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Schandfleck Nagetiere erobern Holzberge

Große Berge aus Schutt und Holz liegen seit Mitte 2019 am Dreilebener Bahnhof vom Abriss von Teilen einer Düngemittelhandlung.

Von Mathias Müller 11.03.2020, 01:00

Dreileben l Die Dreileber Volker Limburg, Regina und Detlef Diestel und Manfred Nebauer haben die Nase gestrichen voll. Sie wohnen in der kleinen Siedlung Dreilebener Bahnhof. Und müssen seit Mitte des vergangenen Jahres in ihrem Wohnort auf große Berge von Schutt und Holz blicken und damit leben. Damals ließ die Bauverwaltung des Landkreises Börde im Zuge der Gefahrenabwehr durch eine sogenannte Ersatzvornahme einen Teil der einsturzgefährdeten aus DDR-Zeiten stammenden ehemaligen Getreide-, Futter- und Düngemittelhandlung Otto Ewald abreißen. Der Schutt blieb allerdings liegen und stellt eine Gefahr dar und verschandelt den kleinen Ort.

„Das bereits im Obergeschoss eingestürzte mehrgeschossige Silo, das sich unmittelbar daneben befindet, wurde allerdings in seinem maroden und gefährlichen Zustand belassen“, schrieb Volker Limburg in einen Brief an Wanzlebens Bürgermeister Thomas Kluge, in dem er und die anderen Bewohner von Dreileben-Bahnhof das Stadtoberhaupt um Unterstützung bei der Beseitigung der Gefahrenquelle baten.

„Auffällig und unübersehbar ist, dass der aus Steinen und Holzbalken bestehende große Schuttberg immer noch vorhanden ist. Ansonsten hat sich behördlicherseits nichts getan, und wie zu vernehmen ist, ist auch weiteres nicht geplant“, verdeutlichte Limburg in seinem Schreiben weiter. Lediglich ein Schild mit der Aufschrift „Eltern haften für ihre Kinder“ sei aufgestellt worden. Das Vorhandensein der Schutt- und Holzberge habe zur Folge, dass sich bereits Nager ungestört dort etablieren und vermehren können. Wenn dem nicht Einhalt geboten werde, könne eine Plage ausbrechen. Aus Gründen des Umweltschutzes und der Gesundheit sei ein Handeln unbedingt nötig. „Auch ist diese Abrissbaustelle für Kinder, die das genannte Schild nicht verstehen oder ignorieren, und Erwachsene äußerst gefahrvoll, da sich jederzeit auch Teile des einst abgebrannten Silos lösen und herunterstürzen könnten“, befürchtete Limburg. „Die Baustelle befindet sich am Bahnhof Dreileben-Drackenstedt, also unmittelbar am Entrée in ihre Stadt, Herr Bürgermeister. Ein nicht gerade ansprechender Eindruck für hier ankommende Reisende“, verdeutlichte der besorgte Dreileber. Das sei ein Zustand hier am Bahnhof, der Bewohner und Reisenden in keiner Weise zufriedenstellt. Auch wenn es „nur“ einen Ortsteil betreffe, forderte Limburg den Wanzleber Bürgermeister auf, für Abhilfe zu sorgen.

„Hierfür ist das Bauordnungsamt des Landkreises Börde zuständig. Das Bauordnungsamt hat die Gefahr, ausgehend vom Gebäude beseitigt, indem es zum Teil abgerissen wurde. Leider ist das Bauordnungsamt nicht für die Entsorgung zuständig und hat vermutlich auch gar nicht die finanziellen Mittel, so dass in der Regel immer diese Schandflecke zurück bleiben“, sagte Kai Pluntke, Leiter des Amtes für Ordnung und Soziales in der Stadtverwaltung Wanzleben, auf Volksstimme-Nachfrage. Wünschenswert seien aus seiner Sicht weitergehende Befugnisse der Bauordnungsbehörden und die damit verbundenen finanziellen Mittel. Diese finanziellen Mittel wiederum dürften aber auch nicht den Gemeinden und letztendlich den Steuerzahlern vor Ort auferlegt werden. „Da diese durch den Anblick und die Gefahren dieser Objekte bereits und meistens über Jahre hinweg genug beeinträchtigt wurden“, verdeutlichte Pluntke.

„Es ist richtig, dass der Landkreis Börde im Rahmen seiner Aufgabe als Bauaufsichtsbehörde die Gebäude nach einem Teileinsturz zur Gefahrenabwehr abgebrochen hat“, sagte am Dienstag Heiko Markworth, Sachgebietsleiter Bauverwaltung des Bauordnungsamtes im Landkreis Börde, auf Volksstimme-Nachfrage. Ein Eigentümer sei für die betroffene Liegenschaft am Dreileber Bahnhof allerdings nicht zu ermitteln und könne somit auch nicht in Anspruch genommen werden. Damit bleibt der Schutt liegen.