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Corona Musiker setzen aufs Internet

Die Corona-Pandemie macht auch den Profimusikern im Harz zu schaffen. Aus der Not heraus gehen Karo Blasek und Kai-Uwe Scheffler online.

Von Ivonne Sielaff 14.11.2020, 02:00

Wernigerode l Für Karolina Blasek und Kai-Uwe Scheffler ist es ein ruhiges Jahr gewesen. Ungewöhnlich ruhig. Denn wer die beiden einmal live auf der Bühne erlebt hat, weiß, dass sie eigentlich nur eins wollen: laut sein. Corona hat den zwei Vollblutmusikern den Stecker gezogen. Doch die Harzer wollen sich nicht unterkriegen lassen. Wie heißt es so schön: The Show must go on.

So ganz ohne Musik geht es eben nicht - auch nicht während des Lockdowns. „Wir bereiten gerade unsere nächste Watchparty vor“, berichtet Karolina Blasek. Die einstündigen Auftritte von „Anilorak“ werden auf der Internet-Plattform Facebook übertragen - zwar ohne Applaus, aber immerhin vor einer virtuellen Fangemeinde.

Es ist für das Duo bereits der 23. Online-Auftritt in einer Saison, in der so gar nichts normal läuft. Normalerweise sind die Profimusiker das Jahr über gut gebucht. Ob als „Anilorak“ oder mit ihren Tribute-Bands „Quotime“ und „Black/Rosie“ - die beiden Harzer sind nicht nur Stammgäste beim Wernigeröder Rathausfest, sondern auf den Bühnen des ganzen Landes unterwegs. „An die 80 Auftritte im Jahr“, sagt Blasek. „Sonst sind wir Freitag, Sonnabend, Sonntag immer unterwegs.“ Bestreiten sie doch seit vielen Jahren ihren Lebensunterhalt mit der Musik.

An große Gagen ist in diesem Jahr jedoch nicht zu denken. Der größte Teil der Auftritte ist weggebrochen. Um nicht „zu versauern“, kamen die beiden auf die Idee mit den Facebook-Watchpartys samt virtuellem Spendenhut. „Damit haben wir uns eine Weile über Wasser gehalten“, sagt Blasek. Positiver Nebeneffekt. „Uns haben deutschlandweit Leute gehört“, sagt Kai-Uwe Scheffler. „Dadurch sind auch neue Veranstalter auf uns aufmerksam geworden, die uns für einige Privatfeiern angefragt haben.“

Nach etlichen mageren Wochen lief es im Juli für die beiden wieder langsam an. „Unser erster Bandgig seit Monaten war auf dem Schäferhof Langenstein“, blickt der gebürtige Wernigeröder zurück. „Das war für uns ein richtiger Befreiungsschlag. Endlich wieder rocken.“ Insgesamt vier Mal spielen sie im Laufe des Sommers in Langenstein - alles sogenannte Hutkonzerte - also ohne feste Gage. Die restlichen Auftritte mit ihren Tributebands lassen sich an einer Hand abzählen. „Immerhin war ich mit Quotime auf Ostsee-Tour“, sagt Scheffler. „Wir standen sagenhafte dreimal auf der Bühne.“ Es sei ihnen wichtig gewesen, jedes Wochenende irgendwo zu spielen - ob nun mit Gage oder ohne. „Einfach um rauszukommen“, sagt die Sängerin. „Und um beim Publikum nicht in Vergessenheit zu geraten.“

Auch der Oktober ist für die beiden ein musikalischer Lichtblick gewesen. „Wir haben fast jeden Freitag im Hasseröder Burghotel gespielt, waren sogar für Silvester gebucht.“ So hätte es weiter gehen können.

Doch dann kam der zweite Lockdown - und mit ihm das erneute Aus für sämtliche Livekonzerte. „Das hat mich eiskalt erwischt“, sagt Karolina Blasek. „Damit habe ich nicht gerechnet.“ Sie sehe ein, dass der Lockdown notwendig sei. Aber für sie als Musiker sei es bitter. „Wir haben einmalig 400 Euro als Soforthilfe bekommen“, sagt sie. Dann noch 1000 Euro über die Aktion „Kunst ans Netz“, um Werbemittel beschaffen zu können. „Und das war es mit der finanziellen Unterstützung.“ Etliche andere Kollegen hätten die Musik inzwischen an den Nagel gehangen und würden „normalen“ Jobs nachgehen.

„Ich wollte das eigentlich durchziehen, bis ich 75 bin“, sagt Scheffler. Ob sie allerdings 2021 schon wieder voll durchstarten können, ist fraglich. „Die Karten werden neu gemischt, falls nächstes Jahr wieder normal sein sollte“, sagt die 42-Jährige. „Ich glaube nicht daran.“ Als Band müssten sie sich dann wahrscheinlich aufs Neue einen Namen in der Branche machen. „Viele Veranstalter werden nicht mehr da sein, weil sie aufgegeben haben“, befürchtet sie. „Und auch die Gagen sind sicher nicht mehr so wie vorher.“

Kai-Uwe Scheffler ist trotz der Durststrecke optimistisch. „Man muss auch das Positive sehen“, sagt der 53-Jährige. „Wir haben immer noch Spaß an der Musik. Und wir sind musikalisch nicht stehen geblieben, sind weitergekommen.“

Davon überzeugen können sich ihre Fans bei der nächsten Watchparty am 14. November. Dafür entern die beiden das Wohnzimmer eines Bekannten in Hasserode. Und was erwartet die Fangemeinde? „Wir spielen die Songs, die wir seit Jahren im Programm haben“, sagt Scheffler. Also einmal querbeet durch die Rockgeschichte. „Und auf Wunsch der Zuhörer einige neue Stücke.“ Pünktlich um 18 Uhr sind die beiden bei Facebook auf „Sendung“. Kommentar

Anilorak-Watchparty, 14. November, 18 Uhr, hier