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Lockerung Gastwirte vor dem Neustart

Die Wanzleber Gastronomen fiebern nach dem Fast-Stillstand einem Neustart unter Corona-Bedingungen entgegen.

Von Mathias Müller 16.05.2020, 01:01

Wanzleben l Seit März mussten die Wanzleber auf Besuche in ihren geliebten Gaststätten verzichten. Wegen der Corona-Pandemie war es den Lokalen verboten, Gäste zu empfangen. Zu hoch wäre das Risiko einer Infektion und damit die Gesundheit der Gäste in Gefahr gewesen. Mit der vom Land Sachsen-Anhalt ausgegebenen Lockerung der Kontaktbeschränkungen ist der Besuch in den Lokalen von Montag an wieder unter Auflagen möglich. Doch der Aufwand an Bürokratie und aufzustellenden Hygeniekonzepten schreckt die meisten Gastwirte davon ab. Sie setzen lieber auf eine Öffnung am 22. Mai, wenn sie ihre Lokale zwar auch mit der entsprechenden Hygenieregie, aber deutlich weniger Bürokratie öffnen dürfen.

„Am Montag zu öffnen, geht wegen des großen Aufwandes und der damit verbundenen Bürokratie gar nicht“, sagt Mustafa Kocaoglu. Zusammen mit seinem Bruder Osman Kocaoglu betreibt er das Musti-Bistro in der Wanzleber Lindenpromenade und bietet dort Spezialitäten der türkischen Küche an. Vater Sefer Kocaoglu hatte den Familienbetrieb in der Sarrestadt 1991 begründet. Mit einem Verkaufswagen hatte er damals begonnen, den Wanzlebern türkische Speisen schmackhaft zu machen. Mittlerweile ist daraus ein festes Lokal mit einer treuen Stammkundschaft geworden.

Der Senior ist wieder in der Heimat, die Söhne führen das bei den Wanzlebern sehr beliebte Lokal weiter. Anstatt vorschnell zu agierten, setzt Mustafa Kocaoglu auf den 22. März, wenn die Gaststätten in Sachsen-Anhalt ohnehin unter strengen Hygenieauflagen wegen Corona nach Christi Himmelfahrt wieder öffnen dürfen. „Wir werden unsere Gäste im Zelt neben dem Bistro bewirten. Dort haben wir genug Platz, um die Mindestabstände zwischen den Tischen einhalten zu können“, sagt Mustafa Kocaoglu. Das vom Gesundheitsamt des Landkreises Börde geforderte Konzept zum Einhalten der Hygeniebestimmungen stehe und werde konsequent umgesetzt. Die Stühle an den Tischen im Bistro selbst blieben zunächst hochgestellt. Dort sei es wegen des eingeschränkten Platzes eher schwer möglich, die Abstandsregeln zwischen den Gästen einzuhalten.

Wie alle Gastronomen in der Stadt Wanzleben hatte die Corona-Pandemie die Brüder Kocaoglu im März schwer getroffen. Der Betrieb in der Gaststätte kam zum Erliegen, Büfetts durften nicht mehr zu den Kunden nach Hause in die Ortschaften geliefert werden. „Die ersten vier Wochen ging gar nichts mehr, wir hatten das Bistro komplett geschlossen. Danach startete der Verkauf unserer Speisen außer Haus“, erinnert sich Mustafa Kocaoglu an diese Tage des Jahres 2020, die allen Akteuren in Erinnerung bleiben werden. Das Team habe damit begonnen, Döner und Co. außer Haus zu verkaufen. Die hungrigen Wanzleber reihten sich in die von den nötigen Abständen untereinander bestimmte Schlange ein und warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren und sie ihre Bestellungen aufgeben konnten. Mustafa und Osman Kocaoglu mussten lediglich ihre Servicekraft in Kurzarbeit schicken, da sie keine Gäste bedienen durfte. Die weiteren fünf Angestellten kämpften weiter an der Essensfront. Auch habe das Unternehmen eine Soforthilfe beim Land Sachsen-Anhalt beantragt und bereits 9000 Euro für Betriebskosten überwiesen bekommen. „Schlussendlich sind wir mit Plus-Minus-Null aus der Krise hervor gegangen“, schätzt Mustafa Kocaoglu ein. Wenn der Betrieb am 22. Mai wieder hoch fahre, rechne er zunächst nicht mit dem ganz großen Andrang der Gäste. Es werde wohl bis zu drei Wochen dauern bis der Stand erreicht sei, der annähernd vor Corona in dem Bistro geherrscht habe. Kocaoglu erwarte, dass sein Bistro noch bis Ende dieses Jahres mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen habe. Dennoch blicke er optimistisch in die Zukunft.

Auch Cornelia Feldheim, Inhaberin von Conny‘s Sportlerheim am Wanzleber Börde-Stadion, wird ihr Lokal erst nach dem Herrentag am 22. Mai wieder öffnen. „Die Auflagen sind so schwer, das schafft man nicht, bereits am Montag zu öffnen“, schätzt sie ein. Cornelia Feldheim und ihre Familie haben die Zeit der Zwangsschließung wegen Corona genutzt, um das Lokal zu renovieren. Auch deshalb freue sie sich auf einen Neustart und auf ein Wiedersehen mit ihren Gästen. Gerade die Stammkunden seien es gewesen, die ihr in dieser schweren Zeit die Treue gehalten haben. Conny bot immer sonntags bis zu drei Gerichte zum Außerhausverkauf an. Die Gäste bestellten zuvor und holten sich dann ihre Speisen ab, um sie daheim zu essen. „Schnitzel mit Spargel ist zur Zeit der Renner“, freut sich Cornelia Feldheim über das Interesse der Kundschaft an ihren Angeboten. Sie überlege, diesen sonntäglichen Service auch über die Zeit der Corona-Krise hinaus anzubieten. Mit dem Außerhausverkauf habe sie sich schließlich finanziell über Wasser gehalten. Bereits zu Pfingsten rechne Conny mit einem Ansturm der Gäste, da bereits viele Reservierungen eingegangen seien.

Wanzlebens Bürgermeister Thomas Kluge (parteilos) sieht die hohen Vorgaben des Landes zum Eröffnen von Gaststätten zum Montag ähnlich kritisch wie sein Magdeburger Amtsbruder Lutz Trümper (SPD). „Aus meiner Sicht soll die Öffnung zum 18. Mai so sehr erschwert werden, da die Erarbeitung der Konzepte für Abstand, Hygiene und Sicherheit sowie die Prüfung und Genehmigung nicht realistisch sind“, sagt er. Aus seiner Sicht würden deshalb viele Gaststätten der Stadt eher bis zum 22. Mai warten. Die Zuständigkeit der Kontrollen liege beim Landkreis Börde. Die Stadt Wanzleben habe eine Checkliste für die Beantragung ins Internet gestellt.

Auch Wanzlebens Ortsbürgermeister Tino Bauer (Linke) pflichtete dem Magdeburger Oberbürgermeister bei, der meinte, die Verordnung des Landes sei von den Städten und Gemeinde bis zum Montag nicht umzusetzen. Ebenso würden Gastronomen andere Aufgaben haben als aufwändige Sicherheitskonzepte aufzustellen.

Welche Gaststätten offen haben auf www.volksstimme.de/restaurants