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Medizinische Versorgung Silstedts Landarzt vor dem Umzug

Silstedts Arztparxis ist baufällig, ihr dauerhafter Betrieb ist gefährdet. Den Einwohnern am Nordrand des Harzes muss aber nicht bange sein.

Von Holger Manigk 10.12.2019, 00:01

Silstedt l Am kleinen Häuschen an der Harzstraße mitten in Silstedt hängt das Herz von Hausarzt Henrik Straub besonders. „Es ist meine erste eigene Praxis, seit ich sie Anfang 2000 übernommen habe“, sagt der Allgemeinmediziner. Inzwischen ist das 1648 errichtete Fachwerkgebäude – eines der ältesten im Wernigeröder Ortsteil – sogenannte Nebenbetriebsstätte von Straubs Praxis in Derenburg.

Sein Problem: Das Gemäuer, das schon als Dorfschule und Gemeindebüro diente, ist zunehmend baufällig, in den Wänden tun sich Risse auf. „Die ärztliche Versorgung aufrecht zu erhalten, ist unter diesen Umständen nahezu unmöglich“, sagt Straub, der die Räume von der Stadt Wernigerode gemietet hat.

Doch die 600 bis 800 Patienten pro Quartal aus dem Ort an der Holtemme und der Umgebung bis nach Minsleben, Benzingerode und Heimburg, die der 53-Jährige und sein Team in zwei wöchentlichen Sprechstunden behandeln, müssten sich nicht sorgen. „Im Sommer 2020 wollen wir in unsere neue Praxis ziehen“, berichtet der Heudeberaner.

Die soll ihren Platz in einem Neubau in der Mühlenstraße finden. Neben der Arztpraxis sind drei Mietwohnungen vorgesehen, erläutert Investor Tino Sobert auf Volksstimme-Anfrage. „Damit schließen wir die letzte Baulücke in dem Gebiet“, sagt der Silstedter.

Der Landarzt aus Leidenschaft plant, im Erdgeschoss des neuen Wohn- und Geschäftshauses zwei Sprechzimmer, einen Laborraum, ein Verbandsztimmer sowie eine Raum für die Patientenanmeldung unterzubringen. „Die technische Ausstattung bleibt die gleiche wie bislang in unserer Hauptpraxis in Derenburg und der aktuellen Nebenstelle an der Harzstraße“, sagt Straub.

Der Allgemeinmediziner hofft, den Umzug von der alten in die neue Silstedter Praxis übergangslos zu schaffen. „Damit sollte die ärztliche Versorgung in Silstedt mindestens für die nächsten zehn bis 15 Jahre gesichert sein“, gibt sich Straub zuversichtlich.

Generell wolle das Vorstandsmitglied vom Hausärzteverband und der Ärztekammer Sachsen-Anhalt nicht schwarz malen für den ländlichen Raum: „Die Rahmenbedingungen werden anspruchsvoller, aber wir müssen einfach neue andere Formen der ärztlichen Versorgung für die Dörfer finden.“

Seine Erfahrung mit Medizin-Studenten der Universität Halle und jungen Ärzten, die über das Weiterbildungssystem „Kompass“ (steht für „Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin Sachsen-Anhalt“) praktrische Erfahrungen in seinen Praxen im Harzvorland sammeln: „Die jungen Leute aus der Großstadt kommen meist mit ein paar Vorurteilen über das Landleben zu uns, lernen aber schnell das familiäre Miteinander schätzen“, berichtet Henrik Straub. Für ihn mache der Reiz des Daseins als Landarzt aus, Patienten „von der Wiege bis zur Bahre“ zu begleiten.