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Hochwasser Hochwasserbaustelle im Harz wird überflutet

Land unter an der Hochwasserbaustelle in Veckenstedt: Die Ilse ist wegen des Dauerregens aus der derzeitigen Verrohrung ausgebrochen.

Von Katrin Schröder 16.10.2020, 01:01

Veckenstedt l Das Wasser rauscht lautstark, mit hoher Geschwindigkeit bahnt es sich seinen Weg an den Verbauboxen vorbei, die mitten im Flussbett liegen. Drei der tonnenschweren Bauteile hatten die Ilse bisher zurückgehalten, doch angesichts des Dauerregens hielten die Barrieren nicht stand. Am Donnerstagmorgen durchbrach der Fluss die Absperrungen, die ihn bisher an der Baustelle für die neue Brücke vorbeigeleitet haben. Im Laufe des Tages haben Mitarbeiter der beauftragten Baufirma die Baustelle gesichert.

Seit dem Frühjahr wird an der früheren Furt zwischen dem Ort und dem Landschulheim Grovesmühle eine Flussquerung errichtet, die auch Landmaschinen den Weg über die Ilse ermöglicht. Parallel dazu soll das Flussbett umgestaltet werden, was dem Hochwasserschutz dienen soll (die Volksstimme berichtete). Federführend für das Projekt ist der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW).

Für die Bauzeit wurde der Fluss durch zwei Rohre an der Baustelle vorbeigeleitet, erklärt Franz Senger vom Sachgebiet Bau und Planung beim LHW. Viele Anwohner, die am Donnerstag die Havarie am Flussufer beobachteten, waren sich einig: Das konnte nicht gut gehen – viel zu klein seien die Rohre, um bei Regen das Ilsewasser komplett aufzunehmen. Franz Senger widerspricht ihnen nicht, sondern sagt: „Wir haben damit gerechnet.“ Die beiden DN800er Rohre, die für die Umleitung der Ilse eingebaut wurden, seien „nicht für den Abfluss eines Hochwassers dimensioniert“. Das habe seinen Grund: „Wir haben dort wenig Platz“, so Senger. Leitungen für Strom, Gas und Internet sowie der Mühlgraben erlaubten es nicht, größere Durchlasse zu errichten.

Ein richtiggehendes Hochwasser war jedoch am Donnerstag nicht zu verzeichnen. Ab Mittwochabend gegen 18 Uhr stieg der Ilsepegel mit Schwung an. Kurz vor Mitternacht hatte er die erste Warnstufe bei 150 Zentimetern erreicht und kletterte nach anhaltenden Regenfällen weiter. Am Donnerstag hatte er in den Mittagsstunden bei 170 Zentimeter seinen aktuellen Höchststand erreicht. Als parallel dazu der Niederschlag aufhörte, trat auch der Pegelstand seinen Rückzug an.

Auf verstärkten Wasserzufluss habe man sich aber eingestellt, berichtet Franz Senger. „Ein Überspülen der Baugrube ist im Hochwasserfall ohnehin vorgesehen.“ Dieser Fall sei in die statischen Berechnungen einbezogen worden. „Die dort befindlichen Spundwände sind für diesen Lastfall bemessen.“ Dass die Verbauboxen jetzt ebenfalls weggespült wurden, sei zwar nicht vorhergesehen worden. Doch da die Ilse momentan in ihrem alten Bett fließe, seien „lediglich geringe Schäden an der Baugrube zu erwarten“, so Senger. Nachdem die Baufirma die Verbauboxen geborgen habe, werde sie auch die Böschungen sichern.

Zuletzt hatte sich auf der Baustelle wenig getan. Wegen „Personalengpässen“ hatten seit Ende August die Räder stillgestanden, bestätigt Senger auf Nachfrage. Zudem seien die Planungen „an die örtlichen Gegebenheiten angepasst“ worden. Grund dafür war die Beschaffenheit des Baugrundes. „Daher setzen wir mehr Spundwände als ursprünglich geplant.“ Man liege aber weiterhin im Zeitplan, versichert der LHW-Mitarbeiter. „Wir sind auf einem guten Weg, wie vorgesehen im Frühjahr fertig zu werden.“