Familiengeschichte Kommt er aus Harzgerode? 48-Jähriger sucht seinen Vater im Harz
Mike Rietzschel aus Dresden möchte seinen leiblichen Vater finden. Er wähnt ihn im Harz. Mehr Anhaltspunkte hat er nicht.

Harzgerode/MZ - „Ich habe lange überlegt, ob ich’s mache“ – ob er den Schritt in die Öffentlichkeit geht –, „aber ich sehe nur noch diese Möglichkeit“, sagt Mike Rietzschel. Der Dresdner möchte so seinen leiblichen Vater ausfindig machen. Dieser soll in Harzgerode oder Umgebung leben oder gelebt haben. „Ich probiere schon eine ganze Weile, ihn zu finden“, erklärt Rietzschel.
Nach dem Tod seiner Pflegeoma vor zwei Jahren ist sein Wunsch, die eigenen Wurzeln zu ergründen, noch größer geworden. Doch die dünne Informationslage macht es ihm schwer. Rietzschel kennt seinen Vater nicht. Er weiß nicht, wie der Mann heißt, geschweige denn, ob der überhaupt einen Schimmer davon hat, dass er vor fast 49 Jahren Vater geworden ist.
Also wie suchen – ohne Namen? Fragen kann er niemanden mehr. Sowohl seine leibliche Mutter als auch deren Eltern, seine Großeltern, sind inzwischen tot. Sie haben ihm nichts über den Vater gesagt. Zu anderen Verwandten hat er keinen Kontakt.
Eine einzige verwertbare Information
Was klar ist: Seine Mutter, Helga Rietzschel, geboren am 23. September 1953, stammt aus Harzgerode. Ihr Mädchenname war Gierschner. In Freital – das liegt südwestlich vor den Toren Dresdens – fand sie schon früh eine neue Heimat. Und zwar noch, bevor ihr Sohn Mike zur Welt kam.
Dass Mike Rietzschel seinen leiblichen Vater dennoch im Harzgeröder Raum und nicht in Sachsen wähnt, führt er auf eine Aussage seiner Oma, Helga Rietzschels Mutter, zurück. Sie kannte das Geheimnis der Tochter. Die Oma habe ihm einmal gesagt, dass sein Vater jemand aus Harzgerode sei, und sie ihn hin und wieder beim Einkaufen gesehen habe, erklärt er. Das allerdings ist inzwischen auch schon viele Jahre her, aber so gesehen die einzige verwertbare Information.
Mutter war 1972 zu Besuch in Harzgerode
Für Mike Rietzschel ergibt sich daraus, dass seine Mutter um den April 1972 herum bei ihren Eltern in Harzgerode zu Besuch gewesen sein muss. Er geht davon aus, dass sie dort auch irgendwann seinen Vater kennengelernt hat. Denn Mike Rietzschel wurde am 14. Januar 1973 in Quedlinburg – also vermutlich ebenfalls während eines Heimatbesuchs seiner Mutter – geboren. Die war, wie ihr Sohn beschreibt, damals groß, „kräftig gebaut, aber nicht dick“ und blond gelockt; sie arbeitete in Freital in einer Stanzerei.

Als Kleinkind war Mike Rietzschel kurzzeitig im Kinderheim in Meißen. Die Gründe dafür liegen im Dunkeln - wie so vieles in seiner Lebensgeschichte. Lange musste er aber nicht im Heim bleiben. Die Mutter seines „Stiefvaters“ – Helga Rietzschel kam nach der Geburt ihres Sohnes mit ihm zusammen, verheiratet waren beide nicht –, übernahm die Pflegschaft. Bei ihr wuchs er auch auf. „Wir hatten ein gutes Verhältnis“, sagt Mike Rietzschel, für den seine Pflegemutter immer die Oma geblieben ist – das war schon ihrem Alter geschuldet.
Kontakt bestand auch zu seiner Mutter, in der Regel einmal wöchentlich. Und später „war ich für sie da, wenn es ihr schlecht ging“, sagt Mike Rietzschel. Vor einigen Jahren wurde sie schwer krank, starb 2014 mit nicht einmal 61 Jahren. Die Antwort, die ihr Sohn gern noch von ihr gehabt hätte, die bekam er nicht. „Ich habe meine Mutter nach meinem Vater gefragt“, sagt Mike Rietzschel. Mehrfach. „Aber da kam nichts. Als ich das letzte Mal gefragt habe, hat sie gesagt, sie werde das mit ins Grab nehmen.“
„Es würde mir sehr viel bedeuten“
Nun hofft der 48-Jährige auf Hinweise aus Harzgerode. Bestenfalls erkennt sich sein Vater wieder, meldet sich. Ihn kennenzulernen – „es würde mir sehr viel bedeuten“, sagt Mike Rietzschel, der heute selbst Vater dreier Kinder – die Jüngste ist 14 – ist. Die Suche – er müsse damit nichts aufarbeiten: „Ich bin gut klargekommen“, auch ohne im herkömmlichen Familienkonstrukt aufgewachsen zu sein. Trotzdem „war man die ganze Zeit für sich, obwohl man weiß, da gibt es wen“.
Wer mit Rietzschel in Kontakt treten möchte oder Hinweise hat, kann sich an die Redaktion der MZ wenden - E-Mail: susanne.thon@mz.de, Telefon/WhatsApp: 01609/7 94 77 76. Nachrichten beziehungsweise Kontaktdaten werden umgehend weitergeleitet.