1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wanzleben
  6. >
  7. Wettkämpfe und abwechslungsreiches Vereinsleben

Die Volksstimme stellt die Schützenvereine der Verbandsgemeinde Westliche Börde vor - Heute Teil 5: Ausleben Wettkämpfe und abwechslungsreiches Vereinsleben

Von Marlies Müller 18.01.2012, 04:28

Schützenvereine gestalten das kulturelle Leben seit vielen Jahrzehnten aktiv mit. Die Volksstimme stellt in einer Reihe die Vereine in der Westlichen Börde vor. Heute Teil 5: Der Schützenverein Ausleben.

Ausleben l Nachdem sich nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 in den umliegenden Orten erste Schützenvereine gründeten, dachte man auch in der Großgemeinde Ausleben über die Gründung eines eigenen Schützenvereines nach. Dazu fanden sich im Jahr 1993 interessierte Bürger, wie beispielsweise Paul Rossa, Uwe Kammrath, Harald Weiner, Hans-Georg Wilk, Dorothea Gubernat, Ralf Ramisch, Reinhard Bockisch, Karlheinz Röper, Wolfgang Puder, Ingo Ernst, Günter Gadau und Dieter Heinemann zusammen. Die Traditions- und Brauchtumspflege sollte dabei an erster Stelle stehen. Man war sich einig und bereitete die Gründung des Vereins mit den Ortsteilen Ausleben, Ottleben, Warsleben und Üplingen vor. Die Gründungsversammlung dazu fand im August des gleichen Jahres statt und es entstand mit insgesamt 16 Damen und Herren der Schützenverein Ausleben 1993 e.V.

Die erste Mitgliederversammlung fand am 17. Januar 1994 mit 22 eingetragenen Mitgliedern statt. Bereits einen Monat später traten dem Verein weitere 20 Frauen und Männer bei, so dass man bereits im ersten Jahr des Bestehens auf 42 eingetragene Mitglieder stolz sein konnte. Im Mai 1994 wurde die erste Vereinssatzung im Amtsgericht Oschersleben hinterlegt. Als erster Vorsitzender agierte Paul Rossa, der dieses Amt später aus gesundheitlichen Gründen an Harald Weiner weitergab. Seit 1997 leitet Dieter Heinemann den Verein.

Viele Probleme und Hürden galt es nach der Gründung zu bewältigen. Zum einen waren eine Menge bürokratische Arbeiten zu erledigen und zum anderen gab es für die Schützen kein eigenes Domizil. Die ersten Zusammenkünfte fanden in der Eisdiele Beierl in Warsleben statt, doch das konnte keine Dauerlösung sein. Die Gemeinde bot den Schützen dann das zum Abriss bestimmte Gebäude der ehemaligen Speisehalle der Grundschule Ausleben an. Auf Beschluss des Gemeinderates sollte den Schützen dieses Haus auf unbestimmte Zeit und zur unentgeltlichen Nutzung zur Verfügung stehen. Das Gebäude war in einem sehr desolaten Zustand, für die Schützen jedoch zum einen eine große Herausforderung und zum anderen der Weg für ein eigenes Domizil.

Aus verwahrlostem Gebäude wurde schmuckes Vereinshaus

Gern nahmen sie das Angebot der Gemeinde an und verwandelten das verwahrloste Gebäude mit erheblichem Aufwand und unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden in ein sehr schmuckes und ansehnliches Schützenhaus mit eigenem angeschlossenen Luftdruckschießstand. Dies alles ging nur mit Unterstützung von Sponsoren und Förderern des Vereins.

Im Jahr 2005 erfolgte ein weiterer Großeinsatz, denn mit der Erneuerung des Daches des Sanitärtraktes und der Heizungsanlage sowie der Anbringung von Wärmedämmung und dem Anstrich der Außenfassade war das Schützenhaus komplett.

Freundschaftliche Beziehungen hegte der Verein von Anfang an zu den Mitgliedern des Schützenvereins Schöningen. Von dort kamen nicht nur viele gute Ratschläge, sondern auch schießsportliche Ausrüstungen.

Ebenso bestanden enge Beziehungen zu den Nachbarschützenvereinen Hamersleben, Neuwegersleben und Wackersleben. Hier prägten regelmäßige gegenseitige Besuche und die Teilnahme an Schützenfesten, die kostenlose Nutzung der Schießstände zu Trainingszwecken sowie das Ausleihen von Festzelten und Mobiliar zu Veranstaltungen das Vereinsleben. Als Höhepunkt galt und gilt noch immer der jährliche Wettkampf um den "Pokal der befreundeten Vereine". Mehrmals siegte dabei auch der Schützenverein Ausleben, so auch im vergangenen Jahr.

Es dauerte nicht lange, bis sich erste Erfolge auf schießsportlicher Ebene einstellten. Die Teilnahme von Mitgliedern an Kreis- und Landesmeisterschaften brachte den Schützen vorzeigbare Ergebnisse. Die bisher größten Erfolge beruhen auf den Leistungen der Mitglieder Burkhard Bock, Dieter Heinemann, Reinhard Bockisch, Dorothea Gubernat und Burkhard Smikowski.

Neben der schießsportlichen Ausbildung, der Teilnahme an Wettkämpfen und einem regen Vereinsleben, recherchierten die Schützen nach wie vor in alten Unterlagen und versuchten, mehr Informationen über einen eventuellen Vorgängerverein herauszufinden. Ein großer Erfolg stellte sich dabei im Jahr 2003 ein, als man im Landeshauptarchiv Magdeburg nach alten Unterlagen suchte. Hierbei wurden beglaubigte Unterlagen entdeckt, die die Gründung eines "Krieger- und Landwehr Vereines Ausleben" aus dem Jahr 1873 bestätigten.

Alten Entwurf einer Vereinsfahne entdeckt

Weiterhin waren auf einem Versammlungsbeschluss von 1899 Namen von Vorstandsmitgliedern, wie E. Schrader, A. Koch, Fr. Lüders, L. Bäse, H. Weber, H. Jüling und Fr. Block zu lesen. Eine am 7. Januar 1905 beschlossene und vom damaligen Landrat bestätigte Satzung des Vereins ist unterzeichnet von H. Freise, Fr. Bode jun., G. Schrader, Aug. Luther, A. Sanders und W. Wenkebach. Weiterhin entdeckte man den handgezeichneten Entwurf einer Vereinsfahne. Aus mündlicher Überlieferung ist bekannt, dass es in Ausleben zwei offizielle Schießstände vor und nach dem Ersten Weltkrieg gab. Ein Schießstand befand sich auf dem Areal des heutigen NP-Marktes, ein weiterer grenzte an das Gelände der Gärtnerei Schwalenberg. Danach soll die dort befindliche Schützenstraße benannt worden sein. Zur Geschichte von Schützenfesten in der Vorkriegszeit bis in die 60er Jahre wurden leider keine weiteren Informationen gefunden.

Um an die zu DDR-Zeiten durchgeführten "Volks- und Schützenfeste", die dem Namen "Schützenfest" allerdings nicht gerecht wurden, anzuknüpfen, verrichtete der Schützenverein ab 1994 wieder einen Schützenumzug, ein Schützenfrühstück und das Ausschießen von Königen. Damit wollte man dem Fest ein neues Ansehen verleihen. Anfangs von der Bevölkerung gut angenommen, feierte man drei tolle Tage. Im Laufe der Jahre wurden die Besucher jedoch immer weniger. Um das finanzielle Risiko so gering wie möglich zu halten, veranstaltete der Verein ab 2004 einen so genannten Schützenkommers. Hier wurde nur an zwei Tagen gefeiert, wobei der Verein in den letzten Jahren auch keinen Umzug mehr veranstaltete. Auch diese Variante rief nur eine geringe Resonanz bei der Bevölkerung hervor. Daraufhin wurden die Feierlichkeiten auf das Gelände der Gaststätte "Am Gemeindekrug Ausleben" verlegt. Das mittlerweile zur festen Tradition gewordene Ausschießen der Vereinskönige und der Volkskönige sowie das Schießen um den Pokal des Bürgermeisters ist und bleibt allerdings eine feste Größe im Veranstaltungskalender des Vereins. Durch die Einführung des zusätzlichen Seniorenkönigs wetteifern derzeitig 20 Mitglieder in jedem Jahr um den Titel der begehrten Majestäten.

Mit der Beantragung einer Erlaubnis zum Salutschießen führte der Verein im Jahre 2010 eine völlig neue Tradition ein. Insbesondere bei den letzten Schützen- umzügen und zu Jubiläen von Mitgliedern überraschen insgesamt vier berechtigte Schützenbrüder mit dieser lautstarken Aktion.

Zu einem besonderen Höhepunkt des Ausleber Schützenvereines zählte die Teilnahme am großen Festumzug anlässlich der 900-Jahr-Feier der Gemeinde Ausleben im Jahr 2008. In altersgerechten Uniformen und als Kanoniere verkleidet, beteiligten sich die Schützen in einem Block und erinnerten damit an die Zeit des 30-jährigen Krieges. Mit dabei war auch eine, nach Originalvorlage von Dieter Heinemann selbstgebaute Kanone.

Verein feiert 2013 sein 20-jähriges Bestehen

Das Vereinsleben der Schützen besteht allerdings nicht nur aus Festlichkeiten, Wettkämpfen und Arbeitseinsätzen, sondern beinhaltet auch eine jährliche Wanderung in den Frühling mit anschließendem Grünkohlessen und Sponsorenschießen, eine Bustour mit Angehörigen und Gästen in die schönsten Ecken des Landes und einen Theaterbesuch zum Jahresausklang.

Im kommenden Jahr wollen die Schützen das 20-jährige Bestehen ihres Vereines feiern. Noch wissen sie nicht, wie das Fest gestaltet wird. Zum einen fehlt es am dringend benötigten Nachwuchs und zum anderen erweist sich die Organisation und Durchführung der Festlichkeit mit einem Minimum an Mitgliedern äußerst schwierig. Dennoch wollen die Ausleber Schützen ihr Jubiläum gebührend würdigen und suchen momentan nach einer Lösung dafür.