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Sanierung „Die Kirche summt“ im Zuckerdorf

Auf dem Gelände der Kirchengemeinde St. Johannis Klein Wanzleben hat das große Bauen begonnen. Der Pfarrgarten wird neu gestaltet.

Von Mathias Müller 11.05.2020, 01:01

Klein Wanzleben l Der Auslöser für die vor zwei Wochen begonnenen Bauarbeiten auf dem Areal der evangelischen Kirchengemeinde St. Johannis Klein Wanzleben liegt im Februar 2018. Damals zog das Sturmtief „Friederike“ über Teile Europas hinweg und zeigte auch in Deutschland seine zerstörerische Kraft. Auch im Garten der Kirche St. Johannis im Zuckerdorf Klein Wanzleben. Der Sturm ließ die alten Kastanien im Kirchgarten brechen wie Streichhölzer. Eine vom Klein Wanzleber Künstler Dieter Lahme geschaffene Plastik, die im Kirchgarten stand, wurde von den abgebrochenen Ästen komplett zerstört.„Die Mitglieder des Gemeindekirchenrates setzten sich zusammen und berieten, was wir auf unserem Gelände Neues entstehen lassen können“, erinnert sich heute Knut Freese, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates St. Johannis Klein Wanzleben.

Es sollte etwas Neues entstehen, das die Verbundenheit von Mensch und Natur wieder spiegelt. Und es sollte durch die Lokale Leader-Arbeitsgruppe „Bördeland“, der die Stadt Wanzleben-Börde, die Einheitsgemeinde Sülzetal und die Gemeinde Bördeland im Salzlandkreis angehören, mit Geld von der Europäischen Union gefördert werden. Zusammen mit Leader-Managerin Angelika Fricke machten sich die Klein Wanzleber Kirchenältesten mit Knut Freese an der Spitze auf, um unter anderem eine Streuobstwiese bei der Glasmanufaktur Derenburg oder eine Naturwerkstatt bei Halle zu besichtigen, um sich Ideen für das eigene Projekt zu holen.

Herausgekommen ist dabei das Vorhaben „Die Kirche summt“, das jetzt in die Tat umgesetzt wird. „Wir wollen einen Lebensraum für kleine Tiere und natürlich den Menschen schaffen“, sagt Knut Freese. Im Mittelpunkt der Bemühungen steht dabei das Schaffen einer Verbindung durch einen Weg zwischen dem Kirchgarten und den Pfarrgarten, womit die Bauarbeiter der Neubrandsleber Firma Wenzlow mit Körperkraft und der Unterstützung von Bagger und Radlader gerade beschäftigt sind. Im Kirchgarten wird zudem eine große Terrasse für Veranstaltungen entstehen.

Der Pfarrgarten wird zu dem Erlebnisraum für Natur und Menschen. Die alten Fliederbüsche und Tannen werden weg genommen. Der frei werdende Raum wird zum Anlegen einer Streuobstwiese genutzt. „Wir wollen dort alte, wertvolle Apfel- und Birnenbäume hin setzen“, kündigt Freese an. Außerdem wird der Klein Wanzleber Imker Michael Schulze, der an der Grundschule des Zuckerdorfes die Bienen-Arbeitsgemeinschaft betreut, die Bienenstöcke in den Garten der Kirche umsetzen. Dort werden sich die Kinder unter seiner Anleitung weiter um die gelb-schwarzen Nektarsammler kümmern. Deshalb auch der Name des Projektes „Die Kirche summt“.

Das Projekt geht aber noch viel weiter. Freese und seine Mitstreiter des Gemeindekirchenrates wollen St. Johannis im Zuckerdorf weiter als offene Kirche etablieren. Dazu gehört neben Veranstaltungen im Gotteshaus, die wegen Corona eingeschränkt sind, jedoch langsam wieder an Fahrt aufnehmen, der Besuch im dann für alle Menschen offen stehenden Garten. „Sie sollen einfach uns kommen, ihre Seele im Garten baumeln lassen, und sich einen Apfel oder eine Birne zum Essen pflücken“, stellt sich Freese die Zukunft im Schatten von Kirche und Pfarrhaus vor. Ziel sei es weiterhin, Blumen und Sträucher anzupflanzen, die über das gesamte Jahr hinweg im Garten blühen und die Besucher erfreuen. „Und wir haben immer schöne Blumen, um unsere Kirche zu schmücken“, nennt Freese einen angenehmen Nebeneffekt.

Zwei Mal im Jahr will die Kirchengemeinde St. Johannis ganz gezielt die Einwohner des Zuckerdorfes und der gesamten Stadt Wanzleben-Börde zu sich einladen. Bei einem Mosttag können die Besucher Früchte auf der Streuobstwiese sammeln und in einer mobilen Presse zu Saft verarbeiten lassen. Oder sie bringen ihre eigenen Äpfel, Birnen oder was auch immer zum Entsaften mit. Den Saft können die Gäste dann für den späteren Genuss mitnehmen.

Beim zweiten Termin sind Kinder, Eltern und die Einwohner eingeladen, den Honig auszuschleudern. Zu beiden Höhepunkten sind zudem die Bewohner des Klein Wanzleber Altenpflegeheims willkommen. „Wir wollen einen Treffpunkt für alle Menschen bieten“, sagt Knut Freese. Die Umgestaltung des Außengeländes des Kirche kostet 150.000 Euro. 110.000 Euro kommen als Fördergelder aus dem Leader-Programm und 5000 Euro vom Landkreis. Der Rest wird über ein Darlehn vom Kirchenkreis Egeln, der Familienstiftung Büchting und der Kirchengemeinde St. Johannis finanziert.