Bürgerinitiative meldet dringenden Gesprächsbedarf zu Bauvorhaben in Hasserode an Hotel-Anrainer sorgen sich um ihr Wohngebiet
Die Pläne für die künftige Nutzung der leerstehenden Hotelanlage in Hasserode bewegen die Anwohner. Sie fürchten weitere Einschnitte in ihrer Lebensqualität und haben im Rathaus dringenden Gesprächsbedarf angemeldet.
Wernigerode l Es reicht! So lautet die Überschrift eines Plakats, das in dieser Woche in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Hotelanlage "Stadt Wernigerode" aufgestellt wurde. Ergänzt ist das große weiße Schild mit den Forderungen, dass die verbleibende Wohnqualität sowie die Werte für Haus und Grund für den gesamten Ortsteil Hasserode geschützt werden. "Es geht uns nicht darum, eine touristische Nutzung des leerstehenden Hotels zu verhindern. Auch wollen wir kein zweites ¿Stuttgart 21\' hier", sagt Heinz Fänger von der Bürgerinitiative Hasserode und ergänzt: "Wir wollen ernst genommen werden."
Die Mitglieder der Bürgerinitiative haben sich nach dem Volksstimme-Beitrag vom Donnerstag an die Redaktion gewandt. Mit großer Aufmerksamkeit hätten sie das erstmals öffentlich beschriebene Vorhaben des Investors gelesen. Er will das zurzeit verwaiste Hotel "Stadt Wernigerode" in ein neues modernes "Hasseröder Burghotel" umbauen. Seiner Versicherung, dass das Gebäude nicht in die Höhe schießen werde, "trauen wir nicht", sagt Erik Lemke. Vor allem deshalb nicht, weil einige Mitglieder im Bauordnungsamt der Kreisverwaltung in die Planungsakte eingesehen hätten und diese anders interpretierten.
Von der Größe des Bauumfangs für das künftige "Hasseröder Burghotel" seien sie überrascht gewesen. Bis dahin seien sie davon ausgegangen, dass der Hotelturm um zwei bis drei Etagen abgetragen werde. "Nun sehen wir uns mit einem Ausbau der Dachterrasse, Anbauten für weitere Hotelbetten, Tiefgarage und Veranstaltungssaal konfrontiert." Hinzu komme, dass die Beschreibung der Nutzung ihre Ängste geschürt habe. "Neben der Aufstockung der Bettenkapazität von 258 auf 406 fürchten wir vor allem, dass das Wohngebiet am Langen Stieg und den umliegenden Straßen die Belastungen durch die regelmäßige Ausrichtung von Veranstaltungen nicht verkraften wird", sagt Dietrich Rahner.
Mit den 145 Ferienhäusern und den Freizeiteinrichtungen im angrenzenden Hasseröder Ferienpark "ist das Wohngebiet hinsichtlich des Verkehrsaufkommens und der Lärmbelästigung an die Grenze gestoßen", so Michael Fellbaum. "Was wird folgen, ein Ferienmekka wie Bispingen oder Heide-Park?" Auf die in den Raum gestellte Frage von Andrea Fellbaum sagt Gerhard Stein: "Dafür müsste nur die Gartenanlage Nesseltal weg." Die Angst unter den Schrebergärtnern davor sei groß, zumal die Stadtverwaltung noch immer nicht über das Ergänzungsverfahren informiert habe, wie die Kleingartenflächen künftig genutzt werden sollen. "Das Schuldanpassungsgesetz läuft im Oktober 2015 aus, dann sind unsere Rechte zu den Pachtverträgen mit der Stadt hinfällig", betont Gerhard Stein. In einem Schreiben an das Rathaus melden die Gartenpächter gemeinsam mit der Bürgerinitiative ihren dringenden Gesprächsbedarf an. Sie möchten vom Oberbürgermeister und möglichen Investoren informiert werden. Hilfe haben sie bereits von Stadträten signalisiert bekommen.
Auf Volksstimme-Nachfrage erklärten Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) und der Investor Frank Kasselmann ihre Gesprächsbereitschaft. "Wir nehmen die Sorgen der Hasseröder schon ernst", sagt Gaffert. Der Investor, der sich bisher nur das Vorkaufsrecht gesichert habe, wolle "zumindest über spruchreife Details informieren".