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Gestank Anschlag mit Buttersäure auf Halle im Harz

Wegen Gestanks geschlossen ist die Sandtalhalle im Ilsenburger Ortsteil Darlingerode. Unbekannte versprühten Buttersäure im Gebäude.

Von Jörg Niemann 09.12.2019, 18:06

Darlingerode l Zum zweiten Mal binnen weniger Jahre ist auf die Darlingeröder Sandtalhalle ein Anschlag verübt worden. Auch wenn ein kriminalistisches Gutachten dazu noch aussteht – allein der Gestank am Tatort lässt darauf schließen, dass wieder Butansäure, landläufig auch als Buttersäure bekannt, für die Tat verwendet wurde.

Eine ähnliche Handlung wurde bereits Ende März 2014 verübt. Damals musste die Halle für etwa acht Wochen komplett dicht gemacht werden. Erst danach fanden wieder – anfangs bei geöffnetem Fenster – Veranstaltungen statt. Auch diesmal haben der oder die Täter Gewalt angewendet, um die stinkende Flüssigkeit in den Hallenräumen zu versprühen.

Kriminaltechniker des Polizeireviers Harz haben am Montagvormittag entsprechende Spuren gesichert und werden diese auswerten. Hinweise auf den oder die Verursacher gab es am Montagmittag allerdings noch nicht.

„Ich gehe davon aus, dass die Tat zwischen Sonnabendvormittag und Sonntagabend verübt wurde. Am Sonnabend (7. Dezember, Anm. d. Red.) habe ich vormittags mit unserem Hund einen Kontrollspaziergang gemacht, da war noch alles in Ordnung. Und so wie es jetzt aussieht, soll es Anwohner gegeben haben, die den üblen Gestank schon am Sonntagabend bemerkt haben. Wahrscheinlich dürfte deshalb der Angriff in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag erfolgt sein“, vermutet Hallenwart Hans Germer.

Spekulativ, aber nicht unwahrscheinlich, dürfte beim Eingrenzen der Tatzeit sein, dass der starke Wind am Sonntag den nach außen dringenden Gestank sofort verweht haben dürfte, sodass der Geruch erst zufällig am Sonntagabend von Passanten wahrgenommen wurde. Da in der Halle am Wochenende keine Veranstaltungen geplant waren, war auch niemand in der Halle.

Wie groß der Schaden ausfällt, ist gegenwärtig noch nicht absehbar. Fest steht, dass bis auf Weiteres keine Veranstaltungen in der Halle stattfinden können. Das betrifft die für Montag, 16. Dezember, geplante Blutspende ebenso wie die für Mittwoch, 11. Dezember, geplante öffentliche Musicalaufführung der Tanz- und Musikgruppe der Marianne-Buggenhagen-Schule.

Wie Schulleiter Dirk Clement mitteilte, fällt „Drei Wünsche frei“ allerdings nicht aus, sondern wird stattdessen in der Sporthalle der Buggenhagen-Schule aufgeführt. An der Anfangszeit um 15 Uhr ändert sich nichts.

Die Nachricht vom Anschlag hat sich im Ort sehr schnell verbreitet. So dauerte es nicht lange, bis mit sorgenvollen Gesichtern Organisatoren und Veranstalter persönlich vorbeischauten, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Einer von ihnen war Martin Riemenschneider von der Darlingeröder Schützengesellschaft. Er organisiert seit vielen Jahren ehrenamtlich die Aufführungen der Silstedter Theatergruppe in seinem Heimatort. Für den 11. Januar 2020 ist dort die Aufführung des aktuellen Stückes geplant und die Halle wie immer ausverkauft.

Ein noch größeres Fragezeichen steht hinter der öffentlichen Silvesterparty am 31. Dezember. „Auch dazu kann ich zum aktuellen Zeitpunkt noch nichts sagen, jetzt arbeitet erst einmal die Polizei hier, dann wird sich eine Reinigungsfirma der Sache annehmen und erst in einigen Tagen wird festzustellen sein, wie sich die Lage hier entwickelt“, erläutert der Hallenwart.

„Ich werde aber schon mal einen Notplan erstellen, damit wir eventuell zur Silvesterfeier in die Sporthalle umziehen können. Das muss aber noch mit der Ilsenburger Stadtverwaltung abgestimmt werden“, so Germer.

Am späten Vormittag schaute Bürgermeister Denis Loeffke (CDU) am Tatort vorbei und ließ sich von Hans Germer unterrichten. „Ehrlich gesagt, ich bin richtig wütend.

Ich bewerte diesen erneute Tat als einen Anschlag auf das Dorfleben und beabsichtige, eine Belohnung für denjenigen auszuloben, der den entscheidenen Hinweis zum Überführen des oder der Täter gibt“, sagte Loeffke nach seinem Abstecher in Darlingerode.

In Sachen Belohnung will er sich noch mit der Halberstädter Staatsanwaltschaft absprechen, in deren Zuständigkeit das Ermittlungsverfahren geführt wird.

Im Ort Darlingerode verdichten inzwischen die Gerüchte, dass der oder die Verursacher durchaus aus der Nähe der Halle kommen könnten. Das vermutet auch der Bürgermeister: „Es ist wie schon 2014 ein klarer Angriff auf die Halle als Veranstaltungsstätte.

Irgendwer dürfte sich über irgendetwas im Zusammenhang mit der Halle aufregen und reagiert mit solchen Handlungen. Auch deshalb bitte ich, dass die Bürger bei der Aufklärung helfen. Denn der Anschlag geht ja auch gegen sie“, sagt Loeffke anschließend.

Die Polizei nimmt entsprechende Hinweise unter Telefon (0 39 41) 674293 entgegen.