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Ausstellung Schlaglicht auf schwierige Geschichte

Die Baracken am Veckenstedter Weg in Wernigerode haben ganz unterschiedlichen Zwecken gedient. Daran erinnert eine Ausstellung.

Von Katrin Schröder 15.09.2017, 01:01

Wernigerode l Die Baracken am Veckenstedter Weg haben viel gesehen. „Arbeitslager – Konzentrationslager – Altenheim/Pflegeheim – Museum“: Der Titel der neuen Sonderausstellung in der Wernigeröder Mahn- und Gedenkstätte nennt die wichtigsten Abschnitte der wechselvollen Geschichte des Areals, auf dem sich eine von wenigen fast original erhaltenen Anlagen aus der Zeit des Nationalsozialismus befindet.

Die Ausstellung haben die Mitarbeiter der Mahn- und Gedenkstätte um Leiter Matthias Meißner seit eineinhalb Jahren vorbereitet und binnen sechs Wochen zusammengestellt. „Ein Ort mit schwieriger Geschichte“ sei das Barackenlager, das 1941 errichtet wurde. Anhand von Dokumenten, Skizzen und Bildern wird die Geschichte des Geländes erzählt – in Ergänzung zur Dauerausstellung des Museums, das sich vorrangig der Geschichte des Lagers zur Zeit des Nationalsozialismus widmet.

Die hölzernen Gebäude orientierten sich an den Normen des Reichsarbeitsdienstes. „Es sind industrielle Bauten, die sehr schnell aufgestellt werden konnten“, sagt Meißner. Die vorgefertigten Holzplatten wurden ineinander gesteckt. „Es gibt hier keine einzige Schraube.“ Die Wände bestanden aus Holz, Teerpappe und zur Dämmung Sägemehl in einem Papiersack – wie das aussah, zeigt ein Querschnitt in der Sonderausstellung.

Die Hülle der Gebäude ist bis heute erhalten, die Aufteilung der Räume nicht. Die erhaltenen Stützbalken soll der Besucher eine Vorstellung davon bekommen, wie es einst in den Baracken ausgesehen hat. Gesichert wurden zudem Fußbodenbretter aus dem Lager am Gestrichen wurden die Holzwände, die während der NS-Lagerzeit unbehandelt blieben, mit Xylamon, einem Holzschutzmittel. „Wenn man heutzutage damit streicht, würde man davon gejagt“, sagt Meißner. Bis heute müssten die Räume täglich mindestens zwei Stunden gelüftet werden.

Auf dem Gelände wurde zunächst ein Lager für Zwangsarbeiter eingerichtet, das von April 1941 bis März 1943 bestand. Rund 300 Zwangsarbeiter waren dort untergebracht. Als das Lager unter dem Tarnnamen „Richard“ in ein Außenkommando des Konzentrationslagers Buchenwald umgewandelt wurde, stieg die Zahl der Insassen auf 800 bis 900.

In der Geschichte des Lagergeländes bestehen bis heute weiße Flecken, besonders in der Nachkriegszeit. „Wir haben noch viele offene Fragen“, sagt Matthias Meißner. Zu deren Klärung sind die Mitarbeiter der Mahn- und Gedenkstätte auf Hinweise angewiesen.

Für die Ausstellung haben sie bereits Berichte von Zeitzeugen gesammelt. Diese berichten zum Beispiel, dass ab Juni 1945 das Areal kurzzeitig als Internierungslager für ehemalige Angehörige von SS und Wehrmacht diente. Später fanden Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Osten Zuflucht. Bereits im September 1948 war in den Baracken ein Altenheim angesiedelt, dies belegen Unterlagen im Stadtarchiv. Ab 1952 nahm offiziell das Kreisaltenheim den Betrieb auf. In den Folgejahren wurden die Gebäude umgebaut und gestrichen. 1976 wurde die Mahn- und Gedenkstätte eröffnet.