TV-Umstellung bereitet vielen Rentnern Sorgen und macht erfinderisch: Kaffeedose wird zur Antenne
Es ist in aller Munde: Vor einigen Tagen wurde das TV-Kabelnetz in Wernigerode umgestellt. Zahlreiche Fernsehprogramme mussten den Sendeplatz wechseln, andere widerum sind nur noch digital zu empfangen. Vor allem bei Rentnern ist die Verunsicherung sehr groß.
Wernigerode. Mit der Fernbedienung stellt Gisela Hahn von einem Fernsehprogramm zum nächsten. Meist bleibt die Mattscheibe jedoch schwarz. Kein Wunder, denn trotz Umstellung auf das große Programmpaket des Kabelanbieters haben sie und ihr Mann Karl-Heinz den Programmsuchlauf noch nicht gefunden. "Das ist uns einfach zu viel Technik", so Karl-Heinz Hahn schulterzuckend.
Das Ehepaar hofft nun auf Unterstützung aus der Verwandtschaft. Professionelle Hilfe wollen die beiden wegen des hohen Preises nicht in Anspruch nehmen. "Ein Bekannter hat sich bereits versucht", erzählt Gisela Hahn, "er ist aber gescheitert." Bisher nimmt das Ehepaar dies mit Humor. Karl-Heinz Hahn lachend: "Wenn nichts klappt, hören wir halt nur noch Radio."
Allerdings nimmt nicht jeder Rentner die Umstellung im TV-Kabelnetz so gelassen hin. "Viele sind verärgert", weiß Renate Schulze, die als Vorsitzende der Seniorenvertretung der Stadt oft angesprochen werde. Immerhin muss mit der Umstellung auf ein großes Programmpaket im Vierteljahr der dreifache Preis für den Kabelanschluss bezahlt werden. Das kleine Paket wird vom Kabelnetzbetreiber nicht mehr angeboten. "Senioren mit einer kleinen Rente haben daran finanziell sehr zu knapsen", ärgert sich die Vorsitzende. Dabei werde die Vielzahl der Fernsehprogramme, die mit dem großen Programmpaket zur Verfügung stehen, von der älteren Generation nicht genutzt. "Man guckt die gleichen Kanäle wie vorher, bezahlt dafür aber mehr Geld", fasst die Vorsitzende den Unmut vieler Rentner in ihrem Umkreis zusammen.
Renate Schulze selbst ist in ihren eigenen vier Wänden erfinderisch geworden: Mit einer auf der Unterseite einer Kaffeedose magnetisch fixierten Stabantenne hat sie sich ihre eigene Zimmerantenne gebastelt. "Man muss sich nur zu helfen wissen", schmunzelt die Wernigeröderin und fügt hinzu: "Den Tipp habe ich von einem Nachbarn."
Die 74-Jährige kennt aber auch die Alternativen wie DVB-T und Satellitenschüssel. Für Letztere müsse der Vermieter um Erlaubnis gefragt werden, und der Empfang von DVB-T sei regional unterschiedlich (siehe Infokasten).