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Coronavirus Musik als Lichtblick in der Corona-Krise

Gemeinsam einsam - dass Musik tatsächlich verbindet, hat sich am Mittwoch im Wernigeröder Wohngebiet Stadtfeld gezeigt.

Von Ivonne Sielaff 02.04.2020, 01:01

Wernigerode l Folkmusik-Klänge hallen von einem Balkon durch das Wohngebiet Stadtfeld. Gitarren, zwei Stimmen, eine Geige. Die Musik ist mitreißend. Die Zuschauer und -hörer an den Fenstern und auf den Balkonen im Walther-Grosse-Ring klatschen den Takt mit. Sie tanzen sogar. Am Ende jedes Songs schallt Applaus durch das Wernigeröder Wohnquartier.

Organisiert hat das Balkonkonzert die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft (GWW). „Als Abwechslung für unsere Mieter in dieser schwierigen Zeit“, sagt GWW-Chef Christian Zeigermann. Die städtische Tochterfirma vermietet gut 1000 Wohneinheiten in dem Quartier. „Wir wollen ein Konzert zu unseren Mietern nach Hause bringen“, so Zeigermann. „Sie können die Musik genießen, ohne mit dem Coronavirus in Berührung zu kommen.“

Die Idee für dieses besondere Musikerlebnis stammt aus Italien. Dort fingen vor einigen Wochen Leute spontan an, an ihren Fenstern und auf Balkonen zu musizieren. Diese Bilder gingen um die Welt, fanden in vielen Großstädten Nachahmer. „Wir sind natürlich nicht ganz so spontan wie die Italiener“, schmunzelt Zeigermann. „Wir mussten ein bisschen planen.“

Es brauchte nämlich einen geeigneten Balkon und natürlich geeignete Musiker. Der Auftrittsort war mit dem Welle-Block im Walther-Grosse-Ring schnell gefunden: in einer Ferienwohnung der GWW. „Wir können die Wohnung wegen Corona gerade nicht vermieten. Sie steht also leer.“ Auch nach einem Musiker musste Christian Zeigermann nicht lange suchen, sondern wurde in seinem Team fündig. Norman Kruft ist frisch gebackener Immobilienverwalter im Stadtfeld. „Das ist also sein Revier“. In seiner Freizeit ist Kruft mit der Band Cellart eher in Kneipen und auf Stadtfesten unterwegs. Mit dabei außerdem sein Vater Harald Kruft – vielen Harzern als Mitglied von Cellart und Bergfolk bekannt – sowie, in gebührendem Sicherheitsabstand, Veronika Berthold an der Geige.

„Wir nehmen euch mit auf eine kleine Reise durch Europa – jetzt wo sich der Lagerkoller ausbreitet“, sagt Norman Kruft zur Begrüßung. Traditionelle Lieder aus Schottland, Irland, Spanien und Italien folgen. Dass die Musiker an diesem Tag auf ihr Honorar verzichten, sei für sie Ehrensache.

„Wir möchten unsere Mieter gern mit einbeziehen“, sagt GWW-Chef Zeigermann. „Wir wollen zeigen, dass wir auch in Situationen wie dieser für sie da sind. Das ist mir sehr wichtig. Und das wollen wir in Zukunft weiter ausbauen.“

Und wie läuft die Arbeit derzeit bei dem städtischen Vermieter? Einige Mitarbeiter seien mit Laptop und Internetzugang ausgestattet worden und könnten von zu Hause aus arbeiten, berichtet Christian Zeigermann. Die restlichen Kollegen arbeiten nach wie vor in der GWW-Zentrale am Platz des Friedens. „Aber jeder in einem einzelnen Büro – ohne persönlichen Kontakt.“ Jeden Morgen gebe es eine Videokonferenz der Mitarbeiter. „Es klappt immer besser“, schätzt der GWW-Chef ein. „Über das Internet und das Telefon sind wir genauso geschäftsfähig wie sonst auch.“