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Seehausen Protest gegen zeitweilige Öffnung

Was mit dem Fußboden in der Sporthalle in Seehausen (Börde) passieren soll, bleibt weiter unklar.

Von Josephine Schlüer 13.11.2020, 05:41

Seehausen l Protestbekundungen wie „Warum werden die Verantwortlichen nicht haftbar gemacht?“ und „Kein Sport auf schimmelbelastetem und provisorisch geflicktem Boden“ waren in der vergangenen Woche in Übergröße am Baugerüst an der Seehäuser Sporthalle zu lesen. Vor drei Monaten ist in der Halle in Folge eines Baufehlers ein erheblicher Wasserschaden entstanden. Seitdem ist das Sanierungsobjekt ein Dauerstreitthema zwischen Ortsteil und Stadt, bei dem sich zunehmend die Fronten verhärten.

Während einer Baubesprechung kochten die Emotionen bei den Mitgliedern des Seehäuser Ortschaftsrates Thomas Leitel und Jörg Weisel hoch. Sie sprachen sich gegen eine provisorische Öffnung der Sporthalle aus, die Wanzlebens Bürgermeister Thomas Kluge in der vergangenen Woche angekündigt hatte. Gleichzeitig stellte Kluge langfristig eine Erneuerung des Hallenfußbodens in Aussicht. Für Weisel gibt es jedoch nur eine Lösung, dass der Hallenboden komplett erneuert wird, und zwar sofort. „Ansonsten schmeißen wir weitere Tausende Euro zum Fenster raus wie schon für die Trocknung der Halle, nur damit der Boden am Ende sowieso ersetzt wird.“

Die Stadtverwaltung hat ein Gutachten in Auftrag gegeben. So solle laut Bauamtsleiter Olaf Küpper geprüft werden, ob eine temporäre Nutzung der Halle im jetzigen Zustand ohne Risiken für die Gesundheit etwa durch Schimmelsporen möglich sei. Das Ergebnis werde in den nächsten Tagen vorliegen. Auch Küpper gibt zu, dass es bei der Größe der Sporthalle noch irgendwo unentdeckte Wasserlachen geben könnte, die langfristig Schimmel auslösen. Selbst der Gutachter könne letztendlich nur darüber urteilen, was er auch tatsächlich sieht. Schimmelsporen sind aber unsichtbar. Bei dem Gutachten handele es sich nur um eine Wahrscheinlichkeitsprognose.

Thomas Leitel und Jörg Weisel sehen das Gutachten kritisch: „Wir werden als Ortschaftsrat keinesfalls zustimmen, hier irgendeine kurzfristige Zwischenlösung anzustreben, egal was der Gutachter sagt.“ Es müsse eine Sicherheit geben, dass der Hallenfußboden ausgetauscht wird. Aufgrund der Bohrungen sei der Belag sowieso zerstört. Weiter bestehe die Gefahr, dass sich Schimmelsporen in der Luft befinden. Eine temporäre Nutzung der Seehäuser Sporthalle im jetzigen Zustand sei nur dann eine Möglichkeit, wenn ein Sachverständiger eine hundertprozentige Gesundheitsgefährdung durch Schimmelsporen ausschließt. „Hätte ich ein Kind im schulfähigen Alter, würde ich es andernfalls nicht hierher zum Sport schicken“, sagt Weisel.

Zwar zeigen die Messungen, dass das Ziel der Trocknung erreicht wurde, weiß Markus Pihan von der Polygonvatro GmbH, die mit der Trocknung der Halle beauftragt wurde. Das heiße jedoch nicht, dass sich unter dem Boden nicht noch Wasserrückstände befinden, sind sich Leitel und Weisel einig. Auch Pihan möchte keine hundertprozentige Aussage dazu treffen. Insgesamt wurden circa 40 Löcher in den Boden gebohrt, über die dem unterliegenden Hohlraum mitsamt der Dämmwolle mit Hilfe von sieben Trocknern Feuchtigkeit entzogen wurde. Die Geräte liefen dauerhaft über vier Wochen. Anschließend testete Pihan über die Öffnungen den Grad der Trocknung und zeigte sich mit den Werten zufrieden. Zudem sei der Zwischenraum unter dem Hallenfußboden während der Trocknung mit Wasserstoffperoxid desinfiziert worden, welches auch zur Schimmelbekämpfung eingesetzt wird, so Pihan. Die herausgesägten Probestücke aus dem Holzfußboden hätten keine Spuren von Schimmel gezeigt.

Kluge sicherte Seehausens Ortsbürgermeister Eckhardt Jockisch gestern Nachmittag im Anschluss an die Baubesprechung per E-Mail zu: „Wenn der Hallenboden erneuert werden muss, dann werden wir das in jedem Fall tun.“ Dies erfolge unabhängig davon, ob die Stadt den Prozess gegen die Baufirma gewinnt oder ob das einbehaltene Geld nicht ausreicht. „Die circa 75 000 Euro beschaffe ich für den Schulsport und für den Vereinssport“, so Kluge. Der Betrag in Höhe von 75 000 Euro bezieht sich auf ein Angebot einer Magdeburger Firma, die den aktuellen Fußboden bei der Sanierung der Halle vor 20 Jahren verlegt hat.

Es bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse das Gutachten liefern wird und welche Konsequenzen die Stadt letztendlich daraus ziehen wird.

Von der Schließung der Sporthalle sind zahlreiche Sportvereine sowie der Grundschul - und der Kitasport betroffen.