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Coronavirus Geocaching im Harz trotz Corona

Einfach mal wieder raus an die frische Luft - das ist auch im Harz trotz der coronabedingten Einschränkungen noch möglich.

Von Karoline Klimek 14.04.2020, 14:23

Königshütte l Logbuch, ECA, Trackable, Hint, FTF, Nano, Muggel – wer bei diesen Begriffen nicht nur Bahnhof versteht, der tut es schon. Er geht als Geocacher auf digitale Schatzsuche, genau wie über drei Millionen Menschen weltweit. Auch in der Oberharz-Stadt sind Nutzer aktiv.

So wie der „Harzluchs“, der seit acht Jahren dabei ist und schon mehr als 3000 Caches gefunden hat. Einige hat er sogar selbst versteckt, beispielsweise rund um die Überleitungssperre Königshütte. Auf der knapp sechs Kilometer langen Strecke kann der findige Geocacher 20 Schätze und einen Bonuscache entdecken – mal unter einem Stein im Boden versteckt, mal gut getarnt in einem der vielen Bäume.

„Ich habe die Runde in Königshütte etwas anders angelegt. Sie ist nicht ganz so einfach, damit die Leute mehr Spaß haben“, erzählt er am Telefon. Seinen Namen will er nicht verraten, nur, dass er ganz in der Nähe des Startpunkts wohne. „Manchmal frage ich die Leute auch, ob es ihnen gefallen.“ Schließlich mache das ja die Freude am Verstecken aus. „Es ist aber auch viel Arbeit, die Caches zu pflegen. Vor allem im Winter gibt es manchmal Probleme mit der Feuchtigkeit. Dann muss ich ein Logbuch auch mal vorzeitig auswechseln“, erklärt der Harzluchs.

Er selbst sei begeisterter Geocacher, habe bereits in 14 Ländern kleine Schätze gefunden. „Ansonsten habe ich die Gegend hier bereits mit dem Fahrrad abgegrast“, verrät der Königshütter. Wandern, an der frischen Luft sein, in Bewegung bleiben – das treibe ihn an. „Und man wird an schöne Orte geführt, die man sonst vielleicht nie gesehen hätte, beispielsweise besondere Aussichtspunkte oder alte Gebäude, deren Geschichte beschrieben wird.“

Auf den Geschmack gekommen sind auch Jakob Liese-Held und Anja Liese. Das Hallenser Paar hat erst vor kurzem mit dem Geocaching angefangen. Den ersten Fund konnten sie unweit der Haustür am Ochsenberg machen. „Das Geocaching hatte ich schon länger im Auge. Dann zu sehen, dass es diese versteckten Dosen wirklich gibt, war einfach cool“, erinnert sich der Familienvater.

Für die nächsten sechs Caches sollte es sie weiter weg führen. Mit ihrer siebenjährigen Tochter Malin haben die Großstädter dafür einen Ausflug nach Rübeland und Königshütte gemacht. „Anja hatte recherchiert, was man im Harz alles machen kann. Und da kamen wir auf den Blauen See. Als ich gesehen habe, dass dort auch zwei Caches liegen, sind wir hingefahren“, erzählt der 38-Jährige.

„Der See ist wirklich schön, aber auch klein. Also sind wir weiter zur Überleitungssperre Königshütte gefahren, um diese Kette von Caches zu finden.“ Immerhin vier konnten sie loggen, für die restlichen wollen sie wiederkommen, wenn die Corona-Krise vorbei ist.

Tochter Malin habe übrigens fleißig mitgesucht. Dafür hatte sie extra ein Tablet bekommen, über das sie die auf www.geocaching.com hinterlegten Koordinaten abrufen kann. „Mir ist es sehr wichtig, dass sie selbstständig ist“, erklärt der Pädagoge. Als Erzieher in einer Hallenser Kita lege er viel Wert darauf. In den kommenden Wochen wolle er noch öfter mit ihr cachen gehen. „Wir planen derzeit unsere Tagesabläufe in unterschiedlichen Phasen, wie in der Schule. Eine der Phasen soll Naturwissenschaft sein. Da möchte ich das Cachen für Malin gern mit ein thematisch passenden Aufgaben verbinden.“

An der digitalen Schatzsuche fasziniert den Familienvater ebenfalls das Entdecken neuer Orte und Perspektiven – ein Aspekt, der viele Geocacher eint. „Wann schaut man schonmal unter eine Brücke“, führt Jakob Liese-Held als Beispiel an. „Ein Cache in Königshütte war in ein Rohr in den Boden eingelassen. Es ist wirklich spannend, welche Arbeit sich manche Menschen damit machen, um die Dosen zu positionieren.“

Und bei der Suche nach einer perfekten Tarnung kennt die Fantasie keine Grenzen. So gibt es sogar Steine, Schneckenhäuser, Grasbüschel, Wegpunkte, Schrauben oder Tannenzapfen zu kaufen, die als Versteck präpariert sind. Aber auch eigene Bastelarbeiten wie Flaschenzüge in Bäumen, Vogelhäuser oder mit Moos getarnte Verstecke sorgen für reichlich Vielfalt.

Hinzu kommen unterschiedliche Arten der Caches. Manche sind direkt per GPS-Gerät ansteuerbar und können einfach gesucht werden. Bei Multicaches dagegen gilt es, auf einer Tour zunächst Hinweise zu finden. Manche Koordinaten zeigen sich erst nach dem Lösen eines Rätsels, wiederum andere sind nur begrenzt während eines Events zu finden. Alle Daten dazu sind online aufgelistet, sodass sich jeder Cacher nach seinen eigenen Vorlieben etwas heraussuchen kann. Auch ob die Tour familienfreundlich oder barrierefrei ist, wird hier angegeben.

Der „Trogfurter Brücke Rundweg“ in Königshütte verlangt dem Cacher schon so einiges ab. Während manche Dosen in Bodennähe platziert und leicht zu finden sind, verstecken sich andere in Bäumen oder am steilen Ufer. Wer sich das Bergen nicht zutraut, sollte diese Caches einfach liegen lassen. Denn es gilt: Sicherheit geht vor.

Für einen ausgedienten Spaziergang lohnt sich ein Ausflug aber allemal. Allerdings sollte sich der Wanderer auf ein ungewohntes Bild einstellen. Je weiter der Weg Richtung Staumauer führt, desto kahler wird der Wald. Die Bäume, die noch stehen, sind fast alle tot. Nur selten mischt sich ein grüner Nadelbaum unter die braunen Gefährten. Die Hänge sind fast durchweg abgeholzt. Das einzige, das hier noch auf einen ehemalige Waldfläche schließen lässt, sind einsame Hochstände inmitten eines Friedhofs aus Baumstümpfen. „Hier steht ja kein Baum mehr. Da ist es auch schwer, geeignete Verstecke zu finden“, bedauert Geocacher Harzluchs.

Die Folgen von Hitze, Borkenkäfer und Stürmen haben auch die Familie aus Halle getroffen. „Ich mache mir riesige Sorgen um den Harz. Es ist erschreckend, die riesigen Hänge voller brauner Bäume zu sehen. Wenn hier einmal ein Feuer ausbricht, brennt einfach alles ab“, gibt Jakob Liese-Held zu bedenken.

Dabei habe er das Gebiet gerade erst für sich entdeckt. „Wir sind 2019 von Berlin nach Halle gezogen. Da war der Harz weit weg, mehr als drei Sunden Fahrzeit. Jetzt brauchen wir nur eine gute Stunde und sind in einer tollen Gegend, die viel Erholung bietet. Es ist ein spannendes Gebiet“, schwärmt der Großstädter. Er wolle deshalb auch wiederkommen. Auf dem Plan steht unter anderem ein Pärchenausflug samt Übernachtung auf den Brocken. Irgendwann, wenn das wieder möglich ist.