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Michael Broutschek erforscht Schnaps-Herkunft Arzt rollt Geschichte vom Schierker Likör neu auf

Von Martha Hilscher und Julia Bruns 02.03.2013, 01:21

Der Mediziner Michael Broutschek will herausgefunden haben, dass der Schierker Feuerstein-Likör eine Wernigeröder Erfindung ist. Das geheime Rezept stammt von einem Lehrling der Raths-Apotheke am Nicolaiplatz.

Wernigerode/Schierke l Wo hat Willy Drube, der Erfinder des Schierker Kräuterlikörs, sein Rezept entwickelt? Dieser Frage ist der Arzt Michael Broutschek in der Wernigeröder Raths-Apotheke nachgegangen. "In der Festschrift zu 425Jahren Raths-Apotheke Wernigerode ist mir eine kleine Meldung aufgefallen", erklärt er. In dem Beitrag der Deutschen Apotheker Zeitung von 1993 sei eigentlich die Rede vom Rezept einer Schlangenfettsalbe gewesen. Am Rande wurde aber auch erwähnt, dass einem ehemaligen Lehrling des Wernigeröder Arzneimittelvertriebs das Rezept zum Schierker Feuerstein eingefallen sei, das "ihn zum Millionär machte".

"Fritz Eckerlin, der ehemalige Leiter der Raths-Apotheke, weiß, dass Willy Drube hier Lehrling war", berichtet Broutschek. Das bestätigt der Wernigeröder Historiker Uwe Lagatz. "Willy Drube hat bis 1907 in der damaligen Forcke- und späteren Raths-Apotheke sein Handwerk gelernt", so der Heimatforscher. "Aber wo und wann genau er das Rezept entwickelt hat, bleibt ein Rätsel." Die Möglichkeit, dass der Magenbitter in Wernigerode erfunden wurde, bestehe jedoch. Lagatz: "Es ist allerdings nicht historisch belegt."

Zur Vorgeschichte: Im Jahr 1908 wurde die Schierker Fingerhut-Apotheke zum Verkauf angeboten und Drube, der kurz vor seinem Abschluss als Apotheker stand, übernahm diese. "Während seiner Zeit in der Raths-Apotheke hatte er gelernt, wie Kräuterelixiere hergestellt werden, auch das geheime Rezept von Dr. Forckes Magenbitter", so Broutschek. Da es nicht sein Rezept war, habe er die Rezeptur nicht mit nach Schierke nehmen und den Schnaps dort nicht verkaufen dürfen. Deshalb machte Drube aus der Not eine Tugend. Er setzte eine eigene Kräutermischung an, die von Magenbeschwerden befreien sollte. "Man erzählt sich, dass Willy Drube später mit vielen Schierkern in der Apotheke konfrontiert wurde, die wegen des deftigen Essens und der wenigen Bewegung Magenschmerzen hatten", so Lagatz. "Noch heute wird der ¿Schierker\' bei vielen Bürgern als Medizin betrachtet."

Zuerst nur in kleinen Mengen in Schierke verkauft, wurde das Rezept1924 patentiert und der "Schierker Feuerstein" auch außerhalb des Brockenortes verkauft. Bis heute wird dafür das Originalrezept von Willy Drube verwendet. Der Likör soll laut Uwe Lagatz auch ganz anders als Forckes Magenbitter schmecken. "Drubes Likör ist deutlich süßer", erklärt er.

Der Historiker tritt am Sonntag, 3.März, ab13Uhr als Stadtschreiber Christian Heinrich Delius in der Praxis von Michael Broutschek am Wernigeröder Nicolaiplatz auf, um die Geschichte der Entstehung des Harzer Schnapses noch einmal zum Besten zu geben. Apothekerin Nikola-Paula Eckerlin-Sohl wird mit ihrem Vater Fritz Eckerlin vorführen, wie Kräuteressenzen angesetzt werden. Auch ein Vortrag überDr. Forckes Magenbitter und eine Verkostung sind geplant.