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Anwohner fürchten um ihre Lebensqualität - Investor gibt Volksstimme Einblick ins Vorhaben Hotel-Plan bringt Hasseröder auf die Palme

Von Jens Müllerund Regina Urbat 29.03.2012, 03:18

Das ehemalige Hotel "Stadt Wernigerode" in Hasserode soll um- und ausgebaut werden. 70 Arbeitsplätze könnten neu entstehen. Anwohner befürchten aber Einschnitte in ihrer Wohn- und Lebensqualität.

Wernigerode l Ärger in Hasserode: Die Bewohner im Langen Stieg sind sauer, weil sie bislang nicht wie von der Stadtverwaltung einst beim Bau des Ferienparks zugesichert, über den geplanten Umbau des alten Hotelkomplexes "Stadt Wernigerode" informiert worden sind. Volksstimme-Leser Dietrich Rahner, Frank Schröder und Udo Scharmacher kritisieren außerdem das Abpumpen des angrenzenden Teiches und befürchten die gezielte Vernichtung eines Biotops.

Auf Volksstimme-Nachfrage gibt Ulrich Eichler, Umweltbeauftragter der Stadtverwaltung, aber Entwarnung. Der Teich enthalte auch nach dem Absenken des Wasserspiegels von rund zwei Metern noch genug Wasser, um das Laichen der Erdkröten zu gewährleisten. Auch für die in dem Teich lebenden Karpfen bestehe keine Gefahr.

Problematischer stellt sich für ihn allerdings dar, dass die Amphibienzäune nicht durchgängig in den Gärten am Langen Stieg aufgestellt werden konnten. "Sie sind gerade dort schwierig zu installieren", so der Umweltexperte. Zu viele der zum Laichgewässer wandernden Erdkröten würden von Autos überfahren. "Dort ist ein Amphibienleitsystem notwendig", so Eichler. Unterstützung erhält er dabei von Unternehmer Frank Kasselmann, der bereits den Bau eines Krötentunnels angekündigt hat.

"Das Hotel wird nicht in die Höhe schießen."

Kasselmann ist jener Investor, der das zurzeit leerstehende Hotel "Stadt Wernigerode" zum "Hasseröder Burghotel" umbauen möchte. Seit im Internet Pläne zum Ausbau der Anlage, die in den 80-er Jahren als FDGB-Heim "Hermann Matern" gebaut worden war, auftauchten, kursieren die wildesten Gerüchte in Oberhasserode. Dabei versichert der Hotelier: "Das Gebäude wird nicht in die Höhe schießen, und es entsteht auch keine Mehrzweckhalle für 1000 Besucher", so Kasselmann.

Nach seinen Angaben ist geplant, das Hotel komplett zu entkernen sowie die neunte und zehnte Etage auszubauen, damit unter anderem die darunterliegenden undichten Decken verschlossen werden können. An das bestehende Bettenhaus soll ein vierstöckiges Gebäude angebaut werden. Dadurch entstehen 24 neue, zum Teil behindertengerechte Zimmer. Damit erreiche das künftige "Burghotel" eine Bettenzahl von 406. Bisher war die Kapazität mit 258 Betten angegeben worden. Die Erhöhung komme neben dem besagten Neubau ausschließlich durch eine Neuaufteilung der Zimmer zustande. "Wir streben dabei eine Doppelbelegung mit Kinderbetten an", so Frank Kasselmann.

Wie er weiter informiert, ist auch der Anbau eines Veranstaltungs- und Speisesaals geplant. Kasselmann betont, dass dieser Saal für die Unterhaltung und Verpflegung der Gäste des Hotels sowie des benachbarten Hasse-röder Ferienparks gedacht ist. Unter dem Saal soll eine Großgarage mit 98 Parkplätzen gebaut werden. Hinzu kommen weitere 194 Parkplätze auf dem rund 23000 Quadratmeter großen Außenbereich, die laut Kasselmann auch amtlich vorgeschrieben sind. Die Parkflächen werden mit "begrüntem Pflaster" ausgestattet und nicht betoniert.

Eine "sehr starke Reduzierung der vorhandenen Flora und Fauna", wie es in einem Flugblatt einer Bürgerinitiative heißt, sieht Kasselmann nicht. "Denn trotz der Verbotsschilder ist das Gelände von wucherndem Rasen, Hundekot, Gestrüpp und Müll übersät. Alle geplanten Bauarbeiten sehen eine begrünte und gepflegte Hotelanlage vor", so der Unternehmer. Inklusive dem großen Teich.

Wie Kasselmann erklärte, ist das Wasser dort "kontrolliert abgesenkt" worden, um den Uferbereich zu untersuchen. Dabei trat auch einiger Müll zu Tage: unter anderem ein Moped und mehrere Fahrräder. Überrascht war er, dass der Teich an der tiefsten Stelle mehr als neun Meter misst.

Die ehemalige Baugrube - ursprünglich sollten Ende der 80-er Jahre neben dem jetzigen Hotel noch zwei weitere neunstöckige Hoteltürme entstehen - werde auch nach dem Umbau als Teich weiterbestehen. Etwa ein Viertel der Fläche weiche allerdings dem geplanten Parkdeck.

Auf Nachfrage bei der Wernigeröder Stadtverwaltung hieß es, dass die Mitglieder des Bauausschusses in ihrer nächsten Sitzung über das Vorhaben informiert würden. Das Genehmigungsverfahren selbst laufe über die Harzer Kreisverwaltung. Die geplante Investitionssumme soll sich in zweistelligem Millionenbereich bewegen. Die Rede ist außerdem von 70 neuen Arbeitsplätzen.