Feuerwehr Wissen, was zu tun ist

Brandschutzerziehung fängt im Kindesalter an. Daher besuchten die Aktiven im Oberharz die Kita in Tanne.

Von Karoline Klimek 16.02.2020, 03:00

Tanne l Rauch dringt durch die Räume, die Luft ist zum Schneiden dick, das Atmen fällt schwer. Aus dem Küchenfenster schlagen Flammen, die Hitze ist erdrückend. In einer solchen Ausnahmesituation einen kühlen Kopf zu bewahren, fällt schon gestandenen Erwachsenen schwer. Wie muss sich dann erst ein Kind fühlen, wenn es brennt?

Um die Angst vor solchen Notfällen zu nehmen, hilft es, darüber zu sprechen und durch Übung möglichst viel Routine zu bekommen. Deshalb ist die Brand­schutzerziehung in Schulen und Kitas für die Feuerwehr ein wichtiger Punkt ihrer Arbeit. Für die Stadt Oberharz am Brocken ist Stadtjugendfeuerwehrwart Lars Meißner dafür verantwortlich. Vor wenigen Tagen war er in der Kita Tanne zu Gast.

In die Wege geleitet hatte die besondere Schulung Tannes Kinderfeuerwehrwartin San­dra Ebert, die hauptberuflich als Erzieherin in der Einrichtung tätig ist. Unterstützung gab es von Tannes neuem stellvertretenden Jugendfeuerwehrwart Felix Wolf. Gut zweieinhalb Stunden nahmen sich die Kameraden Zeit, um den Kindern auf spielerische Weise das richtige Verhalten bei einem Brand zu vermittelt.

Die 112 ist die Nummer, die jeder kennen sollte. Das wissen auch die Knirpse in Tanne. Doch was passiert dann? Die W-Fragen zu beantworten, ist für die Notrufzentrale maßgebend, damit sie die passende Hilfe an den richtigen Ort schicken können: Wo ist etwas passiert, wer ruft an, was ist geschehen und wie viele Personen sind betroffen?

Am entscheidendsten ist aber das fünfte W. „Es ist wichtig, dass die Jüngsten die Angst vor dem Telefon verlieren. Und dass die bei den fünf Ws das W für Warten kennen“, erklärt Lars Meißner. „Wenn sie den Notruf wählen, dann müssen sie das Telefon so lange am Ohr behalten, bis die Stimme am anderen Ende sagt, dass man jetzt auflegen darf.“ Denn in der Aufregung werden die anderen W-Fragen oft vergessen oder nur unzureichend von alleine beantwortet. Die Notrufzentrale fragt in dem Fall nach, bis sie alle nötigen Informationen haben. Mit Hilfe eines speziellen Notrufübungstelefons haben die Kinder das Gelernte gleich in die Praxis umgesetzt.

„Natürlich haben wir auch durchgesprochen, dass man den Notruf nicht aus Spaß wählen darf, wofür der Notruf da ist und welche Einsätze die Feuerwehr so abarbeitet“, informiert der Beauftragte für Brandschutzerziehung. Denn neben Bränden rücken die Kameraden auch zu Unfällen oder wegen umgestürzter Bäume aus.

Die 112 sollte man aber auch bei medizinischen Notsituationen wählen, wenn jemand mit plötzlicher Atemnot zu kämpfen hat, in Schockstarre fällt oder stark blutet. Eben immer dann, wenn das Leben eines Menschen gefährdet ist. „Wer nur einen Hausarztbesuch vermeiden möchte und deshalb einen Rettungswagen ruft, ist unter Umständen dafür verantwortlich, dass für jemand anderen die Hilfe zu spät kommt“, bittet Lars Meißner um einen verantwortungsvollen Umgang. Übrigens gilt die 112 nicht nur in Deutschland, sondern auch in ganz Europa. Sie ist kann sogar ohne Vorwahl vom Handy aus gewählt werden.

Die Nummer zu kennen, sei aber noch nicht alles. „Wichtig ist auch, mit den Kindern zu Hause immer mal die eigene Adresse zu üben“, rät der Feuerwehrmann den Eltern. Denn nur so könne das Kind der Notfallzentrale auch sagen, wo es brennt.

Doch was passiert nach dem Anruf? „Wenn Kinder Angst haben, verstecken sie sich oft. Doch genau das kann im Brandfall tödlich enden“, weiß Lars Meißner. Deshalb klärt er die Kinder darüber auf, am besten das Haus zu verlassen. Wenn das nicht geht, sollten sich die Bewohner am Fenster sichtbar machen. Türen sollten geschlossen und abgedichtet werden. So könne man verhindern, dass sich das Feuer zu schnell ausbreitet oder Rauch in die Lungen gelangt.

Wie gefährlich der Qualm für die Atemwege ist, demonstrierten er und seine Kameraden anhand des Rauchhauses, das die Stadtjugendfeuerwehr Oberharz im vergangenen Jahr über Fördermittel des Landes kaufen konnte. „Das ist ein kleines Haus mit zwei Zimmern und Zimmertür sowie einem Rauchmelder. Es ist komplett eingerichtet und mit Figuren bestückt“, beschreibt der 39-jährige Feuerwehrmann. „Mit einer kleinen Rauchmaschine kann jeder Raum verräuchert werden, um den Kindern beispielhaft zu zeigen, wie schnell das geht, wenn die Türen alle offen stehen.“

Kindereinrichtungen, die ihre Schützlinge ebenfalls schulen lassen möchten, können sich per E-Mail an stadtjugendwart-oberharz@ gmx.de an Lars Meißner wenden.