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Stammzellenspender Lebensretter aus dem Harz: Warum sich ein Student für einen Fremden operieren lässt

Ein Student aus Hasselfelde hat mit einer Stammzellenspende vermutlich ein Leben gerettet. Warum er sich registrieren ließ und wie er sich nach der Spende fühlt.

Von Jörg Niemann 15.06.2024, 14:45
Dr 23-jährige Sportstudent Vincent Köhler im März diesen Jahres bei seinem Aufenthalt in der Spezialklinik für Stammzellenspender in Dessau.
Dr 23-jährige Sportstudent Vincent Köhler im März diesen Jahres bei seinem Aufenthalt in der Spezialklinik für Stammzellenspender in Dessau. Foto: Familie Köhler

Hasselfelde/Ilsenburg. - Vincent Köhler ist 23 Jahre alt und angehender Sportwissenschaftler. In Hasselfelde lebend und in Ilsenburg sowie Goslar als Personal Trainer nebenbei arbeitend, kann sich Vincent Köhler trotz seines jungen Alters als Lebensretter fühlen. Im März hat er Stammzellen gespendet.

Grund für die Spende war die Bereitschaft des Studenten, kranken Menschen zu helfen. Und dann hatte Vincent Köhler vor einigen Jahren, seinerzeit noch Schüler des damaligen Gerhart-Hauptmann-Gymnasiums in Wernigerode, im Rahmen des Bio-Leistungskurses an einer Informationsveranstaltung zur Stammzellenspende teilgenommen. „Im Anschluss an die Veranstaltung haben sich fast alle Mitschüler in eine Liste möglicher Spender eintragen lassen - eingedenk der Tatsache, dass der Prozentsatz der letztlich tatsächlichen Spender sehr gering ist“, erinnert sich der Student.

Gespräche im Spendenzentrum in Dessau

Dass es tatsächlich selten zur Spende kommt, es dennoch aber jeden treffen kann, das erlebte Vincent Köhler Ende 2023. Er wurde von der Spenderdatei angeschrieben und gefragt, ob seine als Gymnasiast erklärte Spendenbereitschaft noch gelte. Der Hasselfelder bejahte. Kurz darauf erhielt er eine Einladung ins Spendenzentrum nach Dessau. Dort folgten Gespräche, Untersuchungen und zuletzt kurzzeitige Krankenhausaufenthalte. An deren Ende wurden dem jungen Mann Stammzellen entnommen und - so ist sich Köhler sicher - einem schwerkranken Menschen verabreicht, der dadurch vielleicht weiterleben kann.

„Der Empfänger meiner Stammzellen bleibt vorerst geheim. Nur die direkt involvierten Mediziner wissen Bescheid. Das ist sicher mit den medizinischen Risiken und den Krankheitsverläufen erklärbar. Für mich fühlt sich meine Spende aber gut an, denn vielleicht habe ich tatsächlich durch meine Spende dazu beigetragen, ein Leben, vielleicht sogar das eines schwerkranken Kindes, zu retten,“ so Vincent Köhler.

Daher könne er es sich durchaus vorstellen, noch einmal zu spenden, so der Oberharzer . Mehr als zweimal, so sagte er, soll dies aber momentan nicht erlaubt sein.

Dank an Ärzte, Krankenschwestern und Unterstützer

Der 23-Jährige hat seine Spende übrigens sehr gut überstanden. Er legt Wert darauf, all denen zu danken, die ihn während des gesamten Prozesses bis zur Spende begleitet haben. Das waren sehr viele Ärzte, Schwestern und weitere Unterstützer, bei denen er sich stets gut aufgehoben und wertgeschätzt gefühlt habe.

„Ich habe mich vom ersten Gespräch bis zur letzten Nachuntersuchung stets sicher gefühlt und kann jedem Unentschlossenen nur empfehlen, selbst einen Test auf mögliche spätere Spendentätigkeit zu machen. Motiviert hat mich schon beim ersten Stäbchentest, dass ich möglicherweise mit meinen Stammzellen Leben retten könnte. Dass es dann wirklich soweit kommen sollte, ist zwar Zufall. Aber ich habe mit dem Gedanken gespendet, dass ich damit helfen kann und froh wäre, wenn im Bedarfsfall auch für mich Stammzellen zur Verfügung stehen würden, die mein Leben retten könnte“, sagt der 23-Jährige, der übrigens auch über einen Organspendeausweis verfügt. Auch darüber, so argumentiert Vincent Köhler, sollte jeder einmal nachdenken.