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Angriff Wachmann in Halberstadt verletzt

Die körperlichen Übergriffe in der Asyl-Anlaufstelle (Zast) in Halberstadt reißen nicht ab: Es wurde ein Wachmann verletzt.

Von Dennis Lotzmann 01.11.2019, 03:00

Halberstadt l Zast Halberstadt und der nächste Fall: Nachdem in der Nacht zum Dienstag ein 39-Jähriger aus Gambia einen Wachmann verletzt und die Polizei auf Trab gehalten hatte, kannte in der Folgenacht ein 19-Jähriger aus Eritrea keine Grenzen mehr. Laut Polizei randalierte der Mann gegen 3.10 Uhr in seiner Unterkunft auf dem Gelände der Zentralen Anlaufstelle für Asylsuchende (Zast), indem er unter anderem gegen eine Tür trat und diese beschädigte. Beim Einschreiten des Wachdienstes habe der 19-Jährige einen 59-jährigen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes getreten. Ins Gesicht, wie Polizeisprecher Uwe Becker auf Nachfrage der Volksstimme präzisierte.

Die Beamten hätten ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung gegen den alkoholisierten 19-Jährigen eingeleitet und ihm eine Blutprobe entnehmen lassen. Nach der Rückkehr in die Zast habe der Mann erneut gestört, indem er auf diversen Etagen gegen Zimmertüren schlug. „Mehrere Beamte kamen zum Einsatz und nahmen den Mann nach Entscheidung der zuständigen Richterin des Amtsgerichts in Gewahrsam“, berichtet Becker.

Jene Häufung von Zwischenfällen in der Zast lässt nicht nur bei der Polizei die Alarmglocken schrillen, sondern auch bei den Verantwortlichen in der Harzer Kreisverwaltung. Die Forderung, die Landrat Martin Skiebe (CDU) und Ordnungsdezernentin Katharina Wendland aufmachen, sind klar: Mehr Sicherheit für die Mitarbeiter der Ausländerbehörde, wenn diese in der Zast arbeiten. Es könne nicht sein, dass deren Leben und Gesundheit in Gefahr gerate.

Genau das war Mitte Oktober geschehen, als die Festnahme eines mit Haftbefehl gesuchten Mannes in der Zast in eine Randale mündete und drei Mitarbeiter der Kreisverwaltung von Polizeibeamten in voller Montur – mit Helm, Schlagstock und Schutzschild sowie Bewaffnung – aus der Gefahrenzone gerettet werden mussten.

„Wir haben“, sagt Dezernentin Katharina Wendland, „eine veränderte Sicherheitslage in der Zast. Und wir haben die Entwicklungen dort wahrscheinlich nicht bis zur letzten Konsequenz durchdacht.“ Insbesondere mit Blick auf die „andere Durchmischung“. Was nachvollziehbar ist: Waren früher viele Familien und Menschen mit Bleibeperspektiven nach ihrer Ankunft in Deutschland hier untergebracht, leben nun auch viele Flüchtlinge ohne große Erfolgschancen oft monatelang in der Zast.

Das Ansinnen der Verantwortlichen: Sie wollen so die Abschiebung abgelehnter Flüchtlinge erleichtern. Das Problem: So werden Menschen unterschiedlicher Nationalität ohne Perspektiven auf Bleiberecht in Deutschland konzentriert. Und jene Konzentration kann, befürchten insbesondere Polizeibeamte, schnell in eine Gefahrensituation münden und eskalieren.

Was Beamte seit Monaten hinter vorgehaltener Hand thematisieren, sehen nun auch Verantwortliche wie Dezernentin Wendland. „So wie sich das dort oben entwickelt, müssen wir reagieren.“ Als ersten Schritt habe es eine Sicherheitskonferenz der tangierten Behörden eine Woche nach dem Zwischenfall Mitte Oktober gegeben. Konsequenz: Die Mitarbeiter der Ausländerbehörde sitzen bei ihren Sprechtagen nun nicht mehr in einem Block Wand an Wand mit Asylsuchenden, sondern separiert im Eingangsgebäude der Zast und dort hinter Panzerglas. Obendrein ist an den Sprechtagen verstärkt Polizei präsent.

Auch Landrat Skiebe macht mit Blick auf die „problematische Konzentration“ in der Zast Forderungen auf. Zwar gebe es aktuell dort wieder Sprechstunden der Ausländerbehörde. Aber: „Wir müssen darüber sprechen, ob es nicht andere Organisationsformen geben kann.“

Die Polizei sieht sich nur gefordert, wenn in der Zast konkrete Gefahrensituationen auftreten. Dann aber, betont Tom-Oliver Langhans als Chef der Polizeiinspektion Magdeburg, setze man auf massive Präsenz, um bei den Bewohnern nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Nach dem 17. Oktober sei ein Einsatzkonzept erstellt worden. Kräfte des Zentralen Einsatzdienstes und der Bereitschaftspolizei unterstützten die Harzer Beamten. Zuletzt wurden allerdings auch Beamte aus benachbarten Revierbereichen alarmiert.

Die Polizei, betont Langhans, sei trotz angespannter Personalsituation in der Lage, „auf die Entwicklungen in der Zast zu reagieren und auch die Sicherheit im Land sicherzustellen“.