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Harz-Tourismus Fernweh-Kampagne soll Reiselust wecken

Der Harzer Tourismusverband wirbt mit einer neuen Kampagne gezielt um Fernreisende.

Von Julia Bruns 28.05.2020, 04:00

Harz l Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Das hat sich auch die Marketing-Abteilung des Harzer Tourismusverbands gedacht und eine neue Kampagne entworfen, die mit prominenten Reisezielen für Quedlinburg, Wernigerode, Goslar & Co. wirbt.

Die Botschaft: Mit dem Elsass, Nepal, Amsterdam, Schottland und Slowenien kann der Harz locker mithalten. Für jeden Geschmack ist etwas dabei – und das Beste: Das Flair all dieser Destinationen finden Reiselustige im deutschen Mittelgebirge.

Das Konzept sei in der Krise entwickelt worden, sagt Carola Schmidt, Geschäftsführerin des Interessenverbands für das Gast- und Gaststättengewerbe im gesamten Harz. Die Tourismuswirtschaft habe sich wochenlang im Shutdown befunden. „Wir starten jetzt wieder durch. Es ist ein Licht am Horizont zu sehen“, sagt sie.

Woran sie das erkenne? Die Nachfrage der Reiseinteressenten nach Prospekten, Flyern und Reisekatalogen sei Anfang vergangener Woche „sprunghaft“ angestiegen – „nachdem die Landesregierung in Sachsen-Anhalt eine klare Aussage zum Ende des Einreisverbots getroffen hat“, sagt Carola Schmidt. „Wir sind ganz optimistisch, dass der Sommer gut wird.“

Wie ist die Lage in den Bundesländern? Seit zwei Wochen dürfen Anbieter auch in Sachsen-Anhalt wieder ihre Ferienwohnungen und Hotelzimmer an Gäste vermieten – zunächst nur an Reisende aus Sachsen-Anhalt, doch diese Regelung ist seit Donnerstag, 28. Mai, Geschichte. Jetzt dürfen Touristen aus der gesamten Bundesrepublik in Sachsen-Anhalt ihren Urlaub verbringen.

Auch in Niedersachsen konnten Anbieter aufatmen: Die stark kritisierte 7-Tage-Wiederbelegungsfrist für Hotels ist nicht in die neue Verordnung aufgenommen worden. Hotels dürfen ihre Betten zwar nur zu 60 Prozent auslasten – doch damit ließe sich arbeiten.

Mit den Lockerungen wittert der Verband eine Chance, zusätzlich zu den Stammgästen eine neue Zielgruppe zu erschließen: Gäste, die ohne Corona eher eine Fernreise angestrebt hätten. „Wir haben im Harz traditionell einen hohen Stammgäste-Anteil mit Reisenden, die in Entfernung von zwei bis drei Stunden Anfahrt leben. Jetzt haben wir über diese Kampagne die Chance, vielleicht den einen oder anderen zu überzeugen, in den Harz zu reisen, weil es mit dem eigenen Auto sicherer ist, in den Urlaub zu fahren“, erläutert Carola Schmidt. So könne man sich vielleicht auch langfristig ein neues Publikum erschließen.

Zudem gewinne in der Debatte um das neuartige Coronavirus und seine Ausbreitung ein weiterer Aspekt an Gewicht – die HTV-Chefin: „Während der Krise wird zunehmend über Nachhaltigkeit diskutiert. Auch beim Reisen geht es zurück zu den Wurzeln – back to the roots. Wir hoffen, dass der Harz von diesem Trend profitieren kann.“ Schließlich warte der Harz mit Aktivitäten wie Wandern, Radfahren und Klettern, regionaler Produktvielfalt und flugzeugfreier umweltfreundlicher Anreise auf.

Trotz der Lockerungen wagt die Verbandschefin noch keinen Ausblick auf die wichtige Weihnachtssaison. „Im Moment machen wir uns mit der Kampagne die Mühe, die Sommersaison zum Erfolg zu führen“, erklärt sie. „Es macht keinen Sinn, zu schauen, was im Herbst ist.“

Das gelte auch für den Veranstaltungsbereich. „Kleinere Veranstaltungen können sicherlich stattfinden, wir werden aber sicherlich nicht die großen Volksfeste feiern“, ist sie überzeugt. Individuelle Konzepte, vor allem im Außenbereich, wo Abstände leichter eingehalten werden können, seien die „neue Normalität“. Auch die Touristen seien vorsichtig.

Die Partner hätten durchweg positiv auf die Werbeaktion reagiert. „Die meisten fanden das richtig gut. Wir haben unseren Anbietern das Angebot gemacht, dass sie das Layout für ihre eigene Werbung nutzen können. Sie senden uns ihre Fotos und wir bereiten die Bilder für soziale Medien oder die Webseite vor. Das klappt sehr gut“, sagt sie.

Der Tourismusverband übernehme derweil die zentrale Vermarktung. „Zentraler Inhalt der Kampagne sind die Landing-Pages unter harzinfo.de/fernweh. Alle Werbemaßnahmen zielen darauf ab, die Leute dahin zu bekommen“, erläutert sie.

Nach Pfingsten werde zusätzlich eine Radiowerbung auf den Harz als vielseitige Destination im Herzen Deutschlands aufmerksam machen. Und wie funktioniert das ohne die Fotos? „Auch hier wird mit dem Thema gespielt: ‚Erleben Sie Seenlandschaften wie in Schweden, Kirchen wie in Norwegen.‘ Es wird die Neugier auf den Harz geweckt“, sagt sie.

Aufholen können die Gastronomen und Gastbetriebe die Verluste aus den letzten Monaten nicht, so Schmidt: „Zwischen Januar und Mai generieren wir ein Drittel unseres Gesamtjahresvolumens an Übernachtungen. Da sind etwa 50 Prozent weggebrochen“, sagt sie. Ganz konkret vorliegen würden die Zahlen bis März. „Da verzeichnen wir ein Minus von 17 Prozent.“ Für den Zeitraum von März bis Mai habe es keinerlei Übernachtungen gegeben. „Wir können davon ausgehen, dass wir auf maximal 50 Prozent der Vorjahresübernachtungen kommen“, sagt sie.

Es sei nicht unwahrscheinlich, dass Anbieter ihre Preise erhöhen, um unter Auflagen wie der 60-prozentigen Maximal-Auslastung wirtschaftlich arbeiten zu können.

„Es gab deutschlandweit kleine Preiserhöhungen. Wir wissen, dass sich aufgrund der hohen Nachfrage an der Küste die Preise verdoppelt haben“, berichtet sie. „Im Harz gehe ich nicht davon aus, dass wir solche Preissteigerungen verzeichnen werden.“