Kulturstiftung Wernigerode übernimmt die für 1,2 Millionen Euro sanierte alte Walkmühle Ins Schiefe Haus zieht neues Museum ein
Die Stadtverwaltung hat es saniert, die Kulturstiftung Wernigerode erfüllt das Schiefe Haus mit neuem Leben. Gestern besiegelten beide Seiten die Zukunft eines der prägnantesten Häuser der Stadt: als Museum.
Wernigerode l In Zeiten, in denen staatliche Zuschüsse für Kunst und Kultur immer häufiger in Frage gestellt werden, wird in Wernigerode ein neues Museum eröffnet - im Schiefen Haus. Zum Museumsfrühling am Sonnabend, 24. März, wird es offiziell seiner Bestimmung übergeben. Bereits gestern wurden die Weichen für die Zukunft eines der prägnantesten Häuser der Stadt gestellt: Oberbürgermeister Peter Gaffert gab das Fachwerkensemble, zu dem auch das Nachbargebäude Klintgasse 3 zählt, in die Trägerschaft der Kulturstiftung Wernigerode. Sie wird künftig den Museumsbetrieb übernehmen sowie ihre Verwaltung dort unterbringen.
"Es ist schon ein ganz besonderes Modell, dass die Stadt ihre Attraktion in private Hände gibt", so Stiftungsvorstand Rainer Schulze. Denn gerade in Zeiten, in denen das Finanzaufkommen einer Stadt begrenzt ist, könne sie damit weiter ihr hochwertiges kulturelles Angebot aufrechterhalten. Im Fall des Schiefen Hauses werden das gleich fünf verschiedene Ausstellungen sein. In Zusammenarbeit mit den Harzer Schmalspurbahnen, die in diesem Jahr ihr 125. Jubiläum feiern, präsentiert der Fotograf Olaf Haensch seine "NachtZüge". Ein fester Platz wird in der ersten Etage dem Schaffen Paul Renners (1878-1956), dem Erfinder der Schriftart Futura, eingeräumt. Einem weiteren Harzer Erfinder widmet sich ein zweiter Ausstellungsraum: Karl Blossfeldt (1865-1932). Der gebürtige Schieloer gilt als Begründer der Makrofotografie und wurde vor allem durch seine streng-sachlichen Pflanzenfotografien bekannt. Im größten Ausstellungsraum sollen künftig wechselnde Fotoausstellungen stattfinden. Zum Auftakt zeigt Jonas Ludwig Walter Fotografien vom Abriss des Kernkraftwerks Stendal.
Um auch einem jungen Publikum das Schiefe Haus näherzubringen, werden im Erdgeschoss mehrere funktionstüchtige, wassergetriebene Mühlenmodelle gezeigt. Hergestellt wurden sie in der Oskar Kämmer Schule. Historische Aufnahmen aus Wernigerode ergänzen den Ausstellungsbereich im Untergeschoss.
Der künftigen Nutzung als Museum und als Verwaltungsgebäude der Wernigeröder Kulturstiftung sind umfangreiche Sanierungsarbeiten vorausgegangen. Seit November 2008 wurden an den historischen Gebäuden unter anderem Dächer saniert, Balken ausgetauscht, die Statik verbessert sowie Fenster und Treppen erneuert. Gesamtkosten: rund 1,25 Millionen Euro.
Während das Schiefe Haus um 1680 als Walkmühle der Tuchmacher errichtet wurde, ist das benachbarte Haus an der Klintgasse 3 noch etwa 100 Jahre älter.
Mehr Informationen zum neuen Museum im Schiefen Haus unter www.schiefeshaus.de