Hochwasseropfer Bei Krügers und Co. wird aufgeräumt
Dem Volksstimme-Aufruf sind rund 50 Helfer gefolgt, sogar mit Transportern und Containern rücken sie bei den Krügers in Silstedt an.
Wernigerode/Silstedt l Der Aufruf in der Harzer Volksstimme und auf Facebook hat seine Wirkung nicht verfehlt. Punkt 10 Uhr stehen am Sonnabend in Silstedt Helfer vor dem Tor der Mühlenstraße 1A. Frauen und Männer aus dem Ort, aus Ilsenburg, Wernigerode und sogar aus Hasselfede sind gekommen, um bei dem Ehepaar Krüger anzupacken.
Das Hochwasser der Holtemme hat in Silstedt viele Bewohner betroffen, in zahlreichen Straße hat das Wasser meterhoch gestanden, Grundstücke und Keller sind förmlich abgesoffen. Birgit und Günther Krüger gehören zu jenen Mühlenstraßen-Bewohnern, die am Freitag nicht ein noch aus wussten. Vor allem fehlt es den Rentnern an helfenden Händen, um Keller, Schuppen und Hof von all den Dingen zu befreien, die durch das Wasser unbrauchbar wurden.
Am Sonnabendmittag dann endlich Land in Sicht auf dem Hof in der Mühlenstraße 1A. Nur die Garage ist noch voll, auch mit Schlamm „Trotzdem, wir sind so dankbar, jedem Einzelnen, der uns geholfen hat“, sagen Brigitte und Günther Krüger. Von der Welle der Hifsbereitschaft sind die auf die 66-Jährige und der 69-Jährige „schwer beeindruckt“.
Erst zehn, dann 20, am Ende sind es rund 50 Helfer, die in Silstedt anpacken. „Wir wollten wandern, doch hier zu helfen, erschien uns wichtiger“, sagt ein Ehepaar. Für Jugendliche, die unweit der Mühlenstraße wohnen, sei es ebenso selbstverständlich gewesen. „Wir waren vom Hochwasser zum Glück verschont.“ Eine andere Silstedterin: „Und wir sind fertig mit der Schlammschlacht. Da hilft man eben in der Nachbarschaft.“
Von zwei Seiten wird der Keller der Krügers leer geräumt. Es ist kaum noch Platz an der Einfahrt, als der erste Transporter vorfährt. Patrick Wohlmacher dirigiert die Männer zum Aufladen. Das gelingt perfekt, kein Wunder, der junge Mann ist Berufssoldat bei der Bundeswehr. Wenig später folgen Mario Schulze und ein Gerüstbauer aus Salzgitter mit ihren Transportern, von der Agrargenossenschaft kommt ebenso fahrbare Hilfe, bevor ein großer Container der Firma Wartmann in Stellung gebracht wird.
Längst sind die Helfer nicht nur bei den Krügers aktiv. Auch andere Hochwasseropfer wie das Ehepaar Stretzel profitieren von dem Hilfseinsatz. Das Hab und Gut von Marianne und Günter Stretzel ist von der Familie und Freunden aus Darlingerode bereits aus dem überschwemmten Haus geräumt worden. Nun landet es als Sperrmüll auf einem Anhänger.
Mittendrin, wie dieser tage stets, Silstedts Ortsbürgermeister Karl-Heinz Mänz (CDU). Er muss kaum noch eingreifen, seine Frau hat für die Helfer Kaffee gekocht und Parteifreund Uwe-Friedrich Albrecht Getränke besorgt. Die Räumaktion läuft wie am Schnürchen. „Ich bin sehr stolz auf meine Silstedter und dankbar für die tolle Hilfsbereitschaft“, sagt der 76-Jährige, der selbst Anerkennung verdient.
Seit Dienstag, als sich das Hochwasser bereits anbahnte, ist Karl-Keinz Mänz an den Brennpunkten unermüdlich unterwegs, organisiert Hilfe und unterstützt den Krisenstab mit Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) an der Spitze. Am Freitag verabschieden sie sich zwar in ein ruhigeres Wochenende und in einen verspäteten Urlaub, doch sind am Sonnabend alle wieder auf dem Plan.
Spontan haben sich am Nachmittag Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Innenminister Holger Stahlknecht (beide CDU) angekündigt. Sie mache sich bei einem Rundgang in Silstedt ein Bild über das Ausmaß der Hochwasserschäden, sprechen mit Betroffenen und sagen Unterstützung zu. Zudem loben sie die Leistungen der Wernigeröder und Silstedter bei der Krisenbewältigung. „Das war sehr professionell“, so der Ministerpräsident.
Die Stadt Wernigerode hat für Hochwassergeschädigte ein Spendenkonto eingerichtet.
Kontonummer: DE 04 8105 2000 0160 8800 41, Zahlungsgrund: „Hochwasser“