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Coronavirus Musikschulen setzen auf virtuellen Unterricht

Private Einrichtungen in Wernigerode gehen während der Corona-Krise neue Wege. Kurse werden via Internet fortgesetzt.

Von Ivonne Sielaff 30.03.2020, 11:47

Wernigerode l Fast gespenstige Stille herrscht derzeit in der Turbine 19 in der Feldstraße. Dort wo, sonst Kinder Schlagzeug lernen oder die Gitarrenschüler ihre Instrumente erforschen, ist gähnende Leere. Wie auch alle anderen Schulen ist die Musikschule von Stefan Heymann seit einigen Tagen geschlossen.

„Die Ruhe ist schon komisch“, sagt Heymann. Ganz abgeschrieben hat er den Musikunterricht aber nicht. „Wir versuchen es online“, sagt der Musikpädagoge. „Ich habe Videos aufgenommen, die ich an meine Schüler schicke. Und sie antworten mir dann mit ihren Videos.“ Auch seine Honorarkräfte habe er angehalten, auf diesem Wege weiter zu unterrichten. „Wir wollen einvernehmliche Lösungen mit den Schülern und Eltern finden.“ Das Online-Angebot werde bisher dankend angenommen.

Neben Heymann sind zwei feste Mitarbeiter und vier Honorarlehrer in der Turbine 19 beschäftigt. „Im Moment habe ich keine Kurzarbeit in Planung.“ Im Haus gebe es viel zu tun - alles Arbeiten, für die sonst während des regulären Unterrichts keine Zeit sei. „Wir tauschen beispielsweise gerade alle Scheinwerfer aus.“ Wie es mit den Honorarkräften weiter gehe, müsse er sehen. „Wir müssen schauen, in wie weit wir den Unterricht tatsächlich online auffangen können.“

Das zur Turbine 19 gehörende Ladengeschäft für Musikinstrumente und Zubehör ist ebenfalls dicht. „Wir bieten den Leuten an, die Waren auszuliefern“, sagt Stefan Heymann. Das werde auch angenommen, sei aber zum Normalgeschäft überhaupt nicht zu vergleichen.

Geschlossen ist auch die Musikschule von Thomas Schicker. „Ich bemühe mich, sowohl den Lehrern ihren Job zu erhalten, als auch Schülern und Lehrern sinnvolle Alternativen zum gewöhnlichen Unterricht zu entwerfen“, so Schicker. Auch er setzt auf neue Medien. „Den Lehrern gelingt es, Schüler per Whatsapp-Video oder Skype zu motivieren und sogar Bandunterricht zu gestalten.“

Fix und fertig seien sie nach den ersten Stunden gewesen. „Aber es scheint zu funktionieren“, so Schicker. Das Telefon stehe kaum still, und das Musikprogramm zum Schreiben von Noten laufe im Dauerbetrieb. Vor allem Kinder hätten zu Hause nun viel Zeit, auf ihrem Instrument zu spielen. „Und so können sie auch ihrem langen Tag zu Hause etwas Struktur verleihen.“

Zudem bietet die Musikschule Kindern und Erwachsenen jetzt an, ihr Englisch via Whatsapp, Skype, Facetime oder Zoom aufzubessern. Einige amerikanische Dozenten im Homeoffice hätten sich dazu bereit erklärt.

Was die Zukunft betrifft, zeigt sich Schicker optimistisch. „Irgendwie bekommen wir das alle zusammen hin“, so der Musiklehrer. „Unsere Lehrer sind flexibel, Schüler und Eltern auch.“ Wer wirklich ein Instrument lernen wolle, gebe nicht so schnell auf. Schicker: „Mit Musik überstehe man Krisenzeiten besser. Das zeigen ja auch die Bilder von musizierenden Italienern auf ihren Balkonen.“