese blumige Spezialkultur heraus. Das ist kein Wunder, wurde sie ihr doch in die Wiege gelegt: Ihre Großmutter hat auf den Messen in Leipzig bereits Preise für ihre Züchtungen erlangt. Aber die Firmengeschichte reicht noch eine Generation weiter zurück: Ihr Urgroßvater hat den Betrieb 1906 in Magdeburg gegründet: Als junger Bursche schoss Ernst Degenhardt einen Fußball in die Scheibe einer Gärtnerei, musste den Schaden dort abarbeiten und entdeckte seine Leidenschaft fürs Gärtnern. Am Anfang seiner Selbständigkeit war die Hauptkultur der Blumenkohl, aber schon mit dem Kauf des Hofes in Schwaneberg begann die Familie mit der Züchtung von Hyazinthen, Lilien, Tulpen und Gladiolen. Eine knallrote Tulpe ziert heute das Betriebsgelände, diese Blume schmückt auch die Fahrzeuge und natürlich die Tulpenzwiebelkisten.