1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Anwaltstochter kämpft für Rechte der Frauen

Volksstimme-Serie über Blankenburger Persönlichkeiten: Elisabeth Gnauck-Kühne (2) Anwaltstochter kämpft für Rechte der Frauen

14.04.2012, 03:19

Von Andreas Bürkner

Blankenburg l Ihren Ruf erlangte Elisabeth Gnauck-Kühne, die in Blankenburg ihre letzte Ruhe fand, nicht nur im Harz. In Berlin setzte sie sich für die Rechte der Frauen ein und zählt deshalb zu den wichtigsten Streiterinnen für die Gleichberechtigung.

Zwar wurde Caroline Franziska Elsbeth Kühne, wie ihr vollständiger Name lautete, am 2. Januar 1850 in Vechelde geboren, zog aber schon als Sechsjährige mit den Eltern und zwei jüngeren Geschwistern in die Harzstraße 1 nach Blankenburg. Ihr Vater Friedrich August Kühne arbeitete als Staatsanwalt und ermöglichte ihr den für Mädchen zu dieser Zeit eher seltenen Besuch eines Lehrerseminars. Schon mit 25 Jahren leitete sie die Lehr- und Erziehungsanstalt für Töchter höherer Stände, die sie selbst in Blankenburg gegründet hatte.

Die viermonatige Ehe mit Nervenarzt Dr. Gnauck endete, als sie die Scheidung einreichte - für eine Frau aus dem Bürgertum damals eine "Ungeheuerlichkeit". Sie verkaufte das Institut, zog nach Berlin und wollte Staatswissenschaften studieren. Dieses Recht musste sie sich hart erkämpfen, konnte erst 1895 mit einer Sondergenehmigung des preußischen Ministeriums beginnen.

Im selben Jahr hielt sie die bemerkenswerte Hauptrede auf dem 6. Evangelisch-Sozialen Kongress in Erfurt - als einzige Frau unter vielen Männern.

Als Vorstandsmitglied des "Deutschen Evangelischen Frauenbundes" sprach sie über die Lage der Frauen. Erfahrungen darüber hatte sie als Arbeiterin in einer Kartonagenfabrik in Berlin gesammelt.

Zur Jahrhundertwende 1900 wechselte sie zum Katholizismus, vielleicht auch, weil Ehe- und Kinderlosigkeit dort eine andere Rolle spielten als unter Protestanten. In der Folgezeit zog sie mit der 25 Jahre jüngeren Ida Ernst zusammen, welche die ältere Freundin verehrt und ihr Tochter, engste Vertraute und aufrichtige Kritikerin, aber auch Haushälterin und Sekretärin ist.

Mit Ida kehrte Elisabeth 1912 nach Blankenburg in die Wahallestraße 3 zurück. Während des ersten Weltkrieges ging Gnauck-Kühne in Lazarette Blankenburgs und half den Verwundeten.

Am 12. April 1917 verstarb die aufrechte Kämpferin für Frauenrechte, die sich auch als Buchautorin mit dem Roman "Christine" und wissenschaftlichen Arbeiten Anerkennung erwarb, an den Folgen einer Lungenentzündung. In der Blütenstadt ist zum Gedenken eine Straße nach ihr benannt.