Ordnungsamt will rigoros gegen Umweltsünder vorgehen und bittet Zeugen um Mithilfe Wilde Müllkippen: Jährlich landen im Kreis rund 1800 Alt-Reifen in der Landschaft
Wilde Müllkippen mit Haus- oder Sperrmüll, der irgendwo in der Landschaft abgeladen wurde, erregen die Gemüter. Ob defekte Elektrotechnik, alte Teppiche, mit Hausmüll oder Rasenschnitt prall gefüllte blaue Müllsäcke oder wie im Wäldchen bei Blumenberg 20 alte Autoreifen. Die Kosten für die Entsorgung tragen in jedem Fall die Gebührenzahler.
Blumenberg l Günter Schulze aus Altenweddingen ist entsetzt. "So eine Schweinerei! Wer tut so was?", fragt sich der Umweltfreund. Beim Gang durch die Natur hat er jetzt 15 bis 20 illegal im grünen Dickicht hinter dem Blumenberger Bahnübergang Richtung Sandkuhle entsorgte Reifen entdeckt.
Diese "wilde Müllkippe" zu beseitigen, gehört zu den Aufgaben des Landkreises. "Die Beräumung ist bereits von uns in Auftrag gegeben worden und wird zeitnah erfolgen", sagte gestern Thomas Kretschmer von der Abfallüberwachung des Landkreises auf Nachfrage zu.
Laut Angaben von Natalija Peters, Leiterin des Eigenbetriebes Abfallentsorgung des Landkreises, sind es pro Jahr im Schnitt rund 1800 Alt-Reifen und damit 14 bis 16 Tonnen, die die Mitarbeiter der im Kreis vertretenden Straßenmeistereien aus der Landschaft "fischen" würden. "2012 waren es sogar 1900 Reifen. Allein die haben 14,8 Tonnen auf die Waage gebracht", sagt sie. Insgesamt mussten im Vorjahr 617 Tonnen "Wildmüll" eingesammelt werden. Zum Vergleich: 2011 waren es sogar 676 Tonnen Müll.
Der so von den Mitarbeitern gesammelte Unrat werde gepresst und zu den Abfallentsorgungsgesellschaften gebracht. Von dort aus geht es in die Verbrennungsanlage nach Magdeburg-Rothensee, gibt Kretschmer an.
Die hierbei anfallenden Kosten für die Entsorgung jenes "Wildmülls" in Höhe von jährlich um die 240000 Euro trage dann die Allgemeinheit. "Die Kosten werden auf die Gebührenzahler umgelegt. 2012 hat das Einsammeln, der Transport, das Sortieren, Verwerten inklusive Verbrennen der 617 Tonnen des illegal entsorgten Unrats 244550 Euro verschlungen. 2011 machte dieser Posten 236670 Euro aus", berichtet Natalija Peters vom Eigenbetrieb.
Vor allem an den Zufahrtsstraßen der Gemeinden werde häufig illegal Hausmüll abgelagert. Kann kein Verursacher ermittelt werden, wird die Straßenmeisterei informiert, die den Abfall beräumt.
"Am häufigsten werden defekte Elektrogeräte, sowie Rasenschnitt verpackt in blauen Müllsäcken, sowie Bauschutt oder eben Reifen in die Landschaft geworfen", zählt die Betriebsleiterin auf. In diesem Jahr geht sie davon aus, dass es bei der Tendenz der illegalen Ablagerung keinen Anstieg geben wird. "Wir rechnen 2013 mit rund 550 Tonnen, die wir aus der Landschaft ziehen müssen." Einen Grund dafür sieht sie in der Öffentlichkeitsarbeit.
Wer beispielsweise beim illegalen Abkippen von 20 alten Autoreifen in die Landschaft ertappt wird, muss mit einem Bußgeld in Höhe von mindestens 200 Euro rechnen, gibt Sachgebietsleiter Thomas Kretschmer an.
"Wenn es uns gelingen sollte, einen Verursacher zu stellen, leiten wir zudem ein Ordnungswidrigkeitsverfahren ein", teilt er mit. Die Kosten für die Entsorgung trage dann ebenfalls der Verursacher.
Im Kampf gegen die illegalen Müllkippen setzt das Umwelt- sowie das Ordnungsamt deshalb auf aufmerksame Bürger, die auf solche Umweltsünder achten.
Für Ordnungsamtsmitarbeiter Kai Pluntke ist die Form der Müllentsorgung im Grünen unverständlich - ja sogar ein Rätsel. "Schließlich kostet es, seinen Sperrmüll legal entsorgen zu lassen, nur einen Anruf bei der jeweiligen Abfallentsorgung. Entweder man lässt sich telefonisch einen Termin für die Abholung geben oder fährt selbst zur Kleinannahmestelle. Mit der Abgabe vor Ort sind ebenfalls keine weiteren Kosten verbunden", weiß Pluntke und rät. "Wer Umweltfrevel auf frischer Tat ertappt, sollte sich das Kennzeichen notieren und am besten mit einer Kamera oder mit dem Handy Fotos machen. Damit kann man sich dann an uns werden. Wir überprüfen das, leiten gegebenenfalls ein Bußgeldverfahren ein und veranlassen eine kostenpflichtige Entsorgung. Wenn es sich um gefährliche Abfälle handelt, wird der Sachverhalt von uns an die Polizei abgegeben, die dann ein Strafverfahren einleitet."
Solveig Dittmer, Mitarbeiterin der Geschäftsleitung der Abfallentsorgung Wanzleben, weist ebenfalls nochmals darauf hin, dass unter der zentralen Rufnummer (039209) 68136 Termine für die Sperrmüllanmeldung vergeben werden. "Je nach Art des Abfalls wird dann eine Abholzeit vereinbart. In der Regel gibt es mit der Anmeldung einen Termin innerhalb der nächsten 14 Tage. Ansonsten können Elektrogeräte wie Kühlschränke, Möbel oder Schrott zu den jeweiligen Öffnungszeiten in den Kleinannahmestellen wie in Wanzleben oder Oschersleben kostenfrei abgegeben werden."