Kinderklinik - Chefarzt Dr. Dieter Sontheimer zieht Bilanz und blickt in die Zukunft Ein Herz für kleine Patienten - "Bei uns soll niemand weinen"
Vor fast acht Jahren haben die Kinderkliniken Wernigerode und Quedlinburg fusioniert. Der Prozess des Zusammenwachsens war nicht einfach und dauert noch immer an. Chefarzt Dr. Dieter Sontheimer blickt zurück und informiert gleichzeitig über die Zukunft der Kinderklinik.
Wernigerode l Alina sitzt auf dem Bett, kuschelt mit einem weißen Plüschhund. "Na, wie geht es dir heute?", fragt Dr. Dieter Sontheimer die Vierjährige, die am Tag zuvor mit Atemproblemen eingeliefert wurde. Oma Elvira sitzt neben ihr und hält Händchen, als der Doktor das Mädchen mit seinem Stethoskop abhorcht. Er schaut auf: "Die Lunge ist frei, das ist gut. Zu Weihnachten bist du bestimmt wieder zuhause." Alina lächelt zaghaft.
"Bei uns soll niemand weinen", sagt Sontheimer, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Harzklinikums Dorothea Christiane Erxleben. "Das ist uns wichtig." Moderne familienorientierte Medizin ist das Schlagwort an den zwei Standorten Wernigerode und Quedlinburg. Die meisten Patientenzimmer sind als Eltern-Kind-Einheit eingerichtet, um den kleinen Patienten den Aufenthalt im Krankenhaus zu erleichtern.
Insgesamt 16 Ärzte und 52Schwestern kümmern sich an beiden Standorten um die erkrankten Mädchen und Jungen. Ein gemeinsamer Dienstplan regelt die Einsätze der Ärzte. Keine Selbstverständlichkeit, wie Sontheimer betont. "Diesen Plan gibt es erst seit anderthalb Jahren." Die Kinderklinik sei ein Beispiel dafür, dass eine Fusion ein langwieriger Prozess ist. Im Jahr 2006 wurden die beiden Kliniken zusammengelegt - sechs Jahre vor der Fusion des Harzklinikums.
"Es gab und gibt Probleme, aber wir verzagen nicht", fasst es Dieter Sontheimer zusammen. Das Hauptproblem beim Zusammenwachsen der beiden Häuser sei eine Art diffuses Unwohlsein seiner Mitarbeiter gewesen. "Da kommt jemand, und will uns was wegnehmen." Es habe Jahre gedauert, um einander gegenseitig kennenzulernen, um Vertrauen zu fassen. "Wir arbeiten immer noch am Wir-Gefühl, sind aber inzwischen auf einem guten Weg." Fortbildungen, Versammlungen, Betriebsausflüge und die gemeinsam organisierten Tage der offenen Tür würden dazu beitragen.
"3300 stationäre und 6000 ambulante Patienten im Jahr."
Trotz aller Anfangsschwierigkeiten, die Vorteile der Fusion sind laut Sontheimer offensichtlich. "Beide Standorte sind gesichert. Mit insgesamt 3300 stationären und 6000 ambulanten Patienten sowie 1150Geburten im Jahr sind wir eine der größten Kinderkliniken in Sachsen-Anhalt. Wir haben kompetente Fachärzte, haben uns auf Neonatologie, Gastroenterologie und Diabetologie spezialisiert." Davon würden vor allem die jungen Patienten und ihre Familien profitieren. Die Tiertherapie am Wernigeröder Standort im Steinbergweg sei noch ein zusätzliches Angebot.
Und wie sieht die Zukunft für die Kinderklinik aus? "Es sind weitere Spezialisierungen vorgesehen. Wir werden uns intensiver mit Psychosomatik sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie beschäftigen", so der Chefarzt. Immer mehr Kinder würden wegen psychologischer Probleme, Verwahrlosung, Drogen, Gewalt in der Familie oder Ähnlichem eingeliefert werden. "Wir haben bereits Spezialisten im Haus, am liebsten würde ich eine ganze Station dafür einrichten."
Auch die Bauarbeiten für die neue Kinderklinik auf dem Gelände des Harzklinikums in der Ilsenburger Straße schreiten voran. Der Umzug in das 40-Betten-Haus sei frühestens in vier, fünf Jahren vorgesehen. "Trotz der Großinvestition in Wernigerode hat das Haus in Quedlinburg Bestand", so Dieter Sontheimer nachdrücklich. "Sicherlich - der Hauptstandort ist hier. Aber es ist in keinem Konzept vorgesehen, Quedlinburg zu streichen."
"Die meiste Zeit bin ich im Haus am Steinbergweg."
Zwei Tage die Woche arbeite er in Quedlinburg. "Die meiste Zeit aber bin ich im Haus am Steinbergweg." Deshalb fühle er sich nach wie vor als Wernigeröder, sagt der gebürtige Baden-Württemberger. Sein Herz hänge vor allem an der Frühgeborenen-Station in der Ilsenburger Straße - "unserem dritten Standort". "Diesen kleinen Winzlingen ins Leben zu helfen, das ist schon etwas ganz Besonderes."