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Trotz Raumnot soll die Evangelische Grundschule mit ins Haus einziehen Eltern-Protest bei "Franckes"

Von Jens Müller 25.02.2012, 05:22

Auf heftigen Widerstand bei Eltern, Lehrern und Partnern der Francke-Grundschule ist jetzt ein Vorschlag der Stadtverwaltung gestoßen, wonach die Evangelische Grundschule mit in das Gebäude einziehen soll. Denn in Hasserode herrscht dramatische Raumnot.

Wernigerode l Jahrgangsübergreifender Unterricht, Blockunterricht, Förderung hochbegabter Schüler, Integration behinderter Kinder, Hortbetreuung - die Aufgaben für die Lehrer und Erzieher in der Francke-Grundschule in Hasserode sind immens. Allerdings stoßen die Pädagogen seit geraumer Zeit an räumliche Grenzen: "Seit 2008 ist die Schülerzahl von 150 auf 193 angewachsen. Im kommenden Jahr rechnen wir mit mehr als 200 Schülern", informierte Schulleiterin Christiane Kresse-Wenzel die Elternvertreter. Der Platzmangel sei so groß, dass bereits Fachkabinette, etwa für den Englisch-Unterricht, aufgelöst werden mussten. Dennoch müssen Mädchen und Jungen in Klassenräumen dicht gedrängt sitzen und teilen sich einige Zimmer mit dem Hort. Dabei gäbe es freie Räume: im ehemaligen Sekundarschul-Flügel des Gebäudes.

"Sperrung der Räume ist nicht hinnehmbar."

Umso überraschter waren Schulleiterin und Elternvertreter von einem Plan der Stadtverwaltung, diese leerstehenden Räume anderweitig zu nutzen: als Domizil für die Evangelische Grundschule.

Wie Sozialdezernent Andreas Heinrich erläuterte, würde diese Schule, die jetzt in einem Gebäude am Oberpfarrkirchhof untergebracht ist, ebenfalls an ihre Grenzen stoßen. Der Schulträger - die Johannes-Schulstiftung der Evangelischen Kirche - hätte deshalb die Stadtverwaltung um Hilfe gebeten. Dem Wunsch sei man gern nachgekommen. Heinrich sieht die einzügige freie Schule als "zusätzliches Angebot" und eine "wohltuende Ergänzung für den Bildungsstandort Wernigerode" - wie auch die Freie Grundschule im Harzblick.

Nach seinen Vorstellungen könnte die Evangelische Schule ab dem Schuljahr 2013/14 im Francke-Schulgebäude untergebracht werden. In zwei Räumen der dritten und in vier Räumen der vierten Etage. Hinzu kämen ein weiteres Kabinett und Toiletten. Pausenhof und Spielplatz sollten gemeinsam genutzt werden. Der Francke-Grundschule würden zugleich zwei Räume zugesprochen.

"Es gibt jede Menge Stoff zum Nachdenken."

Diese Planspiele sorgten bei Lehrern, Eltern und ihren Partnern vom Verein zur Förderung hochbegabter Kinder durchweg für Kopfschütteln. Auch Birgit Kayser, schulfachliche Referentin des Landes, bezweifelte, dass die Grundschule so künftig ihren Aufgaben weiter in der hohen Qualität gerecht werden könne. Besonders sauer stieß den Elternvertretern auf, dass seit Jahren immer wieder improvisiert werde, "mit dem Blick darauf, dass es endlich mal besser wird", wie es eine Elternvertreterin formulierte. Stattdessen wurden Räume gesperrt: "Das ist nicht länger hinzunehmen."

Aus Sicht von Guntram Meiß, Vizechef des Vereins zur Förderung hochbegabter Kinder, sollte die Stadtverwaltung in erster Linie die Entwicklung staatlicher Schulen im Blick haben und deren Kindern optimale Lernbedingungen bieten. Doch dies sehe er mit der Unterbringung einer zweiten Schule in Gefahr. Kaum umsetzbar wären dann Pläne des Vereins, für alle Schüler der Schule ein naturwissenschaftliches Experimentierlabor aufzubauen. "Die Alternative wäre, das Labor an einer anderen Schule zu installieren. Das wäre fatal", so Meiß.

Offen blieben Fragen an die Stadtvertreter, wo die Motivation der Verwaltung für den Vorstoß zugunsten der privaten Schule liege, wie der Entscheidungsprozess aussehe und warum man die Platzprobleme der Franckeschule seit drei Jahren ignoriert habe.

Dezernent Heinrich konstatierte am Ende, es gebe "eine Menge Stoff zum Nachdenken". Darin immerhin war man sich einig.