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Feuerwehr Fünf Euro, wenn’s irgendwo brennt

Wie soll die Entschädigung für Wernigerodes Brandschützer aussehen? Das sorgt noch für Diskussionen.

Von Ivonne Sielaff 28.03.2019, 00:01

Wernigerode l Eine Aufwandsentschädigung für die Einsätze der freiwilligen Feuerwehr – in Städten wie Halberstadt und Thale, aber auch Burg, Havelberg und Wolmirstedt ist das längst gang und gäbe. Jetzt könnte Wernigerode nachziehen.
CDU-Stadtrat André Weber schlägt vor, den ehrenamtlichen Brandschützern eine Aufwandspauschale von fünf Euro pro Einsatz zu zahlen. „Es ist längst überfällig, dass Wernigerode diese Richtung geht“, so Weber. „Wir können dankbar sein für dieses Engagement.“ Auch wenn die Fünf-Euro-Pauschale den Einsatz der Feuerwehrleute nicht aufwiegt, sei es „ein kleiner Schritt in die richtige Richtung“, so Weber. „Immer nur warme Worte bei den Jahreshauptversammlungen, das reicht nicht.“ Bisher erhalten nur Funktionsträger wie Wehrleiter, ihre Stellvertreter und Jugendwarte eine monatliche Entschädigung.
Webers Ansinnen stößt in der Verwaltung und bei den Kameraden selbst größtenteils auf Zustimmung. Nur die Umsetzung wirft noch viele Fragen auf. Beispielsweise, was die europäische Arbeitszeitrichtlinie angeht oder mögliche Probleme für Hartz-IV-Empfänger. Vor allem aber wünschen sich die Feuerwehrleute eine Wahlmöglichkeit – ob Barauszahlung der Pauschale oder Anrechnung auf die Feuerwehrrente. „Ansonsten gehen wir voll mit“, so Wernigerodes Ortswehrleiter Torsten Breiting.
Ordnungsdezernent Volker Friedrich ist vor allem wichtig, eine Lösung zu finden, die die Kameraden langfristig an die Wehr bindet. Die Aufstockung der Feuerwehrrente sei so eine Möglichkeit oder eine größere Prämie für eine langjährige Mitgliedschaft. „Ich warne allerdings davor, das Ehrenamt bezahlt zu machen.“
Marcus Meier, zuständiger Mitarbeiter im Ordnungsamt, machte sich ebenfalls dafür stark, „das Thema umfassend anzufassen und die Kameraden langfristig zu binden“. Er wolle sich erst einmal in Halberstadt und Aschersleben informieren, wie die Auswandsentschädigungen dort gehandhabt werden. „Der Haushalt für 2019 ist ohnehin durch.“ Ziel sei es deshalb, bis Januar 2020 etwas auf den Weg zu bringen, „aber nur mit der Feuerwehr zusammen“, so Meier.
Auch andere Stadträte halten eine Art finanzielle Entschädigung für eine gute Idee, wie sich in den Fachausschüssen der vergangenen Tage gezeigt hat. „Es ist traurig, dass Wernigerode da so weit hinterher hinkt, im Sachsen-Anhalt-Vergleich“, sagte Thomas Schönfelder (Linke). Kevin Müller (SPD) drängte auf eine Lösung, die „so unbürokratisch wie möglich ist“.
Thomas Schatz (Linke): „Es ist richtig, wir behandeln unsere Feuerwehr stiefmütterlich. Aber wieso das Ganze im Schweinsgalopp durchboxen und dabei den ein oder anderen guten Gedanken verlieren?“, so Schatz. 2020 sei ein gutes Ziel. Egal, welche Variante am Ende greift, „dass es den Stadthaushalt belastet, ist klar“, so Uwe-Friedrich Albrecht (CDU). Dennoch: Die Feuerwehr sei wichtig und müsse mehr Anerkennung finden. „Gerade in Zeiten des Mitgliederschwunds.“
Die Finanzlage könnte dem Ansinnen tatsächlich einen Strich durch die Rechnung machen, gab Ordnungsamts-Mitarbeiter Marcus Meier zu bedenken. „Wenn es Probleme mit dem Haushalt gibt, kriegen wir das um die Ohren gehauen.“
Und dass es um die finanzielle Situation der Stadt nicht rosig steht, ist bekannt. Für die nächste Zeit weist der städtische Etat nämlich Jahr für Jahr ein dickes Minus auf. Aber: Man dürfe die Feuerwehr nicht immer „zum Sparschwein machen“, so Ideengeber Weber. Trotz der „schwierigen Haushaltslage“ gebe die Stadt Geld für neue freiwillige Aufgaben aus. „Wer sich eine halbe Million für die Kulturkirche leisten kann, sollte sich auch zu Pflichtaufgaben hinreißen lassen.“
In der Stadtratssitzung am Donnerstag,28. März 2019, wird das Thema erneut behandelt. Bis dahin will Weber seinen Vorschlag als „Arbeitsauftrag“ an den Oberbürgermeister überarbeiten. „Die Verwaltung hat dann jede Möglichkeit, das Ganze so umzusetzen, dass es für die Kameraden von Vorteil ist.“