Schill-Fest Truppen marschieren durch Dodendorf
Das Schill-Fest in Dodendorf erinnert an ein Gefecht von 1809. Dazu gehört auch die Darstellung des Getümmels in historischen Uniformen.
Dodendorf l Was im Rahmen der Feierlichkeiten 2019 in Dodendorf stattfindet, wird in der Fachsprache Reenactmernt genannt. Dabei treffen an historischen Orten Verbände verschiedener Streitkräfte aufeinander und stellen zurückliegenden Gefechte und Schlachten nach. Auf der ganzen Welt finden solche Ereignisse statt und begeistern oft hunderte, ja gar tausende von Besuchern. Ähnlich ist es auch mit der Völkerschlacht in Leipzig, die zur Zeit Napoleons stattfand und heute immer wieder nachgestellt wird.
Einige Truppengruppierungen, die dort aktiv sind, werden auch in Dodendorf zu sehen sein. Insgesamt stehen sich in diesem Jahr etwa 80 Mannen in Originaluniformen am ersten Festtag, 11. Mai 2019, an der Kirche in der Gemeinde gegenüber. Zuvor errichten die Soldaten aber erst einmal ihr Biwak und treiben ab 9 Uhr ganz traditionell Naturalien bei den Einheimischen ein. Um die weitere Versorgung kümmern sich die „Schankweiber“ aus Dodendorf. Ab 11 Uhr ist zudem das Festzelt geöffnet, um 20 Uhr beginnt eine große Party.
Bei dem Gefecht – bereits um 14.30 Uhr – wird es gehörig laut zugehen, denn die Kämpfer feuern Kanonen, Musketen und Gewehre ab. Der Ablauf hat seit dem Jahr 1999 Tradition in Dodendorf. Beate Schulze vom Heimatverein, die diese Veranstaltung erstmals in der Form organisierte, begrüßte dabei die ersten Original-Uniformierten in dem Ort.
„Wir hatten zum 200. Jubiläum des Gefechtes sogar mehrere hundert historisch korrekt ausgestattete Soldaten bei uns zu Besuch“, erinnert sich die engagierte Frau. Gefeiert wird das Ereignis in Dodendorf übrigens alle zehn Jahre. Um alles, was die teilnehmenden Truppenteile betrifft, kümmert sich inzwischen Mario Blachnik. Bei dem Dodendorfer liegt dieses Thema auch in besten Händen, denn er selber ist Fähnrich der „Sechspfünder-Fußbatterie Nr. 16 aus Großbeeren“ und damit einer der Reenactment-Spezialisten. „Die verschiedenen Einheiten melden sich über meine Person an“, sagt er. „Meist ist die Teilnahme schon beizeiten klar, einige Nachzügler gibt es immer.“
Die Truppe tragen klangvolle Namen wie: „Gardeartillerie aus Landin“, „3. Regiment der Infanterie d‘ligne“ und „Lützower Jäger aus Lauenburg“. Insgesamt werden wohl 16 verschiedene Einheiten zu sehen sein. Auf der einen Seite stehen die Preußen und auf der anderen die Franzosen und ihre Verbündeten.
„Wir nehmen die Veranstaltung absolut Ernst“, sagt Blachnik. „Wir wahren die Tradition der Verbände und es geht absolut militärisch zu.“ Allerdings seien die Teilnehmer eher als Pazifisten anzusehen. „Echten militärischen Auseinandersetzungen stehen viele sehr ablehnend gegenüber“, erklärt der Organisator. „Es handelt sich um ein Hobby, dem wir uns widmen und uns daran begeistern – mehr aber auch nicht.“
In Dodendorf ist Mario Blachnik übrigens schon von Anfang an dabei. Die Begeisterung dafür, in historischen Uniformen aufzutreten, hat ihn auf einer ähnlichen Veranstaltung gepackt. „Ich bin seinerzeit von der Armee zurückgekommen und Bekannte hatten mich einfach einmal mitgenommen“, erinnert er sich. „Dann habe ich Leute gesehen, die mitten im Winter biwakierten.“ Schon allein diese Vorstellung habe ihn in Erstaunen versetzt. „Ich dachte mir, was mögen das für Leute sein, die bei diesen Temperaturen im Schnee zelten“, meint er schmunzelnd. „Ein Jahr später habe ich selber dazugehört.“
Dem besonderen Hobby ist der 42-Jährige treu geblieben. Ihn und seine Mitstreiter begeistert die Geschichte. „Wenn wir heute auf die Uniformen schauen, dann sehen wir die für einige seltsam erscheinenden Kopfbedeckungen, die Schulterstücken und abgesetzten Teile an der Kleidung“, erzählt er. „Was heute wie Schmuck aussieht, das hatte einst sehr praktische Hintergründe.“
So seien die Helme für den Schutz gegen Säbelhiebe konzipiert gewesen. „Die Schulterstücken waren breit und dick und stellten einen weiteren Schutz dar“, erklärt der Dodendorfer weiter. „Man muss sich einmal das Getümmel vorstellen. Es kracht und knallt an allen Ecken und Enden, der Pulverdampf und Staub steigen auf, da kann man schnell die Orientierung verlieren.“ Die Soldaten hielten dann nach ihrer Fahne oder besonderen Uniform-Farbgebungen Ausschau. Verwechslungen konnten in dem Chaos vorkommen.
„Eine simple Kanonenkugel konnte durchaus 40 Menschen töten, da sie oft unkontrolliert über das Feld sprang“, verrät der Hobby-Kanonier. „Die meisten Toten gab es erst nach der Schlacht. Das war im Schillschen Gefecht nicht anders.“ Die medizinische Versorgung war schlecht und es gesellten sich noch Krankheiten dazu. Das Lazarett wurde von Schill in Langenweddingen platziert. Hier steht heute ein Denkmal und die Langenweddinger präsentieren am 12. Mai 2019 ab 10 Uhr ihre eigenen Feierlichkeiten an dem Mahnmal. Diese werden mit einem Frühschoppen eröffnet. Zeitgleich geschieht das auch in Dodendorf.