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Bauliche Mängel Es „brennt“ bei der Feuerwehr

300.000 Euro kostet die Beseitigung von Brandschutzmängeln bei der Wernigeröder Feuerwehr. Nun ist die Sanierung fällig.

Von Ivonne Sielaff 05.09.2017, 01:01

Wernigerode l Wernigerodes Brandschützer sind gerade nicht zu beneiden. Seit Januar haben sie schon mehr als 500 Einsätze in den Knochen. Dazu kommt, dass das Domizil der städtischen und freiwilligen Feuerwehr zurzeit Baustelle ist. Seit Mai wird das Gerätehaus in der Bahnhofstraße rauchsicher gemacht. Die Bauarbeiter sind im ganzen Gebäude zugange, brechen Wände durch, verursachen dabei Lärm und Schmutz.

2016 hatte der Brandschutzprüfer der Kreisverwaltung etliche Mängel beanstandet. Im Haus gebe es keinen zweiten Rettungsweg, die Flure seien nicht rauchdicht abgeschottet. Zudem fehle es an einer brandschutztechnischen Überwachung, einer Rauchwärmeabzugsanlage sowie an Rauchmeldern im Gebäude. Das Dachgeschoss mit dem Versammlungsraum der Kameraden und den Toiletten für die Damen musste sogar gesperrt werden.

„Wir sind mittendrin in den Bauarbeiten“, sagt Matthias Treuthardt. Die Asbestsanierung auf der oberen Treppe sei abgeschlossen, so Wernigerodes Sachgebietsleiter für Brandschutz. Der Fokus liege nun auf dem Schlauchturm, in den das zweite Treppenhaus eingebaut werden soll. Früher wurden in dem Turm die Wasserschläuche getrocknet. Das wird heute maschinell erledigt. „Zuletzt haben wir den Turm als Lager genutzt“, so Treuthardt. „Der Stauraum fällt nun weg.“

Im Herbst sollen die Arbeiten abgeschlossen sein – so ist es geplant. „Aber wahrscheinlich brauchen wir länger“, sagt Treuthardt. 300.000 Euro koste die Abarbeitung der Brandschutzauflagen.

Die baulichen Mängel am Gebäude bestehen jedoch nach wie vor. An dem fast 70 Jahre alten, denkmalgeschützten Gebäude nagt der Zahn der Zeit. Der Putz bröckelt von der Fassade. Die Holzverkleidung des Turms ist marode. Die Fensterbänke sind verschlissen, die Fensterläden fallen auseinander. Auf einen sogenannten Schwarz-Weiß-Bereich – in dem die Feuerwehrleute ihre verdreckte Einsatzkleidung ablegen, sich duschen und dann in ihre sauberen Sachen schlüpfen können – verzichten die Kameraden nach wie vor.

1997 sei die städtische Feuerwehr von der Schmatzfelder Straße in das Gerätehaus in der Bahnhofstraße gezogen, erinnert sich Ordnungsdezernent Volker Friedrich. Vorher nutzte der Landkreis das Gebäude. Auch die Rettungsleitstelle war hier früher untergebracht.

„Seit den 1990er Jahren hat sich einiges zum Positiven gewandelt“, schätzt Friedrich ein. Die Kameraden hätten damals selbst mit angepackt und mit Unterstützung der Stadt die Sanitärräume gefliest, in den Fluren Fußbodenbelag verlegt, die Wände tapeziert und gestrichen. Eine Toreinfahrt musste vergrößert werden, damit das Löschfahrzeug durchpasst. Der große Holzschuppen auf dem Hof sei abgerissen worden, um Platz für die Garagen der Einsatzfahrzeuge zu schaffen. „Da ist auch Fördergeld geflossen.“

Was nun fällig ist, sei eine Grundsanierung des Gebäudes, sagt Volker Friedrich. Die Mängel wurden dokumentiert, sollen an die Kollegen des Bauamtes weitergeben werden. Dort werden die anfallenden Kosten überschlagen.

Fakt ist: „Einen Neubau wird es nicht geben“, so der Dezernent. Das sprenge den finanziellen Rahmen. „Ich wäre schon froh, wenn wir bei der Sanierung Schritt für Schritt voran kommen.“

Der Blick auf den städtischen Haushalt müsse sein, denn auch in den Ortsteilen seien die Verhältnisse bei den Feuerwehren „schlimm“. In Schierke werde derzeit ein neues Gerätehaus gebaut. „Das muss 2018 unbedingt fertig werden.“ Darauf drängt Friedrich. „In Minsleben und in Benzingerode muss ebenfalls etwas passieren. Das wissen wir. Deshalb müssen wir Prioritäten setzen.“

Es sei wichtig, die freiwillige Feuerwehr zu erhalten und zu fördern, betont der Ordnungsdezernent. Gerade bei Großeinsätzen sei sie unabdingbar. „Man muss sich das mal vor Augen führen: Die Kameraden erfüllen eine gesetzliche Pflichtaufgabe der Stadt auf ehrenamtlicher Basis“, sagt Friedrich. „Da sollten auch die Bedingungen stimmen. Nach einem Einsatz sollten die Feuerwehrleute wenigstens vernünftig duschen können.“