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Fastfood Hamburger werden zum Zankapfel

Auf dem Parkplatz vor dem E-Center im Wernigeröder Harzpark soll eine Filiale der Fastfood-Kette „Burger King“ entstehen.

Von Katrin Schröder 22.02.2020, 00:01

Wernigerode l Hopp oder topp: Der geplante Bau einer „Burger King“-Filiale auf dem Gelände des Wernigeröder Harzparks ist am kommenden Donnerstag Thema im Stadtrat. Die Mitglieder entscheiden über den Bebauungsplan, der den Weg für das Projekt ebnet. Zuvor hatte der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich grünes Licht für das Vorhaben gegeben – nach einer lebhaften Diskussion über Sinn und Unsinn der Investition.

Zu den Fakten: Das Schnellrestaurant soll rechts neben der Zufahrt zum Harzpark von der Halberstädter Straße gebaut werden – gegenüber, links neben der Zufahrt, befindet sich die Tankstelle. Dafür würde ein Teil des Parkplatzes zur Verfügung gestellt. Laut den Planungsunterlagen, die dem Stadtrat vorliegen, umfasst das gesamte Gelände, das neu beplant werden soll, rund 4000 Quadratmeter. Darauf blieben die vorhandenen Parkflächen zum größeren Teil bestehen.

Auf rund 1600 Quadratmetern, die unmittelbar an die Halberstädter Straße angrenzen, soll laut Plan die Filiale entstehen. Dazu gehören das Restaurantgebäude mit Verkaufsraum, Küche, Lager und Lieferzone, eine Terrasse und ein Drive-In-Schalter. Direkt vor dem Gebäude sind zehn Stellplätze vorgesehen, darunter Behindertenparkplätze. Weil die Verkehrsführung auf dem Parkplatz geändert werden würde, wäre es möglich, die Anlage über die bestehende Zufahrt zu erreichen. Der Gehweg von der Erschließungsstraße des Einkaufscenters zum Parkplatz soll bestehen bleiben. Die Randbereiche rund um den Betrieb sollen begrünt werden. Laut Bebauungsplan wären mindestens 15 heimische Laubbäume zu pflanzen, bestehende Bäume werden angerechnet.

Genau festgesetzt werden im Bebauungsplan die zulässigen Höhen des Hauses und der geplanten Werbeanlagen. Diese orientieren sich am Bestand. Das Restaurantgebäude dürfte demnach maximal zehn Meter hoch sein. Auf das Dach könnten Werbeaufbauten von bis zu vier Metern Höhe. Eingeplant ist ein neuer Werbepylon mit einer Höhe von zwölf Metern. Damit bliebe er von der Höhe her knapp unter dem Hauptpylon des Edeka-Einkaufscenters, der 12,30 Meter hoch aufragt.

Ferner sind sechs Fahnenmasten mit einer Höhe von je acht Metern sowie eine weitere Werbeanlage mit einer Höhe von drei Metern zulässig. Letztere soll als ein Meter breite Stele im Parkplatzbereich stehen. Zum Vergleich: An der Halberstädter Straße steht bereits ein 9,20 Meter hoher Werbemast. Leuchtwerbeanlagen werden ausgeschlossen, die Ampeln sollen weiter gut sichtbar sein.

Von der baufachlichen Seite her scheint es keine gravierenden Probleme zu geben. Nach dem Stadtratsbeschluss von Ende 2019, mit dem die Mitglieder grünes Licht für den Verfahrensgang gegeben haben, wurden die Unterlagen zum Bebauungsplan zum einen öffentlich ausgelegt und zum anderen den Trägern öffentlicher Belange zugearbeitet. Diese gaben eine Reihe von Anregungen und Bedenken zu Protokoll, welche übernommen wurden. Die Grundzüge der Planung berühre all dies jedoch nicht, erläuterte Michael Zagrodnik vom Bauplanungsamt der Stadt im Bauausschuss.

Das bedeutet jedoch nicht, dass das Vorhaben unumstritten wäre. „Der Burger King polarisiert in der Stadt. Das habe ich so noch nicht erlebt“, fasste der Vorsitzende Matthias Winkelmann (CDU) im Bauausschuss zusammen. Seine Meinung zum Schnellrestautant ist klar: „Es sollte gebaut werden, weil damit für die Jüngeren etwas geboten wird.“ Viele jüngere Wernigeröder würden sich laufend nach dem Projekt erkundigen, ältere zeigten weniger Interesse.

Scharfe Kritik kam aus den Reihen der SPD. Die Fraktion werde aus umwelt-, klima- und verkehrspolitischen Gründen gegen das Vorhaben stimmen, kündigte Fraktionschef Siegfried Siegel an. „Der Rat hat dem öffentlichen Interesse und nicht den Wünschen irgendwelcher Investoren zu gehorchen. Ein öffentliches Interesse kann ich hier nicht erkennen“, so Siegel. Er sei gegen Fastfood, und dass es in der Stadt bereits ein Schnellrestaurant einer anderen Kette gebe, sei kein Grund dafür, „sozusagen das Elend noch zu vergrößern“.

Ähnlich argumentierte sein Fraktionskollege Matthias Bosse. Zum einen wegen des ungesunden Essens: Beim Konkurrenten McDonald‘s sei er zuletzt gewesen, „um zu sehen, was meine Patienten essen“, sagte der Allgemeinarzt augenzwinkernd. Zum anderen gebe es einen „großen Druck auf Kommunen“, die Ansiedlung großer Ketten zuzulassen.

Dem solle der Rat nicht nachgeben, sagte Bosse und erinnerte daran, dass, wäre man den Investorenplänen aus den 1990er Jahren gefolgt, der Edeka-Markt doppelt so groß geworden wäre. „Dafür sind wir da, dass wir bestimmte Entwicklungen korrigieren“, so der SPD-Stadtrat. Man solle die Reklameaufbauten mit Pylon als „überdimensionalem, phallusartigen Werbesymbol“, zusammenzustreichen. „Wenn ich dieses Arsenal von Werbeträgern sehe, wird mir ganz schlecht“, so Bosse.

Dagegen wandte sich Hagen Bergmann (CDU). „Wir sollten nicht dazu neigen, die Wirtschaft über unsere Planungshoheit zu beeinflussen. Das ist nicht unsere Aufgabe.“ Wenn die SPD die Zahl der Werbeanlagen begrenzen wolle, müsse sie Änderungsanträge stellen.

Ähnlich äußerte sich Hans-Dieter Nadler, Leiter des Wernigeröder Bauplanungsamtes. Die Verwaltung prüfe die Zulässigkeit des Vorhabens, nicht seine Art. Zu den Werbeanlagen sagte er: „Wir haben nicht alles hingenommen.“ Vielmehr habe man die Pläne auf das vor Ort übliche Maß begrenzt.

Bei „Burger King“ hält man sich derweil bedeckt. Konkrete Informationen zu den Plänen für Wernigerode gibt die Fastfoodkette nicht preis. Das Unternehmen sei aktuell mit mehr als 700 Restaurants in Deutschland vertreten und verfolge „eine langfristige Expansionsstrategie“, heißt es auf Volksstimme-Nachfrage aus der Pressestelle.

Mögliche Investitionsstandorte würden stets einer internen Prüfung unterzogen. Je nach Lage würden zusätzlich Verhandlungen mit eventuellen Vertragspartnern geführt. In diesem Fall scheint der Prozess noch nicht abgeschlossen zu sein: „Über laufende Prüfungsverfahren gibt das Unternehmen aus Rücksicht auf alle Beteitigten keine Informationen weiter.“