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Feuerwehr Hoffnung auf Weihnachtswunder verpufft

Keine Entscheidung über unsere Köpfe hinweg: Das fordern die Minslebener. Es geht um die Zukunft der Feuerwehr.

Von Ivonne Sielaff 21.12.2017, 00:01

Wernigerode l Die Hoffnung auf ein Weihnachtswunder ist verpufft. Minslebens Brandschützer haben auf eine schnelle Entscheidung gesetzt, müssen sich aber nun weiter gedulden. Für sie geht es nicht nur um ihr Gerätehaus, sondern um die Zukunft der Feuerwehr. Neubau oder Einmietung – diese Varianten stehen im Raum. Das Votum liegt beim Stadtrat in Wernigerode – jedoch frühestens Ende März.

Zwar hatte Baudezernent Burkhard Rudo den Stadträten angekündigt, noch 2017 einen Grundsatzbeschluss in die Debatte einzubringen. Doch dazu kam es nicht. „Wir arbeiten aktiv daran“, so Rudo in der Dezember-Sitzung des Stadtrates. „Eine einfache Lösung liegt nicht auf der Hand.“ Es gebe eine Reihe von Aspekten, die „mit gebührender Gründlichkeit“ behandelt werden müssen.

Seit Jahren setzen sich Kameraden in Minsleben für ein neues Domizil ein, hauptsächlich weil das alte Gerätehaus zu winzig für die inzwischen 23 Mann starke Einsatztruppe ist. Es gibt keinen Schulungsraum, keine Duschen, zu wenig Platz zum Umziehen, keine Umkleide für Frauen und Kinder – und nur eine Toilette.

Außerdem haben die Brandschützer mit etlichen Sicherheitsmängeln zu kämpfen. Das Gebäude entspricht nicht den gültigen Vorschriften. Das mahnen die Gutachter der Feuerunfallkasse in regelmäßigen Abständen an.

„Seit 18 Jahren werden diese Protokolle von der Verwaltungsspitze ignoriert“, macht Ortswehrleiter Frank Siedenberg seinem Ärger Luft. Einzig die geforderte Absauganlage sei eingebaut worden. Das Problem sei, dass der Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) die Prioritäten in der Stadt und den Ortsteilen „falsch setze“, klagt Ortswehrchef Frank Siedenberg. „Das ist es, was den anderen und mir tierisch auf der Seele brennt. Wir riskieren doch schließlich unser Leben und unsere Gesundheit, um Menschenleben zu retten.“

Dabei ist in den letzten Wochen endlich Bewegung in die Angelegenheit gekommen. Allerdings in die falsche Richtung, wie Siedenberg und die Kameraden befürchten. Die Stadträte Matthias Winkelmann (CDU) und Thomas Schatz (Linke) hatten die Idee eines Neubaus auf dem Gelände des Sportplatzes zwischen Minsleben und Reddeber ins Spiel gebracht. Von Vorteil seien die „Synergieeffekte“. Das neue Gerätehaus auf der grünen Wiese könnte von den Wehren beider Ortsteile genutzt werden.

Die Feuerwehrleute wehren sich heftig dagegen. Die Anfahrtswege seien zu lang, die Jugendwehr könnte das neue Domizil nicht mehr fußläufig erreichen. Zudem dürfe die Feuerwehr nicht aus dem Ort gedrängt werden, so die Gegenargumente.

Rückendeckung erhält Siedenberg aus dem Ortschaftsrat. „Die Feuerwehr muss im Dorf bleiben“, sagt Daniel Reinhardt. „Dafür müssen wir kämpfen.“ Bloß nicht klein beigeben, fordert Kersten Tschepella. „Wir sprechen da mit einer Stimme“, versichert Dorfchef Knut Festerling (SPD-Fraktion). Was die Minslebener ärgert, ist, dass in Sachen Neubau nur über sie und nicht mit ihnen gesprochen werde. Schatz und Winkelmann hätten zwar vor Wochen ein Gespräch angekündigt. Aber bei der Ankündigung sei es geblieben. „Es darf nicht über unsere Köpfe hinweg entschieden werden“, so der Tenor in Minsleben.

Gemeinsam machen sich Ortschaftsrat und Feuerwehr stattdessen für die Mietvariante stark. Bevorzugtes Objekt ist die leerstehende Werkshalle am Ortseingang. Besitzerin Silke Harsing hatte der Stadt das Gebäude zur Miete angeboten. „Wir müssten einen Kredit über 850  000 Euro aufnehmen, um die Halle normgerecht auszubauen.“ Für die Stadt bedeutet das bei einer Laufzeit von 25 Jahren jährliche Zahlungen im oberen fünfstelligen Bereich, die sich aus Kreditrate und Miete zusammensetzen. Auch ein Mietkauf käme für die Harsings in Frage. „Aus dem Rathaus hieß es, unser Angebot sei zu hoch, wir sollen entweder die Bauaufwendungen oder den Finanzierungsaufwand reduzieren“, sagt Silke Harsing.

Volker Friedrich bestätigt den Kontakt auf Nachfrage. Die Harsings seien gebeten worden, ihr Angebot bis Jahresende nachzubessern, so der Ordnungsdezernent. „Dann werden wir sehen.“

Sollte es zu keiner Einigung kommen, gehe die Welt nicht unter, versichert Silke Harsing „Wir sind an einer Nutzung des Gebäudes interessiert.“ Sollte die Feuerwehr nicht einziehen, gebe es andere Ideen.

Für die Minslebener wäre das eine vertane Chance. „Wir dürfen das Ding nicht durch überzogene Kostenvorstellungen ausbremsen“, sagt Ortsbürgermeister Knut Festerling. „Wenn von der Stadt nicht bald eine Vorschlag kommt, bringe ich ihn selbst ein. Wir wissen, was wir wollen - und zwar die Halle mieten.“